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Kolumne von Manfred Schnell, Vermögensmanager bei Aurum Vermögensmanagement GmbHSpannende Zeiten

ALSFELD. Nachdem sich zuletzt die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Finanzmarkt ausgewirkt haben, ist es nun der Krieg in der Ukraine, der alles überschattet. Wie er sich auswirkt und warum die Inflation uns noch weiter begleiten wird, erklärt Manfred Schnell, Vermögensmanager bei Aurum Vermögensmanagement, in der monatlichen Kolumne.

Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Eine Katastrophe jagt die andere. Jetzt, wo die Pandemie abebbt, erleben wir das nächste weltüberspannende Großereignis. Krieg in Europa. Jeder Krieg ist grausam und muss sofort beendet werden. Leider ist das nicht immer möglich.

Und der Michel ist wieder mittendrin. Die Lieferung der 5000 Helme an die Ukraine hat noch nicht die Wende gebracht. In das Baltikum abkommandierte Bundeswehrsoldaten frieren, da sie nicht mit genügend warmer Kleidung ausgestattet sind. Konnte ja keiner wissen, dass dort noch Winter ist.

Sanktionen sind richtig, wenn sie zu einer Deeskalation beitragen. Diplomatisches Fingerspitzengefühl und Kenntnisse über die Geschichte sollte unserem Spitzenpersonal in Berlin geläufig sein. Wenn man mit der Sensibilität eines Ambosses agiert, kann dieses Teil dem Michel schmerzhaft auf die Füße fallen.

Öl und Gas können knapp und teuer werden. Wenn mehr Geld für Benzin und Heizung ausgegeben werden muss, ist weniger für andere Dinge des Lebens übrig. Weiten Teilen der Welt schaden hohe Energiepreise. Wem nützen Sie? Öl und Gas produzierenden Länder bekommen jetzt bessere Preise für Ihre Produkte. Insbesondere die USA mit Fracking-Gas wird uns völlig selbstlos aus dem Energiedilemma retten. Wichtige Rohstoffe für unsere Industrie werden Mangelware und können weite Teile der Produktion lahmlegen. Ob Waren aus China zu uns gelangen, die über die neue Seidenstraße per Bahn transportiert werden, ist fraglich. Auch der Flugverkehr über Russland ist unterbrochen, so dass der Transport eiliger Güter nicht mehr vollständig funktioniert.

Das besonders scharfe Schwert SWIFT, welches den weltweiten Zahlungsverkehr ermöglicht, wurde zum Teil für Russland abgeschaltet. Das kann zu Zahlungsausfällen bei Unternehmen führen, die noch offene Rechnungen mit Russland haben oder eigene Produktionsstätten in dem Gebiet betreiben. Die russische Zentralbank kommt nicht mehr an Geldreserven im Ausland in Höhe von ca. 630 Mrd. Euro ran. Eine erste russische Bank mit Niederlassung in Österreich ist insolvent geworden und belastet den deutschen Einlagensicherungsfonds mit ca. 1 Mrd. Euro. Durch den SWIFT-Ausschluss von Russland arbeitet China mit Hochdruck an einer Zahlungsverkehrsalternative. Dazu verbünden sich China, Russland und Indien. Diese Länder vereinen ca. ein Drittel der Weltbevölkerung. Wie wird es dem US-Dollar ergehen, wenn er die Funktion der Weltleitwährung verliert?

Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Weizenproduzenten der Welt. Der arabische Raum, aber auch Westeuropa sind hier große Abnehmer. Die Lebensmittelpreise werden deutlich anziehen. Als Marie Antoinette in der französischen Revolution den Pariser Bürgern wegen den hohen Brotpreisen empfahl, statt Brot eben Kuchen zu essen, ist ihr das später gesundheitlich nicht bekommen. Der Michel fragt sich, ob bei den enormen wirtschaftlichen Ausfällen und einer neuen Verschuldungsorgie die Renten- und Sozialausgaben oder die Diäten sinken werden.

Was bedeutet das für das Ersparte?

Erstaunlicher Weise sind die Auswirkungen auf die Finanzmärkte weniger dramatisch als die politische Perspektive. Wenn hoffentlich die Krise in einigen Monaten endet, können sich die Finanzmärkte wieder sprunghaft nach oben bewegen. Die Zentralbanken werden wegen Versorgungsengpässen die Zinsen geringer anheben als vor der Krise erwartet. Daher wird uns die Inflation weiter begleiten. Das ist schlecht für die Spareinlagen und Kontoguthaben. Sachwertorientierte Anlagen werden weiterhin profitieren. Edelmetalle zeigen sich gerade in der Krise als stabiles Investment.

 

Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.

Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider.

Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Aurum Vermögensmanagement GmbH
Manfred Schnell
Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld

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