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Frauenpower: Charismatische Musical-Darstellerinnen im Garten der Villa RaabWenn „Sissi“ und „Arielle“ mit „Miss Saigon“…

ALSFELD (ol). Glasklare Stimmen, ausdrucksstarke Mimik und ergreifende Melodien – mehr als nur einen Gänsehautmomente erlebten am Wochenende die Gäste der ersten Alsfelder Open-Air-Musical-Night auf dem Gelände der Villa Raab. Vier junge Frauen hatten zu einer Show eingeladen, die sie selbst produzieren und damit nicht nur einen Einblick in die faszinierende Welt der Musicals gaben, sondern vor allem weibliche Musical-Rollen in den Focus setzten: mal berührend, mal mitreißend und immer voller Herzblut und Leidenschaft.

Zum Schluss gab es nicht umsonst Standing Ovations – der Lohn für die Deutschlandpremiere und den Mut, das erste Mal die geballte „Female Power“ unter freiem Himmel gezeigt zu haben. Die charismatischen Musical-Darstellerinnen, die sich vor einigen Jahren während ihrer Ausbildung an der Musical Akademie in Graz kennengelernt hatten, lieferten auf den Punkt ab – mehr, als man zugegebenermaßen von so jungen Frauen zwischen 25 und 30 Jahren erwartet hätte.

Alle Fotos: Anja Kierblewski

Nicht nur stimmlich überzeugten sie mal durch sanfte, klangvolle, resonanzreiche oder kräftige und laute Töne in allen weiblichen Tonlagen, auch schauspielerisch und tänzerisch verzauberten sie das Auditorium durch ihre Professionalität. Dabei bewältigten die Freundinnen, lediglich unterstützt von zwei Bühnen- und Tontechnikerdas rund dreistündige Programm alleine: Make-up, Haare, Kostüm- und Bühnenbild wechselten sie mit gefühlter Leichtigkeit und Schnelle, ohne dass ihnen auch nur ein Tropfen des Schweißens oder ein Ausdruck der Erschöpfung anzusehen war.

Ihre Spielfreude, ihre Liebe zur Musik und ihre Energie sprang aufs Publikum über – und nicht nur dann, wenn die Darsteller wie beim Einmarsch zu „Willkommen“ aus dem Musical „Cabaret“ bei dem Stimmungsmacher „We go together“ aus dem Musical Grease oder sich mit dem „Mama Mia Medly“ in Glitzerkostüm mit Schlaghosen unters Publikum mischten.

Facettenreiche Stimmen, unterschiedliche Musicals und lebhafte Tänze

Nach einem gelungenen ersten Set, für das die Schauspielerinnen aus der Villa heraus bereits entertainend die Bühne erklommen, nutze Kira-Luisa Reinhard als „Elisabeth“ aus dem gleichnamigen Musical das einmalige Ambiente der alten Jugendstilvilla, um von deren Balkon aus „Ich gehör nur mir“ zu intonieren. Von dort genoss sie auch – nach einem kurzen Szenewechsel zu ihren drei Kolleginnen mit den Stücken „Mrs De Winter bin ich“ aus „Rebecca“ und „All that Jazz“ aus dem Musical „Chicago“ auf der Bühne – als Éponine aus „Les Miserables“ mit „Nur für mich“ ein Bad im Publikum.

Dabei überraschte sie mit einer weiteren Facette ihrer brillanten Stimme – weich und mal wieder sehr gefühlvoll. Wobei, es wäre unfair, nur ihre Stimmvariabilität zu erwähnen, denn auch die anderen drei Sängerinnen – Elisa Maria Matzner, Lisa-Maria Sonderegger und Alica Wagner – fesselten die Blicke der Gäste durch ihre beeindruckende Stimmgewaltigkeit auf sich.

Während die Österreicherin Elisa Matzner tänzerisch und schauspielerisch sich vor allem durch sehr feminine Rollen hervortat, standen ihr Landsmännin Lisa Sonderegger durch ihre lebhafte Mimik und Alicia Wagner durch ihre einmalige Ausdrucksstärke in nichts nach.

Das machen, was Spaß bringt

Die Produktion, die Reinhard und Sonderegger mit ihrer eigenen The Musical Sound spielen, ist eigentlich für ein Dinner-Abend konzipiert, so dass sich das Musical-Festival über vier Sets am Abend aufteilte. Jedes Set war unvergleichbar, immer wieder überraschend und mitreißend – und manchmal auch etwas frech. Vor allem bei dem Titel „Schwul oder Franzose“ aus dem Musical „Natürlich Blond“, während dem Kira Reinhard Ausschau nach einem adretten Mann hielt, der Zufall wollte es, es war ihr in Alsfeld lebender Onkel, und dann doch nur einen „schwulen Franzosen“ fand, demonstrierte noch mal deutlich, um was es meist in Musicals geht: die Liebe, Freiheit und Ideale.

Einem oberflächlichen Ideal strebte zu Beginn des Abends gleich Lisa Sonderegger in der Rolle der Valerie Clarke aus „A Chorus Line“ nach – eine Schönheitsoperation für Brust und Po musste her, damit sie mehr Chancen auf dem Broadway hat. Dass das heute keine Rolle mehr spielt, um eine gefeierte Musical-Darstellerin zu sein, bewiesen die Mädels an dem Abend: nicht alle hatten die jahrzehntelang im Vordergrund stehenden klassischen Modelmaße, die angeblich eine Voraussetzung für Erfolg auf der Bühne war.

Die vier hinreißenden Frauen begeisterte durch ihren Sexappeal, ihr Schauspiel und vor allem ihren Gesang. Und darum gehts den Freundinnen auch bei ihrer Show: Sie wollen das machen, was ihnen Spaß macht und zeigen, dass Frauen in dem Genre Musical genauso gut und vermutlich sogar noch wandelbarer sind, als ihre männlichen Kollegen. Ihr Name ist nämlich Programm: „The Musical Sound of Female Power“

Weitere Eindrücke der Open-Air-Musical-Night

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