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Zeit des Abschieds: Kita Rodenberg feiert mit 27 Kindern GottesdienstGepflegt und Gedeiht wie zarte Pflanzen

ALSFELD (ol). „Sei behütet, auf deinen Wegen…“ tönte es im Garten der Kindertagesstätte am Rodenberg – gesungen von 27 Kindern und ihren Erzieherinnen. Eigentlich mehr für sich selbst, als für die eingeladenen Eltern, denn es war der Verabschiedungsgottesdienst der Vorklässler, der unter freiem Himmel stattfand. Danach trennten sich die Wege der Kinder, die Kinder kommen in unterschiedliche Schulen oder Klassen und sind so nicht mehr in der bekannten und sicheren Gemeinschaft der Amsel-, Spatzen-, Tauben- oder Schwalbengruppe. Sie gehen den nächsten Schritt ins Leben.

Drei besondere Jahre liegen hinter den Großen des Kindergartens, eineinhalb Jahre davon geprägt durch die Corona-Pandemie. Die Kinder mussten schneller selbstständig werden als die Kinder in den Jahren zuvor – eigenständig anziehen, Hygienemaßnahmen einhalten und nur in Kleingruppen spielen, basteln und lernen, erinnerte Kita-Leiterin Heike Schweiner an die letzten Monate, in dem die kirchliche Einrichtung auch teilweise ganz geschlossen beziehungsweise nur zur Notfallbetreuung geöffnet war. „Leider konnten wir auch nicht so viele Ausflüge machen, wie wir es sonst im letzten Kindergartenjahr machen“, bedauert sie. Waldkindergarten, Schnupperschule, Besuche bei der Polizei oder Feuerwehr und Mathematikum mussten ausfallen.

Davon hatte „Friedolin“ – die Handpuppe und immer Gast bei besonderen Anlässen im evangelischen Kindergarten – gar nichts mitbekommen, „Ich war schon ganz lange nicht mehr hier!“, stellte Friedolin, gesprochen von Kindergärtnerin Laila Lessig fest. „Gabs denn keine besonderen Anlässe mehr?“

Von Corona hat der kuschelige Kerl gar nichts mitbekommen, auch, weil seine Mama immer für ihn einkaufen gehen würde. Aber Erzieherin Petra Jäger, an dem Nachmittag in die Rolle eines Gärtners geschlüpft, klärte Friedolin auf und vor allem erzählte sie ihm anhand von Metaphern, wie großartig sich die Kinder entwickelt haben – wie Pflanze, die Wasser, Sonne und Liebe brauchen, um gut gedeihen zu können.

Mut machen in einer herausfordernden Zeit

Auch Pfarrer Theo Günther, für den Pfarrbezirk III der Alsfelder evangelischen Kirchengemeinde zuständig, gestaltete den Gottesdienst mit. Auch er wusste um die besonders herausfordernde Zeit der Kinder und machte ihnen Mut, dass sie nie alleine sind, denn Gott sei immer bei ihnen. Das brachten die Kinder mit dem Lied „Von oben und von unten, von vorne und von hinten, hältst du deine Hand über mir mein Gott, darum fürchte ich mich nicht…“ mit Gitarrenbegleitung durch Ulrike Fink-Mühlberger zum Ausdruck.

„Ihr kümmert euch jeden Tag um das Wichtigste in unserem Leben – um unsere Kinder!“ – begann Tina Schott im Namen der Eltern ihre Abschiedsrede und dankte den Erzieherinnen für so viel Empathie, Freundschaft, Achtung und Respekt, die sie die Kinder erfahren ließen und auch mit auf ihren weiteren Weg gegeben haben. „Ihr seid wichtige Bezugspersonen für unsere Kinder und ihr habt ihnen einen geschützten Rahmen gegeben, in denen die Kinder ungezwungen lachen und fröhlich, aber auch mal nachdenklich, traurig und wütend sein durften.“

Momentan überwiege bei den Kindern noch großer Trennungsschmerz darüber, Liebgewonnenes loslassen zu müssen. Doch die Erzieherinnen schlugen gekonnt eine pragmatische Brücke für die Wochen des Übergangs: Jedes Kind bekam zum Abschied ein Portfolio – eine persönliche Zusammenstellung vieler Erlebnisse, Bastel- und Malarbeiten sowie Fotografien der Kindergartenzeit – geschenkt, sowie eine von den Erzieherinnen selbst gebastelte, personalisierte Eigentumskiste, für die Schule, in denen die künftigen Erstklässler Dinge wie Schere, Kleber, Buntstifte oder andere mehr in der Schule gut verstauen können, um sie nicht jeden Tag im Schulranzen umher tragen zu müssen. Am Tag des Abschiedsnehmens von der Kindergartenzeit war die Kiste aber erstmal mit anderen Dingen gefüllt, die Erinnerungen wachhalten werden.

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