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Evangelisches Dekanat startet am Samstag Nachbarschaftsplattform im „Hohen Vogelsberg“Bücherwürmer, TauschRausch oder Nachbarschafts-Cinemathek

HERBSTEIN/GREBENHAIN/FREIENSTEINAU (ol). Schnell einmal einen Nachbarn besuchen, das ist schwierig in Pandemiezeiten. Auch das Vereinsleben steht weitgehend still, Treffen sind kaum möglich. In Herbstein, Grebenhain und Freiensteinau startet das Evangelische Dekanat Vogelsberg an diesem Samstag die Online-Plattform nebenan.de.

„Dörfer mit Zukunft“ nennt der Diakonie-Bundesverband sein Projekt, für das der „Hohe Vogelsberg“ als einer von sechs Standorten in Deutschland ausgewählt wurde. Die ersten 22 Nachbarn aus den drei Gemeinden haben sich dort bereits registriert, drei „Nachbarschaftsgruppen“ bereits gebildet: „Die Bücherwürmer“ tauschen Romane aus und treffen sich in Videokonferenzen zu gegenseitigen Buchvorstellungen, im „TauschRausch“ finden neuwertige Kleidungsstücke neue Liebhaber, auch eine Nachbarschafts-Cinemathek für Film-Freunde wird bereits angeboten, heißt es in der Pressemitteilung.

„Meine direkte Nachbarschaft kenne ich, da benötige ich keine Web-Unterstützung“, weiß Franziska Wallenta, Projektleiterin beim Evangelischen Dekanat Vogelsberg. „Doch spätestens im vierten Straßenzug oder nächsten Dorf wird es schwierig. Hier hilft die Plattform sehr, Gleichgesinnte kennenzulernen.“ Die Nachbarschaftsregion sei bewusst gemeinsam für die drei Kommunen geschnitten, „denn bei uns im ländlichen Raum müssen wir über die Dorfgrenze hinausdenken.“

Auch Vereine, Kirchengemeinden und andere Einrichtungen sind eingeladen, sich auf der Plattform zu registrieren und Infos wie Termine einzustellen. „Dann steht der Lauftreff nach der Feuerwehr-Übung und vor dem Gottesdienst: Das ganze Dorfleben wird abgebildet“, so Wallenta weiter.

„Probleme mit anonymen Störenfriede sind nicht zu erwarten“, verspricht Wallentas Kollege, Ralf Müller. „Denn registrieren kann sich nur, wer tatsächlich in einer der drei Gemeinden wohnt und sich mit vollständigem Echtnamen anmeldet.“ Versichern könne Müller auch, dass der Plattformbetreiber, die Good Hood GmbH in Berlin, den Datenschutz einhalte und nicht mit Daten handele: „Dafür steht der TÜV Saarland gerade.“ Deswegen habe sich auch der Diakonie-Bundesverband für die Kooperation mit diesem Dienstleister entschieden.

Das Projekt startet offiziell an diesem Samstag, dem 1. Mai. „Dann werden alle Haushalte der drei Gemeinden eine Einladung zum Mitmachen erhalten – kostenfrei natürlich. Mit dem dort angegebenen Code ist die Registrierung in drei Minuten erledigt“, ist Wallenta überzeugt. Die beiden Dekanatsmitarbeitenden sind jetzt schon gespannt, aus welcher Gemeinde die meisten Plattform-Anmeldungen kommen und welche kreativen Ideen beworben werden.

3 Gedanken zu “Bücherwürmer, TauschRausch oder Nachbarschafts-Cinemathek

    1. Ja und nochmals ja, Dieter Hamel! In dieser Ihrer Frage liegt doch die ganze Bitterkeit des verschmähten Kommentators. Denn würde sie gefragt werden, wenn sie nicht von der Erfahrung getragen wäre, dass der eigene Kommentar nicht berücksichtigt wurde, demnach also wohl unerwünscht war?
      Doch, auch ich musste diese Erfahrung so manches Mal machen. Mühsam zurecht gelutschte Bon(bon)mots und tagelange Recherchen fielen so durch den Spaltboden der OL-Redaktion in den Gülle-Sammler. Aber, Leute: Gebt mir genügend grüne Daumen, und ich reiche sämtliche Kommentare unter neuen Aliasnamen und Titeln nochmals ein. Wird das ein frohes Wiedersehen!

  1. Man nennt diese überdimensionierten Outdoor-Möbel am Wegesrand wegen der großen Bodenfreiheit gern „Baumelbank“, XXL-Bänke oder (im alpenländischen Raum) Güütschle (Ruheliegen). Die scheinen sich nicht nur zur Entspannung, sondern auch als coronagerechte Konferenzorte für maskenfreie Meetings zu eignen.
    Unabhängig davon ist das Projekt „Dörfer mit Zukunft“, für das der Diakonie-Bundesverband als einen von sechs Standorten in Deutschland den „Hohen Vogelsberg“ (leider nur einen Teil davon) ausgewählt hat, eine gute Sache. Das belegt auch die heutige Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums zu einer Forsa-Umfrage, die mit Förderung vom Bundesseniorenministerium im Januar und Februar 2021 erstellt wurde und die den Fragen nachging: Wie geht es den Ältesten in unserer Gesellschaft? Welche Bedürfnisse und Interessen haben sie? Fühlen Sie sich durch Corona einsamer?
    Ergebnisse: „Vor allem Alleinlebende und gesundheitlich eingeschränkte ältere Menschen sind tendenziell unzufriedener sowie einsamer und wünschen sich mehr Kontakt. Die Umfrage zeigt außerdem: Die ältere Generation kann inzwischen durchaus auch digital erreicht werden, um Einsamkeit entgegenzuwirken.
    […] Mehr als jede fünfte Seniorin und jeder fünfte Senior ab 75 sagt, dass er oder sie sich häufig oder zumindest hin und wieder einsam fühlt. Die Mehrheit von ihnen gibt an, dass dies erst seit Beginn der Corona-Pandemie der Fall sei. Besonders Alleinlebende, Hochaltrige und gesundheitlich stark eingeschränkte Menschen fühlen sich einsam. Regelmäßige wöchentliche Kontakte haben vier von fünf Befragten im Familien- und Freundeskreis und mehr als jeder Zweite auch mit Nachbarn, aber – zumindest in Corona-Zeiten – darüber hinaus kaum. Unabhängig vom eigenen Einsamkeitsgefühl ist das Bedürfnis nach Kontakt und Geselligkeit groß. Entsprechend sind Angebote zur sozialen Teilhabe bei Menschen ab 75 Jahre stärker gefragt als unterstützende Dienstleistungen.“

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