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KOLUMNE des Vermögensmanagers Mario EichenauerWirklich Höchststände im DAX?

ALSFELD (ol). Da der morgige Freitag ein Feiertag ist, gibt es bereits an diesem Donnerstag eine neue Kolumne von Aurum Vermögensmanagement in Alsfeld – dieses Mal von Vermögensmanager Mario Eichenauer. Die Kolumne im Wortlaut.

Der deutsche Aktienmarkt klettert von einem Rekord zum nächsten, dies hört man von Woche zu Woche über die Medien. Dies stimmt auch so weit, wenn man sich die von der deutschen Börse veröffentlichten deutschen Aktien-Indices anschaut. Was allerdings die wenigsten wissen: Die großen deutschen Aktien-Indices, allen voran der DAX als größtes deutsches Aktien-Barometer, werden als sogenannte Performance-Indices berechnet, zumindest diejenigen, welche uns jeden Tag in den Medien präsentiert werden.

Der DAX ist ein Performance-Index

Beim unserem DAX wird nämlich so getan, als ob die jährlich ausgeschütteten Dividenden der 30 im Index enthaltenen Unternehmen wieder direkt in den Index reinvestiert werden. Durch diese jährlich wieder direkt investierten Dividenden entsteht so zusagen ein Zinseszinseffekt.

Bei den einzelnen im DAX befindlichen Aktien werden diese am Tag nach der jährlichen Dividendenzahlung „Ex-Dividende“ gehandelt. Das bedeutet, dass beispielsweise eine Aktie, deren Kurs vor der Dividenden-Zahlung bei 100 Euro steht, bei einer Ausschüttung von drei Euro am nächsten Tag mit 97 Euro in den Handel startet. Diese Dividendenabschläge werden zwar in der Regel sehr schnell wieder vom Markt aufgeholt, aber doch sind sie erst einmal real und nicht jeder Investor wird im echten Leben die auf sein Konto ausgezahlte Dividende sofort wieder investieren. Für die Berechnung des DAX-Performance-Index jedoch gibt es diesen Dividendenabschlag einfach nicht, da dieser direkt wieder aufaddiert wird. Über die Jahre gerechnet ist dieser Zinseszinseffekt erheblich und sorgt für ein durchaus verzerrtes Bild im Vergleich zu den anderen globalen Indices.

Wie werden die anderen international bekannten Aktien-Indices berechnet?

Diese Vorgehensweise bei der Index-Berechnung des DAX wäre absolut in Ordnung, wenn man alle anderen globalen Indices auch so berechnen würde. Dies ist aber nicht der Fall. Egal ob es sich um den europäischen EuroStoxx50-Index oder die US-Indices Dow Jones und Nasdaq handelt, es sind alle sogenannte Kurs-Indices. Das heißt, bei dieser Berechnungsweise fällt ausschließlich die Kursentwicklung der im Index gelisteten Aktien ins Gewicht und die Dividende wird außen vorgelassen.

Selbstverständlich gibt es von allen Indices der Welt sowohl Berechnungen als Kurs- und Performance-Index, aber lediglich in Deutschland wird die Performance-Variante ins Schaufenster gestellt.

DAX-Kursgewinne i. H. von nur 3,30 Prozent in 21 Jahren!

Ob man es glauben will oder nicht – Sie können es gerne nachprüfen – konnte man vom 7. März 2000 (Tagesschlusskurs: 6.266,15) bis zum 31. März 2021 (Kurs: 6.474 um 13 Uhr) lediglich Kursgewinne von ca. 3,30 Prozent erzielen. Und das über die Gesamtlaufzeit und nicht pro Jahr! Inclusive Dividenden waren es dann immerhin ca. 82 Prozent Rendite mit dem Performance-DAX.

Mit Dow Jones Aktien konnte man im gleichen Zeitraum ca. 231 Prozent ohne Dividenden verdienen

Natürlich könnte man den unausgewogenen Branchen-Mix des DAX in die Waagschale werfen oder die vielen Wechsel der im DAX gelisteten Unternehmen. Letzteres ist allerdings in den anderen Indices auch passiert. Sicherlich kann man auch anmerken, dass im Dow Jones mehr Technologie-Aktien notieren, die in den letzten Jahren sehr viel besser als der Gesamtmarkt performt haben. Trotzdem kann man es Drehen und Wenden wie man will. Deutsche Aktien bzw. Unternehmen haben im internationalen Vergleich einiges an Boden in den letzten Jahren verloren.

Fazit:

Anhand der international gängigen Kurs-Indices lässt sich die reine Entwicklung der Unternehmenswerte viel besser ablesen. Natürlich sind aus Anlegersicht aber gerade die Dividenden das berühmte Salz in der Suppe. Durch den Vergleich der beiden Berechnungsmethoden lässt sich allerding sehr gut erkennen, dass gerade deutsche Unternehmen an der Börse eben nicht auf extremen Rekordlevels notieren, sondern man hat gerade mal das Hoch aus 03/2000 um 208 Punkte überboten. Vielmehr sind es die US-Aktien, die tendenziell als teuer einzustufen sind, gerade mit Blick auf die dortigen Unternehmensgewinne im Bezug auf die Kurse der Aktien (KGV). Von daher haben deutsche Aktien bei einer weiteren konjunkturellen Erholung durchaus das Zeug dazu, um ordentlich aufzuholen. Und das auch noch ganz ohne Währungsrisiken.

Aus meiner Sicht soll die Kernbotschaft allerdings lauten, dass man als Aktieninvestor sein Depot zwingend international ausrichten sollte, um über die Jahre gute Renditen zu erwirtschaften. Dies ist in der aktuellen Zeit, mit wieder anziehender Inflation, wichtiger denn je, um dem schleichenden Kaufkraftverlust entschlossen entgegen wirken zu können.

Der sogenannte „Home-Bias“, also das Übergewichten von Aktiengesellschaften mit Herkunft aus dem Land des Investors, ist nämlich leider ein sehr weit verbreitetes Phänomen.

Wie immer wünsche ich Ihnen ein gutes Händchen für Ihre persönliche Vermögensstruktur bzw. Aktienauswahl. Wenn Sie dafür Hilfe benötigen, rufen Sie uns gerne an.

 

Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.

Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider. Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Aurum Vermögensmanagement GmbH
Mario Eichenauer
Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld

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