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Zweiter Pflegestützpunkt im Vogelsberg in Alsfeld eröffnetKürzere Wege und mehr Zeit für intensive Gespräche

ALSFELD (ls). 2010 hat der erste Pflegestützpunkt im Vogelsberg eröffnet – an diesem Freitag, neun Jahre später, kam der zweite Stützpunkt im Kreis dazu: in Alsfeld am Ludwigsplatz und wieder in gemeinsamer Trägerschaft mit der AOK Hessen. „Die Wege werden für die Hilfesuchenden kürzer, und die Zeit kann mit den intensiven Gesprächen verbracht werden“, erklärte Landrat Manfred Görig zur Eröffnung.

Es war erst im Juni vor einem Jahr als die Entscheidung fiel. Damals einigte sich der Vogelsberger Kreistag darauf, dass neben dem bereits bestehenden Pflegestützpunkt in Lauterbach, ein zweiter dazu kommen soll – und zwar in Alsfeld. In einem gemeinsamen Antrag von Sozial- und Christdemokraten des Kreises hieß es, dass sich die Arbeit des Pflegestützpunktes verändert habe. Die Nachfrage sei gestiegen und der Kreis zu groß. Es müsse gehandelt werden. Gesagt, getan.

Erster Stadtrat Berthold Rinner bei der Eröffnung. Fotos: ls

Mittlerweile hat der Vogelsbergkreis einen zweiten Pflegestützpunkt bekommen, der am Freitagvormittag in Alsfeld eröffnete. „Allein in Alsfeld sind 2.173 Menschen älter als 75 Jahre – das sind etwa 13 Prozent der Bevölkerung der Stadt. Allein diese Zahl macht deutlich, vom welch unschätzbaren Wert die Beratungsstelle ist“, erklärte Alsfelds erster Stadtrat Berthold Rinner und brachte die Bedeutung des Stützpunktes damit auf den Punkt. Eine weitere Beratungsstelle tue, besonders angesichts des demographischen Wandels und der wachsenden Nachfrage, der Region gut und sei damit eine wichtige Anlaufstelle für die Bevölkerung. „So geht Zukunft“, sagte Rinner. Aber es sind nicht nur die älteren Menschen, die auf Unterstützung in der Pflege angewiesen sind. “

Soziale Hilfeleistung ist das Stichwort an den Pflegestützpunkten. Unter gemeinsamer Trägerschaft aus Kreis und der AOK Hessen wird dabei neutral, unabhängig und individuell zu eben diesem Themenblock informiert. Die verschiedenen Betreuungs- und Hilfsangebote für Pflegebedürftige jeden Alters, Leistungen der Krankenkassen, Fragen zur Unterstützung bei der Pflege oder bei der Finanzierung von eben solchen Betreuungsangeboten, der Pflegestützpunkt soll die Menschen unterstützen und ihnen offene Fragen beantworten – egal ob in den Räumlichkeiten oder aber per Hausbesuch.

Hier geht es rein zum neuen Pflegestützpunkt in Alsfeld am Ludwigsplatz.

Konzept hat die Erwartungen übertroffen

Dass das Konzept so gut anlaufe, damit habe man 2010 noch nicht gerechnet, wie Rolf Schkölzinger von der AOK erzählte. „Wir sind aber sehr froh, dass es so geworden ist“, erklärte er. Die Hausbesuche allerdings stellten die Mitarbeiter des Lauterbacher Pflegestützpunktes vor steigende Herausforderungen. Für die deutlich gewachsene Nachfrage waren die Wege durch den Kreis zu groß, um sich intensiv mit den Ratsuchenden auseinander zu setzen. Denn immerhin: über 1.500 Quadratkilometer messe der Kreis.

„Durch die steigende Nachfrage war es kaum noch möglich durch den ganzen Kreis zu fahren. Da konnten gut und gerne einmal mit Strecke und Beratungsgespräch vier Stunden in Anspruch genommen werden“, erklärte Mitarbeiterin Monique Abel. Das soll sich nun mit dem Alsfelder Stützpunkt ändern.

Mitarbeiterin Monique Abel.

Während der Standort in Alsfeld mit den drei neuen Mitarbeiterinnen Naomi Hedrich, Sonja Staubach und Claudia Vaupel die Kommunen Antrifttal, Schwalmtal, Feldatal, Alsfeld, Grebenau, Romrod, Kirtorf, Gemünden, Homberg Ohm und Mücke abdecken wird, geht es für den Lauterbacher Pflegestützpunkt nach Schlitz, Lautertal, Ulrichstein, Herbstein, Grebenhain, Schotten, Wartenberg, Freiensteinau und Lauterbach selbst.

„Die Wege werden damit für die Mitarbeiter und für die Ratsuchenden kürzer und die gewonnene Zeit kann für die intensiven Gespräche genutzt werden“, bestätigte auch Landrat Manfred Görig bei der Eröffnung. Bevor 2010 der erste Pflegestützpunkt eröffnete, habe es kaum ein Beratungsangebot gegeben. Mittlerweile sei die Nachfrage so hoch, dass ein zweiter Stützpunkt dringend benötigt wurde. „Das ist eine sehr gute Entwicklung“, freute sich Görig. Die beiden Pflegestützpunkte seien zwei von nur 26 in ganz Hessen.

Landrat Manfred Görig bei der Eröffnung.

Themen wie Netzwerkarbeit, Spezialisierung in den Beratungsbereichen oder die Angehörigenarbeit sind Ziele der Pflegestützpunkte für die nächsten Jahre. „Erst ist es wichtig uns zu finden und uns gemeinsam neu zu gestalten“, blickte Vaupel in die Zukunft des neuen Alsfelder Stützpunktes. Mit Herzblut sind die Mitarbeiter bei der Sache, ander, so erklärte es Sachgebietsleiter Hans-Dieter Hergert abschließend, sei diese schwere Arbeit auch nicht möglich.

2 Gedanken zu “Kürzere Wege und mehr Zeit für intensive Gespräche

  1. Gerade ältere Menschen, die noch keinen Pflegegrad haben, aber bereits erhebliche Einschränkungen ihrer alltagspraktischen Fähigkeiten spüren, erhalten auf ihre Fragen leider keine zufrieden stellenden Antworten, egal ob es nun eine oder zwei Pflegestützpunkte gibt. Denn für diese gibt es nach wie vor keinerlei organisierte Unterstützung, und wenn der Landkreis sich noch so große Mühe gibt, „gute Stimmung“ in dem Sinne zu verbreiten, dass für alle Lebenslagen vorgesorgt wäre. Das gleiche gilt für die Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Alles immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein (siehe https://www.oberhessen-live.de/2019/10/31/einen-tag-pause-vom-pflegealltag-nehmen-2/) oder Aufschneiderei. Die kreiseigene Karte der Nachbarschaftshilfe-Projekte täuscht ein dichtes Netz zumindest in der Hälfte der Kommunen lediglich vor (https://www.vogelsbergkreis.de/fileadmin/user_upload/Amt_fuer_Soziale_Sicherung/Sozialatlas/uebersicht_nachbarschafts_seniorenhilfen_18.jpg). Tatsächlich werden vielleicht einzelne Dörfer mit nachbarschaftlichen Dienstleistungen versorgt, aber nie sämtliche Stadt- oder Gemeindeteile. Und bunte Broschüren über den barrierefreien Umbau von Seniorenwohnungen (https://www.total-lokal.de/city/lauterbach/data/36341_39_01_18/index.html) sind ohne systematische persönliche Unterstützung der Senioren kaum umzusetzen, geschweige denn ohne erhebliche finanzielle Unterstützung bezahlbar. Fazit: Im Vorfeld eines hohen Pflegegrades, der vielfach gegen hinhaltenden Widerstand der „Gutachter“ mühsam erkämpft werden muss, gibt es kein akzeptables Hilfssystem, das es älteren Menschen ermöglicht, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben! Da nützt es gar nichts, sich vom Pflegestützpunkt genau das erzählen zu lassen.

  2. „Während der Standort in Alsfeld mit den drei neuen Mitarbeiterinnen Naomi Hedrich, Sonja Staubach und Claudia Vaupel die Kommunen Antrifttal, Schwalmtal, Feldatal, Alsfeld, Grebenau, Romrod, Kirtorf, Gemünden, Homberg Ohm und Mücke abdecken wird, geht es für den Lauterbacher Pflegestützpunkt nach Schlitz, Lautertal, Ulrichstein, Herbstein, Grebenhain, Schotten, Wartenberg, Freiensteinau und Lauterbach selbst.“
    Zwei ist doppelt so viel wie eins. Damit entfallen auf jede Beratungsstelle nur noch die Hälfte der Anfragen. Mhm. Nun hieß es aber, die Nachfrage nach Beratung sei so stark angestiegen, dass eine Beratungsstelle nicht mehr ausgereicht hätte. Nehmen wir mal an, die Fallzahlen hätten sich verdoppelt. Was wäre denn dann durch die zweite Beratungsstelle wesentlich besser geworden, vor allem wenn die Nachfrage weiterhin kontinuierlich ansteigt? Oder schauen wir uns mal die Standort-Auswahl an. Alsfeld und Lauterbach sind gerade mal 18 km voneinander entfernt. Haben sich die Entfernungen zur zuständigen Beratungsstelle durch den zweiten Standort Lauterbach und die Aufteilung der Zuständigkeiten durch zwei so dicht zusammen liegende Standorte wirklich wesentlich verkürzt? Von Ulrichstein nach Lauterbach sind es 22 km. Von Ulrichstein nach Alsfeld wären es aber auch nur ca. 25 km. Von Alsfeld nach Grebenau fährt man knapp 16 km. Von Lauterbach nach Grebenau rund 16 km. Der Vogelsberger „Speckrand“ wird offensichtlich wieder bestens versorgt. Das Hinterland mit den schlechten Verkehrsverbindungen guckt wieder in die Röhre. Also Leute: Pflegebedürftig werden bitte nur im Umkreis Alsfeld und Lauterbach. Ansonsten halbtot überm Zaun hängen, wie vorher auch.

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