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KOMMENTAR über den neuen Handymast in BernsburgAntrifttal muss beim Mobilfunk entscheiden, was es will

MeinungANTRIFTTAL (tsz). Seit Jahren sucht man in Bernsburg vergeblich nach einem Signal. Das soll sich jetzt ändern. Mobilfunk? „Ja, bitte!“ Die Technik dazu? „Bitte woanders hin!“, sagen die Bürger. Diese Unentschlossenheit schadet der ganzen Gemeinde. Die Kritiker sollten bedenken: Ohne funktionierendes Handynetz ist jede Kommune tot, findet OL-Redakteur Till Schmelz. Ein Kommentar.

Im Jahr 2006 veröffentlichte der Meister der Horror-Literatur, Stephen King, einen kleinen Roman mit dem Titel Puls. Darin geht es grob gesagt darum, dass ein Signal, das über Handys empfangen wird, jeden Menschen in ein blutrünstiges Monster verwandelt, der zu nahe an seinem Telefon hängt. Hört man sich die Stimmen der Bürger aus Bernsburg an, dann könnte man fast meinen, dass sie einen solchen Puls befürchten.

Es hätte bestimmt geholfen, wären die Vertreter der Politik und der Telekom bei der Bürgerversammlung zu dem Thema etwas besser vorbereitet gewesen. Ihre Erklärungen, warum der nun geplante Mast mitten im Dorf nicht schädlich sei, wirkten doch manchmal etwas zu lose und durcheinander. Dass es angeblich kaum Langzeitstudien zu möglichen Schäden durch Handystrahlung gibt, macht das Ganze nicht einfacher.

Jedoch hilft den Antrifttalern bei der Diskussion vielleicht einmal der Blick über den Tellerrand hinaus. An vielen Orten, wo man guten Netzempfang hat, kann man auch innerhalb einer Ortsgrenze einen Handymast entdecken. Und was sollen erst die Menschen in großen Städten sagen? Dort ist es gar nicht möglich, die Masten nur außerhalb aufzustellen. Zudem sollte man bedenken, dass die Politik Grenzwerte festgesetzt hat, die jeder Mobilfunkbetreiber zu unserem Schutz einhalten muss. Auch dabei gilt jedoch: Mehr Forschung über Wirksamkeit der Grenzwerte ist besser als weniger.

Eine Diskussion, ähnlich wie bei Windrädern

Es kommt also alles zu dem Punkt, an dem sich die Antrifttaler schlicht und einfach entscheiden müssen: Wollen sie mögliche Risiken durch Handystrahlung möglichst radikal vermeiden oder wollen sie endlich gescheiten Mobilfunkempfang haben? Bei dieser Zuspitzung muss man natürlich voraussetzen, dass die Telekom die Wahrheit sagt und der geplante Standort auf dem Dorfgemeinschaftshaus aus technischer Sicht tatsächlich der beste ist, um möglichst gut senden zu können – und nicht einfach nur der wirtschaftlichste, zum Beispiel.

Das jetzige Hin und Her erinnert an die sehr deutsche Diskussion zum Thema Energieerzeugung. Keiner will Atommeiler vor der Haustür, keiner ein Kohlekraftwerk – aber genau so wenig Solarparks oder Windräder in Sichtweite. Auf Strom verzichten will erst recht niemand. Doch das kann so zusammen nicht funktionieren.

Die ewige „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“-Einstellung droht zur Gefahr für unsere Gesellschaft zu werden. Wir brauchen erneuerbare Energien, weil wir sonst in 50 Jahren keine Landschaft mehr haben, die wir überhaupt noch verschandeln können. Und genauso brauchen wir vernünftige Mobilfunknetze, wenn wir zumindest etwas gegen das Aussterben der Dörfer tun wollen. Denn junge Menschen nehmen eher mögliche, wenig erforschte Risiken durch Funkmasten in Kauf, als von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.

4 Gedanken zu “Antrifttal muss beim Mobilfunk entscheiden, was es will

  1. Antrifttal muß gar nichts entscheiden. Antrifttal ist völlig egal. Es geht um die Menschen, die diesen armseligen Flecken Vogelsberg durchqueren. Und wie überall auf diesem Planeten eine Mobilfunkverbindung erwarten.

  2. Wer wissen will welche Gefahren von Mobilfunk-Sendeanlagen ausgehen sollte das folgende Buch lesen: >Mikrowellen töten leise<, erschienen bei Amazon.

    Die "offizielle" Einstufung von Krebsrisiken wird im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) vorgenommen. 2011 wurde Mikrowellenstrahlung und damit auch Mobilfunk und das Telefonieren mit Handys oder Smartphones von der Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC als möglicherweise krebserregend eingestuft.

    1. Seit wann erscheinen denn Bücher bei Amazon? Die werden da nur verkauft, keine Sorge.

      Aber hier mal wieder mein Appell an euch, liebe Vogelsberger: Handy-Masten sind okay, damit meine Generation von überall jederzeit auf Instagram Sachen posten kann. Am besten in schöner Kombination mit Windrädern und Solarzellen aus China. Alles komplett umweltschädlich hergestellt und weit transportiert, aber was schert es mich und die Grünwähler?

      Eure Theta Grunberg

  3. Es sind ein paar einzelne die sich hier aufregen, z. B. ein grüner Öko-Landwirt der sich eine PV- Anlage auf sein Dach montiert und daran glaubt dass diese ohne Strahlung zu haben ist. Ich frage mich warum man solchen Leuten überhaupt Gehör schenkt. Die gehören ignoriert und der Mast schnellstmöglich aufgestellt, damit der Fortschritt endlich Einzug halten kann.

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