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Studie zur möglichen Schließung vieler KrankenhäuserKreis: KKH Alsfeld ist für medizinische Versorgung unverzichtbar

ALSFELD (jal). In einer Studie empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung aktuell mehr als die Hälfte aller Krankenhäuser in Deutschland zu schließen, da sie zu klein und zu schlecht ausgerüstet seien. Auch das Kreiskrankenhaus Alsfeld schreibt rote Zahlen – auf Nachfrage von OL bekennt sich der Landkreis jedoch zu der Klinik.

In ihrer Studie empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung, die Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland von knapp 1400 auf 600 zu reduzieren. Die verbliebenen Häuser sollten dafür mit Geräten und Personal top ausgestattet werden. Den Autoren der Studie nach ließen sich so viele Komplikationen und Todesfälle durch zu schlecht ausgerüstete Krankenhäuser vermeiden.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor kurzem gesagt, dass Krankenhäuser vor Ort „für viele Bürger ein Stück Heimat“ seien. Gerade in gesundheitlichen Notlagen brauche es eine schnell erreichbare Versorgung. Dass sich bei weniger Krankenhäusern gerade auf dem Land längere Fahrtzeiten ergeben, ist für die Studienmacher kein schlagendes Gegenargument. Ein gut erreichbares, kleines Krankenhaus nütze weniger als ein weiter entferntes, was dafür besser ausgestattet sei.

Konkret schlagen die Autoren vor, neben Versorgungskrankenhäusern mit gut 600 Betten noch 50 Unikliniken und andere Versorger mit im Schnitt 1300 Betten zu haben. Im Durchschnitt haben deutsche Kliniken weniger als 300 Betten, ein Drittel haben weniger als 100. Das KKH in Alsfeld hat 180 Betten zur Zeit. Dem Kreis zufolge hat das Klinikum im Jahr 2018 Verlust gemacht, da sich die Zahlen jedoch noch in der Prüfung befänden, könne man noch keine genauen Beträge nennen. „Unter Berücksichtigung der Zuschüsse des Kreises ist das Krankenhaus jedoch wirtschaftlich nicht gefährdet“, heißt es weiter.

Kreis: Beschriebene Situation trifft in Hessen nur bedingt zu

Über die Studie als solches hieß es auf Nachfrage von OL aus der Kreisverwaltung: „Der pauschal in der Studie erhobene Vorwurf, dass Notfälle zu häufig in Krankenhäusern landen, die nicht über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten verfügen, trifft in Hessen nur sehr bedingt zu.“ In Hessen würden Notfälle über das Meldesystem IVENA angemeldet und verteilt. Die Krankenhäuser sind dort mit ihren Kompetenzen und Behandlungsmöglichkeiten gelistet. Der Rettungsdienst kann über das System auch sehen, wo gerade Betten frei sind und welches Krankenhaus keinen Platz mehr zur Verfügung hat.

„Somit kann der Rettungsdienst schon bei Erstkontakt und nach Erstdiagnose – wie zum Beispiel einem Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt – im System gezielt nachschauen, welches Krankenhaus die Expertise zur Behandlung einer solchen akuten Erkrankung hat, schnell zu erreichen ist und freie Kapazitäten hat“, heißt es vom Kreis weiter.

Eine Einteilung in drei Stufen regelt, welches Krankenhaus überhaupt eine Rolle in einer Notfallversorgung spielt und wenn ja, welche konkreten Aufgaben es erfüllen können muss. Stufe 1 steht dabei für eine Basisnotfallversorgung, während Stufe 3 eine umfassende Notfallversorgung beinhaltet. „Das Kreiskrankenhaus Alsfeld erfüllt die Kriterien der Stufe I vollständig, so zum Beispiel die Vorhaltung eines Computertomographen sowie die Sicherstellung des Facharztstandards an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr“, heißt es vom Kreis.

„Das Kreiskrankenhaus Alsfeld ist für die medizinische Versorgung in der Region Vogelsberg unverzichtbar“, teilt das Kreishaus weiter mit. Der Landkreis macht seine Beurteilung auch an einem speziellen Sicherstellungszuschlag fest. „Grundsätzlich haben Krankenhäuser einen solchen Anspruch nur, wenn sie unverzichtbar für die Versorgung der Bevölkerung sind. Diese Kriterien wurden vom Land Hessen ab 2019 modifiziert übernommen und werden vom Kreiskrankenhaus jetzt erfüllt.“

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