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Vertreterversammlung der Vr Bank Hessenland - Geschäftsvolumen wächst überdurchschnittlich auf 2,8 Milliarden EuroEin ausgezeichnetes Geschäftsjahr, vier neue Aufsichtsräte und zufriedene Vertreter

ALSFELD (ls). Spätestens als Vorstandsmitglied Ralph Kehl – bekennender Königsblauer – einen schwarz-weiß gestreiften Eintracht-Fanschal am Rednerpult drapierte war eines klar: es war eine muntere, gemütliche Runde in der man sich am Donnerstagabend zur immerhin 160. Vertreterversammlung der Vr Bank Hessenland in der Alsfelder Stadthalle traf. Und dabei überschattete nur die Freude über das ausgezeichnete Geschäftsjahr der Bank, die Vorfreude auf den großen hessischen Fußballabend in der Europa League.

Wenn am Rednerpult ein schwarz-weiß gestreifter Eintracht-Fanschal hängt, in der Stadthalle muntere Laune herrscht und selbst die drei Vorstandsvorsitzenden Ralph kehl, Werner Braun und Helmut Euler sich einen Fanschal der Frankfurter Adler umwerfen, dann war es ein guter Abend in der Alsfelder Stadthalle. Dort versammelte man sich mit rund 400 Mitgliedern, Gästen und Vertretern an diesem Donnerstag zur mittlerweile 160. Vertreterversammlung der Vr Bank Hessenland. Es wurde gewählt, bilanziert, zusammen gegessen, getrunken und gelacht – und am Ende auch noch das Fußballspiel über Leinwand gemeinsam geschaut.

Während man zu Beginn der Versammlung noch nicht wusste, dass die Eintracht Frankfurt  wenige Stunden später im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea verlieren sollte und damit aus der Europa League ausschied, überwog nur die Freude über das ausgezeichnete Geschäftsjahr der Bank, der Vorfreude über das Spiel.

Vorstand Helmut Euler fasste das vergangene Jahr zusammen. Alle Fotos: ls

Ein überdurchschnittliches Wachstum, betriebswirtschaftliche Kennziffern im oberen Bereich, Erfolg beim Aufbau neuer Geschäftsfelder, externe Auszeichnungen und die Umsetzung von guten Innovationen und eine hervorragende Belegschaft: so die Erfolgsfaktoren des „ausgezeichneten Jahrgangs“, die Vorstandsvorsitzender Helmut Euler zusammenfasste. Denn das Geschäftsvolumen nämlich wuchs überdurchschnittlich auf 2,8 Milliarden Euro.

Finanzdienstleistungssektor einem herausfordernden Umfeld ausgesetzt

Der Finanzdienstleistungssektor ist durch die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank unverändert einem herausfordernden Umfeld ausgesetzt. Der Vorstand gehe auch davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen in absehbarer Zeit nicht grundlegend verbessern werden.

Das betreute Kundenvolumen erreichte erstmals die Marke von 2,8 Milliarden Euro. Das überdurchschnittliche Wachstum von 134 Millionen Euro oder fünf Prozent entfiel maßgeblich auf die gute Nachfrage bei den Kundenkrediten. Obwohl Tilgungen von 77 Millionen Euro stattfanden, erhöhte sich der Bestand um 82 Millionen Euro. „Die hochwertige Beratung differenziert uns vom Wettbewerb“, war sich Euler sicher und auch die erneute TÜV-Zertifizierung im Bereich der Baufinanzierung bestätige das.

Ralph Kehl dekorierte das Rednerpult und stimmte auf das nachfolgende Spiel ein.

Infolge des deutlich gestiegenen Geschäftsumfangs sei es entgegen dem allgemeinen Trend gelungen, den Zins- und Provisionsertrag auf einem stabilen Niveau von 38 Millionen Euro zu halten. Die permanente Weiterentwicklung der Organisation führe zu einer günstigen Aufwand-Ertrag-Relation von 59 Prozent. Mit diesem Wert gehöre die Bank zur Gruppe der Besten.

Das Betriebsergebnis nach der Bewertung betrage rund 15,5 Millionen Euro. Nach Abzug von Steuern in Höhe von etwa 5 Millionen Euro und einer vier-prozentigen Dividende von 614.000 Euro für die 40.149 Mitglieder können die versteuerten Rücklagen mit 8,8 Millionen Euro dotiert werden. Somit habe sich das Kernkapital inklusive der gleichzeitig gestiegenen Geschäftsguthaben der Mitglieder um 10 Millionen Euro verbessert. Mit der Feststellung des Jahresabschlusses beträgt die Gesamtkapitalquote 17,4 Prozent, die deutlich über der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen liegt.

Geschäftsfeld Immobilien, Tochtergesellschaften und gesellschaftliches Engagement

Außerdem erklärte Euler, dass seit Gründung des neuen Geschäftsfeldes in Sachen Immobilien vor zwei Jahren19 Investitionsentscheidungen mit einem Gesamtvolumen von 74 Millionen Euro getroffen. Ein Teil der Projekte sei bereits fertiggestellt. Überwiegend befinden sie sich allerdings noch in der Planungs- oder Bauphase. Rund um das Alsfelder  Bückinggelände konnte Euler keine Neuigkeiten verkünden. „Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt“, erklärte er. Mehr könne er allerdings nicht sagen.

Unterdessen erwirtschaftete die Tochtergesellschaft der Raiffeisen Waren mit ihren 158 Mitarbeitern einen Umsatz von 85 Millionen Euro und auch die Hausverwaltung Wigbert Hill verzeichnete ebenfalls ein gutes Wachstum. Die Anzahl der betreuten Objekte und Wohnungen von rund 980 habe sich nahezu verdoppelt.

Danksagungen und die Ehrennadel gab es für Helmut Mattheis, der nach 31 Jahren aus dem Amt ausschied.

Das Geschäftsidee, IT-Dienstleistungen für den Mittelstand zu erbringen, bewährte sich. Die Leistungsangebote treffen auf eine hohe Nachfrage. Die Gesellschaften Geno IT und Geno Risk erzielten einen Umsatz von 800.000 Euro.

Das soziale Engagement der Bank sei unverändert fester Bestandteil der Geschäftspolitik. Über die Crowdfunding-Plattform wurden mittlerweile 51 Projekte gefördert. Darüber hinaus erfolgten im Geschäftsjahr 2018 insgesamt 261 Spendenvergaben in der Gesamthöhe von 195.000 Euro.

Drei Aufsichtsräte erneut gewählt, Tobias Görge neu dabei

Auf dem Programm standen außerdem auch die Aufsichtsratswahlen, wobei die drei Aufsichtsräte Constantin H. Schmitt aus Schwalmstadt, Lothar Schmidt aus Udenhausen und Hans-Jürgen Wald aus Ober-Gleen, erneut – und alle drei einstimmig – gewählt wurde.

Unterdessen schied nach 31-jähriger ehrenamtlichen Tätigkeit im Aufsichtsrat auch Helmut Mattheis aus Gilserberg altersbedingt aus dem Gremium aus. Vom Vorstand wurde Mattheis für seine langjährigen Verdienste geehrt und erhielt als Auszeichnung die silberne Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes. Mit einer Gegenstimme wurde daraufhin der 42-jährige Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Tobias Görge aus Marburg zu seinem Nachfolger gewählt.

Zum Abschluss gab es vom Vorstand noch einen Ausblick in die Zukunft. Die negativen Auswirkungen der Niedrigzinsphase, der Umgang mit permanent steigenden regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht sowie die Weiterentwicklung der Digitalisierung bleiben auch in den nächsten Jahren die beherrschenden Themen. Die Nullzinspolitik werde in den nächsten Jahren zwangsläufig zu sinkenden Zinsüberschüssen führen. Die Fortsetzung des Wachstums im Kundengeschäft, Einsparungen im Verwaltungsaufwand und Deckungsbeiträge aus den neuen Geschäftsfeldern sollen dazu beitragen, dass die gute Aufwand-Ertrag-Relation auch künftig unterhalb von 60 Prozent liege.

„Wir sind mit einer hochmotivierten Belegschaft ausgestattet, die sich für unsere Mitglieder und Kunden mächtig ins Zeug legt und täglich an dem Ausbau der Marktposition und der betriebswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit arbeitet. Dies ist neben unserer guten Vermögenslage unser größter Wettbewerbsvorteil“, resümiert der Vorstand.

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