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Maikundgebung von DGB-Kreisverband mit Vertretern aus Politik, Gewerkschaften und über 100 interessierten Zuhörern„Wir brauchen eine radikale Kehrtwende“

ALSFELD (ls). „Wir brauchen eine radikale Kehrtwende, um Europa zu retten“, schallten die mahnenden Worte von Helena Müller an diesem 1. Mai über den Alsfelder Marktplatz. Aus dem Publikum erntete die Hauptrednerin und Abteilungsleiterin des DGB Hessen-Thüringen für ihre Worte lauten Applaus. Ihre Forderungen: Zusammenhalt, Solidarität und gemeinsame Lösungen.

Stück für Stück öffnete sich die Wolkendecke am Himmel über den Alsfelder Marktplatz an diesem 1. Mai ein Stück mehr und je mehr sie sich öffnete, desto voller wurde es auf dem Alsfelder Marktplatz. Am Ende waren es über 100 Menschen, die dem DGB-Kreisverband zur traditionellen Maikundgebung auf den Alsfelder Marktplatz folgten. „Ich bin mittlerweile zum sechsten Mal hier und jedes Mal begrüßt uns die Sonne. Das zeigt, dass diese Veranstaltung die Sonne im Herzen trägt“, begrüßte auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule die vollen Publikums-Reihen um sich herum.

Über 100 Interessierte fanden sich im Laufe des Vormittags auf dem Alsfelder Marktplatz ein. Fotos: ls

Die EU, so Paule, bedürfe diejenigen, die ihren Finger immer wieder in die Wunde lege und machte damit bereits auf das Motto der Kundgebung aufmerksam, unter dem der Kreisverband in diesem Jahr geladen hatte. „Europa, jetzt aber richtig“ hieß das diesjährige Motto, zu dem nicht nur die anwesenden Gewerkschaftsvertreter, sondern auch einige Politiker wichtige Worte zu sagen hatten.

Seit mehr als 70 Jahren Frieden in Europa

„Es gibt viele Gründe, sich für Europa einzusetzen. Einer davon: seit mehr als 70 Jahren herrscht Frieden – länger als je zuvor. Ein weiterer: Globalisierung und Klimawandel machen vor keiner Staatsgrenze halt. Wenn wir hierfür Lösungen finden wollen, dann können wir das nur gemeinsam. Aber ich sage auch, gerade weil wir Europa so sehr brauchen dürfen wir es auch nicht schön reden“, erklärte Hauptrednerin Helena Müller. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise hätten EU-Kommission und die Regierungen eine verfehlte Politik von Sparauflagen betrieben und damit die Tarif- und Sozialsysteme vieler Länder beschädigt. Sie hätten somit die einfachen Menschen – „die Schwächsten in Europa“ für die Schulden der Banken zahlen lassen. Damit solle endlich Schluss sein.

Weiter ging sie auf Wohnungsnot, niedrige Renten, Tarifsysteme, Armut, Niedriglöhne, grenzüberschreitende Arbeitsausbeutung, fehlende soziale Standards ein. „Wenn wir Europa retten wollen, dann muss damit Schluss sein. Wir brauchen eine radikale Kehrtwende, um Europa zu retten“, sagte sie. Die sozialen Interessen der Menschen müssten Vorrang haben.

Er moderierte die Kundgebung: Ingo Schwalm.

Auch bei den anwesenden Gewerkschaftlern und Politikern, die nicht nur durch Informationsstände rund um den Marktplatz vertreten, sondern auch vor dem Publikum zu Wort kamen, ging es um das europäische Einheitsgefühl zur Europawahl. „Europa gehört und allen“, erklärte dabei Jens Nold von der IG Bau, der vorher erklärte, dass Europa Freiheit bedeute, die sein Opa in seinen jüngeren Jahren nicht gehabt habe. Auch der Liedermacher Broder Braunmüller, ging in seiner Musik auf gesellschaftliche Themen ein, die er passend auf die Redethemen abstimmte.

Eine Kundgebung gegen Rechtspopulismus

Moderiert wurde die Kundgebung von Ingo Schwalm, dem Vorsitzende des DGB Kreisverbandes, der gleich zu Beginn mahnte, dass es nicht nur eine Kundgebung der europäischen Solidarität sei, sondern auch eine gegen Rechtspopulismus und Nationalismus, was alle auf den Marktplatz eine.

Darauf ging auch Hauptrednerin Helena Müller ein, die erklärte, dass in Europa mehr und mehr „die Gefahr besteht, dass die Rechten noch stärker werden“. Für ein soziales Europa seien das keine guten Aussichten. „Die Politik von AfD und Co ist nicht nur menschenverachtend, sie ist rassistisch, sie ist sexistisch, sie ist rentnerfeindlich, sondern sie ist auch unsozial und kapitalhörig“, fand Müller klare Worte.

Hauptrednerin Helena Müller.

Das Thema Flucht habe sie stark gemacht doch sie präsentieren dafür nur einfache Antworten auch schwierige Probleme – doch damit komme man nicht weit. Das sei nicht das soziale und solidarische Europa, das sie wolle, weshalb sie dort stehe.

5 Gedanken zu “„Wir brauchen eine radikale Kehrtwende“

  1. „Wir brauchen mehr Europa!“ Da läuft es mir doch eiskalt den Rücken herunter. Der französische Präsident will ja auch mehr Europa, aber natürlich mit einer EU Arme, die mit Waffengewalt EU Interessen durchsetzen kann. Dies setzt natürlich voraus, das das Parlamente und Präsidenten mehr Macht an die EU abgeben müssen. Es sind dann Streitkräfte, die der Bundestag nicht mehr kontrollieren kann. Und was dann noch sehr viel wichtiger ist, das dies dann eine Begründung ist, damit die EU noch mehr Geld von den Staaten bekommen kann. Es wird ein Fass ohne Boden werden. Aber wer nach mehr EU schreit, der muss sich darüber im Klaren sein, das dies sehr viel mehr Geld kosten wird. Ob dadurch mehr soziale Gerechtigkeit geschaffen wird, bezweifle ich.

  2. Dann muss es um Europa ja schlecht bestellt sein. Und in diesem Zustand soll Europa ganz wichtig sein und alle schwenken Europa-Fähnchen? Wer garantiert mir denn in der aktuellen Situation, dass die notwendigen Mehrheiten für die Kehrtwende denn überhaupt zustande kommen? Unsere „soziale Marktwirtschaft“ brauchte auf nationaler Ebene auch längst eine Generalüberholung, das Rentensystem, die Pflegeversicherung, der Wohnungsmarkt… Und dann kommen wieder lauter halbherzige Maßnahmen und Kompromisse und keine radikale Kehrtwende. Und bei der nächsten Wahl hört man sich den ganzen Blödsinn wieder an.

  3. Dass Liedermacher Broder BRAUN-müller seine Musik „passend auf die Redethemen“ der anwesenden Gewerkschafter und Politiker „abstimmte“, halte ich für eine Fehlinformation.

  4. 100 verwaiste Sehlen auf dem Marktplatz. Die Hälfte waren wahrscheinlich sitzen geblieben weil das Wetter gut war und sie einen Sitzplatz hatten. Wo sind die großen 1. Mai Kundgebungen geblieben? Die Gewerkschaften verlieren leider immer mehr an Bedeutungslosigkeit und die Mitgliederzahlen sinken Jahr für Jahr. Ich als normaler Arbeiter kenne keinen der noch mehr Europa und Europa jetzt erst richtig Meinung ist. Jedes Land sollte doch in Zukunft in Eigenverantwortung handeln können und nicht vom Zentralstaat Europa regiert werden. Ja zu Europa aber wenn man es Übertreibt wird aus einer guten Idee eine schlechte.

  5. Linksgequatsche. Saudeppertes! Umverteilung von Nord nach Süd steht auf dieser neuen Agenda.
    Ohne GB in der EU sind in Zukunft die Nordländer (Geberländer) in der Minderheit.

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