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Ein Einblick in die Arbeiten des Familienunternehmens Sachs an der Villa RaabHandwerkliche Meisterleistungen im Einklang mit dem Denkmalschutz

SONDERTHEMA|ALSFELD (akr). In letzter Zeit hat sich viel um die einstige Raab’sche Villa getan. Im Spätsommer diesen Jahres wird hôtel villa raab eröffnet. Seit nunmehr zwei Jahren wird mit regionalen Fachbetrieben an der Wiederherstellung der Villa gearbeitet. Bewusst haben sich die Investoren Tanja und Ralf Bohn gemeinsam mit den kreativen Machern vom Schloss Romrod für Partner aus der Region entschieden. Einer der erfahrenen Fachbetriebe ist das Lauterbacher Familienunternehmen Sachs Baudekoration. Putz- und Stuckarbeiten, innen und außen im Einklang mit dem Denkmalschutz. Wir geben einen kleinen Einblick.

In diesem Jahr ist es so weit: hôtel villa raab wird eröffnet. 2014 hat das Unternehmer-Paar Ralf und Tanja Bohn das Gebäude samt Gelände erworben. Gemeinsam mit den Betreibern vom hôtel schloss romrod entwickelte man das Konzept für das hôtel villa raab. Tagen, feiern und mit einem gastronomischen Konzept, den Alsfeldern ihre Villa Raab ein Stück zurückgeben, ob beim Frühstück, Mittagslunch oder beim Feierabendbier.

Die Sanierungsarbeiten sind seit 2016 in vollem Gange und eine der regionalen Fachpartner ist die Firma Sachs Baudekoration, die unter anderem für die Fassadengestaltung, Innenputzarbeiten und auch den Trockenbau verantwortlich ist.

Wände wurden neu verputzt. Fotos: akr

Fachgerecht arbeiten unter Auflagen des Denkmalschutzes

Die Arbeiten an einem denkmalgeschützten Gebäude sind sehr aufwendig. „Wir haben hier halt ein altes Gebäude“, sagt Steffen Jöckel, Maler- und Lackierer-Meister, und Bauleiter vor Ort. Viele Tüftelarbeiten, die besondere Handfertigkeiten erfordern. „Das sind nicht alltägliche Arbeiten, sehr individuell, was es für uns jedoch auch besonders macht und es ist toll, dass wir es machen dürfen“, ergänzt der Bauleiter.

Los ging es mit den Außenarbeiten – und da stand Einiges auf dem Plan, beispielsweise die gesamte Fassadengestaltung. Die Außenwände wurden verputzt und mit einer mineralischen Farbe beschichtet. „Man hat der Villa einen mineralischen Anstrich verpasst, damit die sie atmen kann“, erklärt Jöckel. Das ist einerseits Voraussetzung im Bereich der Denkmalpflege, weil kein Kunststoff enthalten ist, und andererseits sorgt es dafür, dass die Feuchtigkeit zirkulieren kann und toll aussehen, tut es auch noch. Auch im Inneren der Villa gab und gibt es für die Firma Sachs viel zu tun, Innenputz, Türen lackieren, Wände und Decken einziehen- Stück für Stück wird die Villa auch für die Arbeiter immer greifbarer.

Stuckarbeiten: handwerkliche und optische Meisterleistungen

Besonders aufwendig im Inneren sind die Stuckarbeiten. Sie sind das I-Tüpfelchen und eins der Highlights der Innnensanierung. Zahlreiche Decken und Wänden werden von außergewöhnlichem Stuck verziert, womit übrigens das schicke Geschnörkel gemeint, das oftmals die Decken älterer Gebäude ziert. Rund 85 Prozent des historischen Stucks konnte erhalten werden. Er wurde aufwendig saniert, bestrichen, gereinigt, und erstrahlt im neuen Glanz. Die restlichen 15 Prozent wurde unter den Richtlinien des Denkmalschutzes erneuert und es ist nicht erkennbar, was neu oder alt ist.

Eine Stuckrosette an der Decke.

Was macht Stuckarbeiten so aufwendig?

Die Stuckarbeiten sind unter anderem deshalb so aufwendig, weil der alte Stuck nicht von der Decke abgenommen werden darf. Wenn man also dem Stuck einen neuen Anstrich verpasst, fehlerhaftes verbessert, ihn sauber macht oder ähnliches, dann geschieht das direkt an der Decke, mit einem Eimer Gips und allerhand Werkzeug auf einem Gerüst stehend. „Wir arbeiten mit allen Werkzeugen, die man sich vorstellen kann“, lacht Jöckel. Es ist die reinste Handarbeit.

Künstlerisch austoben dürfen sich die Arbeiter nicht, denn auch hier gelten, wie in der gesamten Villa, die Vorgaben des Denkmalschutzes. Nach der zugehörigen Vorgabe wird der Stuck mit Modellgips frei Hand modelliert- da braucht es viel Erfahrung und Geschick.

Steffen Jöckel mit zwei Stuckrosetten.

Stuckelemente, die neu erstellt wurden, werden mit Hilfe eines Abdrucks aus dem alten Bestand erstellt und weil intakter Stuck wie gesagt nicht abgenommen werden darf, wird der Abdruck natürlich auch an der Decke gemacht- das ist körperliche Höchstleistung.

Stuck rekonstruieren, so funktioniert es:

Also wie funktioniert das jetzt genau mit neuem Stuck? Ganz einfach: So wie man eigentlich auch fast jeden Gipsabdruck herstellt. Vom Altstuck wird eine Silikonform erstellt, indem eine ganz weiche Silikonmasse auf den Stuck gespachtelt wird. Das Silikon wird fixiert und wenn es getrocknet ist, wird die Silikonform wieder abgenommen. Dann ist die Form bereit, um mit Gips befüllt zu werden. In die flüssige Abdruckmasse wird ein Jutegewebe gelegt.

„Das dient sozusagen als Stütze. Wenn es bricht, dann fällt es nicht auseinander“, erklärt Konrad Dehler, gelernter Steinmetz und Bildhauer. Die kleinen Fasern halten den Stuck zusammen. Wir spüren die Leidenschaft für ihre Arbeit, bei den Mitarbeitern der Firma Sachs und auch speziell für die Villa Raab.

Mittlerweile sind die aufwendigen Stuckarbeiten abgeschlossen und sorgen in den Räumen der Prachtvilla wieder für den Jugendstil-Charme von einst. Bis man sich jedoch selbst von den schönen Stuckelementen überzeugen kann, muss man sich noch bis zur Eröffnung des hôtel villa raab im Spätsommer gedulden.

Sachs Baudekoration – Kompetenz in der Region seit 125 Jahren

Im März 1892 meldete der Urvater der Raumwerkstatt, Christoph Sachs, sein Gewerbe in Lauterbach an. Ein Gewerbe, dass mittlerweile seit 125 Jahren Erfolgsgeschichte schreibt. 1968 übernahm dann Karl-Heinz Sachs das Ruder, der Beginn einer neuen Ära. Er erweiterte die Leistungen um Arbeiten, die den Kunden das Bauen und Renovieren erleichtern. So bekommt man seither nicht nur Maler- und Lackierarbeiten, sondern auch Bodenbeläge, Trockenbau und Verputz. 50 Jahre später übergab man das Ruder erneut: Christoph Sachs übernahm die Spitze des Familienunternehmens, das aktuell aus 14 Mitarbeitern besteht.

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