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Nachruf auf Petra Koblischek, die verstorbene Inhaberin vom Hotel „Zum Schwalbennest“Das Herz des Hotels und der Familie

ALSFELD (ls). Petra Koblischek hatte einen starken Charakter. Sie wusste, was sie wollte und konnte sich durchsetzen. Mit Leidenschaft, Courage und Herzlichkeit bewirtschaftete sie das Hotel „Zum Schwalbennest“ in Alsfeld. Nun ist sie im Alter von nur 60 Jahren verstorben. Ein Nachruf auf eine Frau, die trotz Schicksalsschlägen niemals ihren Mut und ihre Hoffnung verlor.

Petra Koblischek war so etwas wie die Schaltzentrale des Hotels „Zum Schwalbennest“. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen. Der Spruch „nicht verzagen, Petra fragen“ war keine leere Worthülse, sondern gelebte Philosophie der strukturiert und organsiert vorgehenden Chefin. Die, die sie gut kannten, beschreiben sie als liebenswürdigen, hilfsbereiten und verständnisvollen Menschen, der es trotz der hohen Arbeitsbelastung immer wieder schaffte, die Familie an einen Tisch zu bekommen. Und selbst der, der sie nicht kannte, fühlte sich im Schwalbennest schnell zuhause, wenn er ihr freundliches Lachen das erste Mal sah. 

Durch einen Schicksalsschlag musste Petra Koblischek schnell lernen, eine hohe Verantwortung zu übernehmen. Ein Umstand, der ihren Charakter formte. 1968 kauften Karl und Lore Schreiner, die Eltern Koblischeks, den ehemaligen Bauernhof im Pfarrwiesenweg, bauten ihn zu einem Hotel um und legten damit den Grundstein für die Zukunft ihrer Kinder.

Doch dann schlug das Schicksal das erste Mal zu: 1995 verstarb die Mutter im Alter von gerade einmal 63 Jahren und nur drei Jahre später der Vater im Alter von 68 Jahren. „Sie waren beide noch relativ jung. Das war so schlimm und von da an hatten wir das Hotel am Backen“, erzählte Petra Koblischek in einem Interview mit Oberhessen-live vergangenes Jahr. Seit dem Tod der Eltern schmiss sie gemeinsam mit ihrem Bruder Claus das Hotel und wuchs von Tag zu Tag mehr in ihrer Rolle. 

Ein „Duckmäuschen“ zu sein sei in diesem Beruf keine Option, sagte Petra Koblischek einmal. Wie ernst sie das meinte, zeigte sich am Pfingstmontag im vergangenen Jahr. Denn da stellte sich die kleine, blonde Frau mutig und selbstbewusst gegen zwei Jugendliche, die vorhatten, ihr Hotel zu überfallen. „So etwas lasse ich mir ungern gefallen, denn was mir ist, ist mir. Außerdem waren das zwei Bübchen“, scherzt sie damals und verlor selbst in einer denkbar schweren Zeit nicht ihren Humor.

Petra Koblischek trug dabei das Herz auf der Zunge, wie man so schön sagt. Sie sprach aus, was sie meinte. Als im vergangenen Jahr das Gerücht aufkam, das Hotel würde im Januar schließen, wies sie das mit der Bemerkung zurück, es gebe immer mehr „Dummschwätzer“ und die Leute müssten besser nachdenken bevor sie reden. Die Belegschaft des Hotels sei lediglich in den Betriebsferien, wie jedes Jahr. Das Hotel schloss nicht und wird auch in Zukunft nicht schließen. 

Doch es stimmte, dass Petra Koblischek versuchte, einen Käufer für die Herberge zu finden. Dass niemand aus ihrer Familie das Hotel weiterführen wolle, dafür habe sie Verständnis, sagte sie OL damals. Sieben Tage die Woche arbeiten, das finde nicht jeder attraktiv. Doch der Betrieb geht wie gewohnt weiter, das Hotel schließt nicht. Wenn auch Petra Koblischek selbst nicht mehr im Hotel zu sehen sein wird. Ihre Angehörigen beschreiben sie als treu sorgende, aufopferungsvolle Mutter und Schwiegermutter, die von Herzen gerne Oma war. Petra Koblischek wurde nur 60 Jahre alt.

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