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Landtagswahl: Rathauschefs bitten zur Wahl zu gehen und warnen vor "dumpfem Fremdenhass"Der ungewöhnliche Aufruf der Vogelsberger Bürgermeister

VOGELSBERG (akr). Kurz bevor die Wahlurnen am Sonntag öffnen, wenden sich die 19 Bürgermeister des Vogelsbergkreises geschlossen in einem wohl durchaus ungewöhnlichen Appell an die Menschen in der Region. Sie rufen nicht nur dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, sondern warnen zugleich vor „dumpfem Fremdenhass“ und einem Zerfall der Demokratie. Da stellt sich die Frage: Ist das ein Wahlaufruf gegen die AfD? 

In der schriftlichen Erklärung der Bürgermeister heißt es, dass sich „eingedenk unserer historischen Verantwortung, der jüngsten Veränderungen in Europa und der gesellschaftlichen Fragen unseres Landes, in dem Bewusstsein, dass die Menschen Europas seit über siebzig Jahren in Frieden leben, in der Überzeugung, dass ein vereintes Europa die Grundlage für fortdauernden Frieden und Freiheit ist, in der Verantwortung, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu leben, zu fördern und zu verteidigen, mit dem Ziel, die Herausforderungen für die dauerhafte Stabilität zu meistern und den inneren Frieden aufrecht zu erhalten“ die Vogelsberger Bürgermeister zu Menschlichkeit, Demokratie, dem Rechtsstaat, sowie einem weltoffenen Deutschland bekennen – und hoffen, dass auch die Vogelsberger Bürger diese Ansicht teilen und eine klare Position beziehen.

Doch eben diese Eckpfeiler für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft würden zunehmend bedroht, heißt es weiter. Und das passiere in einer Zeit, in der es Hessen, Deutschland und Europa so gut wie noch nie gehen würde. Das Land stehe vor herausfordernden Aufgaben. Die politisch Verantwortlichen würden dafür allerdings Lösungen finden, davon seien sie, die Bürgermeister, überzeugt. Dazu müsse es aber einen offenen, sachlichen und fairen Diskurs in der Politik und Öffentlichkeit geben. „Einen Diskurs ohne dumpfen Fremdenhass, Sündenbockphilosophien und undifferenziertem ‚Schwarz-Weiß-Denken‘, sondern geprägt von Respekt“, wie es wörtlich heißt. Parolen von Hetzern müssen den Bürgermeistern zufolge enttarnt werden, dürfen keine Chance haben.

Die Vogelsberger Bürgermeister möchten „die Grundwerte des Landes verteidigen“ und überall dort ihre Stimme erheben, wo diese Werte gefährdet werden: „Wir erklären, dass wir hier solidarisch zusammenstehen – einer für alle und alle für einen“. In diesem Sinne appellieren die Bürgermeister an die Bürger: „Nutzen Sie ihr Wahlrecht“. Die Bürger sollten ein Zeichen für Toleranz und Demokratie, Menschlichkeit und Frieden setzen. Durch ihre Wahl sollten sie zum Ausdruck bringen, dass sie – genauso wie die Vogelsberger Bürgermeister – weiterhin in einem demokratischen, in einem friedlichen, in einem wirtschaftlich starken, in einem vielfältigen und einem weltoffenen Land leben wollten.

Auf die Frage, ob die ganze Erklärung auf gut Deutsch heißen würde „Wählt nicht die AfD!“ – eine Aufforderung, die offen ausgesprochen für Amtsträger tabu oder zumindest hochumstritten sein dürfte, antwortet Edwin Schneider, Bürgermeister von Ulrichstein, Oberhessen-live wie folgt: „Das kann jeder so lesen, wie er denkt. Wir wollen die Werte, die in der Mitteilung genannt wurden, erhalten. Mit wem auch immer.“

Eine Einschätzung des Innenministeriums zu dem Schreiben, um die Oberhessen-live in Wiesbaden gebeten hatte, ging bei der Redaktion bis zur Veröffentlichung dieser Meldung leider nicht ein.

Diese Bürgermeister zeigen Flagge

Stephan Paule, Alsfeld

Dietmar Krist, Antrifttal

Leopold Bach, Feldatal

Sascha Spielberger, Freiensteinau

Lothar Bott, Gemünden (Felda)

Lars Wicke, Grebenau

Sebastian Stang, Grebenhain

Bernhard Ziegler, Herbstein,

Claudia Blum, Homberg (Ohm)

Ulrich Künz, Kirtorf

Rainer-Hans Vollmöller, Lauterbach

Dieter Schäfer, Lautertal

Andreas Sommer, Mücke

Dr. Birgit Richtberg, Romrod

Hans-Jürgen Schäfer, Schlitz

Susanne Schaab, Schotten

Timo Georg, Schwalmtal

Edwin Schneider, Ulrichstein

Dr. Olaf Dahlmann, Wartenberg

9 Gedanken zu “Der ungewöhnliche Aufruf der Vogelsberger Bürgermeister

  1. @Goldene Mitte:
    Das was sie hier schreiben entspringt ja eindeutig einer gutmenschlichen Weltanschauung. Es ist ihr gutes Recht und zu einer Demokratie gehört diese, wie auch andere Sichtweisen der Dinge.
    Wenn ich aber lese, dass ein schönes Leben für sie darin besteht, dass jeder ein Auto, einen möglichst großen Fernseher und sonstige Luxusgüter besitzt, kann ich nur sagen, dass sie mir leid tun. Mitnichten sind solche materiellen Dinge wichtig zum leben und überleben. Mag sein, dass das heutzutage für viele wichtiger ist, als ein Leben in Sicherheit und Freiheit. Die Freiheit zum Beispiel sich in einer deutschen Großstadt nachts sicher und ohne Angst als Frau bewegen zu können. Die Freiheit zum Beispiel, dass man als Jude in Berlin rumlaufen kann, ohne von Moslems, aufgrund seines Glaubens attackiert zu werden und es gibt noch viele weitere Beispiele.
    Der Grund, warum viele alte Menschen in Altersheimen landen, liegt doch darin, dass heute die Angehörigen überhaupt keine Zeit mehr haben ihre Eltern oder Großeltern zu pflegen. Meistens müssen beide Partner arbeiten gehen, um über die Runden zu kommen. Familien gehen kaputt, weil keine Zeit mehr füreinander ist, weil beide Elternteile arbeiten gehen müssen. Die Zeiten, wo 3 Generationen unter einem Dach gelebt haben und immer jemand da war für die Pflege von Alten sind vorbei. Wo sollen die Menschen denn hin, außer in Pflegeheime.
    Dort gibt es dann das Problem des Personalmangels. Und warum? Weil die Bezahlung dermaßen mies ist, dass niemand mehr diesen Beruf erlernen will, sondern lieber studieren geht.
    Und wer hat in den vergangenen Jahrzehnten diese nun vorherrschenden Zustände mit seiner Politik herbeigeführt?
    Ich denke, dass wissen sie genau.
    Und genau aus diesem Grund, nämlich dem, dass die „Altparteien“ nur noch Politik am Bürger vorbei machen, gibt es eine immer stärker werdende AfD. Vielleicht besinnen sich die Einheitsparteien eines Tages
    darauf mal dem Volk wieder zuzuhören und machen Politik für eben dieses. Sollte das allerdings noch länger dauern, wird nicht mehr viel davon übrig sein.

  2. >> Vor uns liegt ein Marathon und den gewinnen wir nur mit Arbeit und Disziplin, nicht mit ewigem Zaudern und Zögern und schon gar nicht mit Knüppeln zwischen den Beinen, die bringen uns zu Fall. <<
    Und die Abgeklärtheit des saturierten westdeutschen Mittelstands, der die Welt aus der Perspektive "Zigarrenkabinett des Luftschiffs Graf Zeppelin" betrachtet, lässt uns gleich ganz aus der Zeit fallen. Apropos fallen:
    Ja, "die Probleme" fallen immer irgendwie vom Himmel. Oder sind wir nicht irgendwie, irgendwo und irgendwann sogar selbst an ihnen schuld? Wir, die wir uns eine preiswerte Bratwurst aus Massentierhaltung gönnen, statt den reichen Erben, betrügerischen Bankiers, gierigen Spekulanten oder gewissenlosen sozialen Aufsteigern im Politikzirkus ihr bis zur Schlachreife biologisch gestreicheltes Entrecote sous vide an Schäumchen von der Petersilienwurzel vom goldumrandeten Teller zu ziehen?
    Eines ist auf jeden Fall klar, nämlich dass WIR diese Probleme zu lösen haben, WIR dafür zahlen, WIR eine Eselsgeduld haben und WIR immer weiter eine politische "Elite" wählen und einer Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturelite zujubeln sollen, die am Ende nur neue Probleme geschaffen oder aber sich selbst genutzt und die eigene Brut im Beziehungs- und Gefälligkeitssystem der Oberklasse gut untergebracht hat. Und nach der vergeblichen Wohnungssuche gehen wir dann im ausgeliehenen Frack noch auf einen Sprung in die Elbphilharmonie, um der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an die Bauunternehmerswitwe Donner von Schuldenberg beizuwohnen, die bereits seit 1895 ein Hilfswerk für einarmige Banditenkinder auf Borneo unterstützt.
    Ein Fleißsternchen übrigens für die Überlänge Ihres Besinnungsaufsatzes, den unsere eigenen Kinder leider nicht lesen konnten, weil sie vor lauter Integration und Inklusion diese wertvolle Kulturtechnik auch im dritten Schuljahr noch nicht beherrschen. Aber keine Sorge, das kriegen WIR auch noch hin. Irgendwie.

  3. Es ist absolut nicht erklärlich, warum Menschen, die ein Dach über dem Kopf haben, nachts in einem warmen Bett schlafen, so viel zu essen haben, dass viele von uns übergewichtig sind, die in einem Land mit einem der weltweit besten sozialen Auffangnetze leben dürfen, in einem Land, dessen wirtschaftlicher Aufschwung dafür gesorgt hat, dass heutzutage jeder einen Fernseher im Wohnzimmer stehen hat, vor den meisten Wohnungen mindestens ein Auto steht und es kaum noch Haushalte ohne Handys, Tablets, Laptops oder PC’s gibt zum Teil in superteuren Luxusausführungen auch beim „selbsternannten kleinen Mann“.

    Luxustechnik für all diejenigen, die permanenten Shitstorm auf den Politikern abladen, die in den letzten Jahrzehnten die Rahmenbedingungen für unseren Wohlstand begleitet haben.

    Ja, es ist richtig, dass es nicht immer nur nach oben gehen kann, dass Luxus auch Grenzen hat und ja, es gibt auch Härtefälle, die finanziell nicht auf der sorglosen Seite stehen, und ja, wir müssen viele Zukunftsprobleme angehen.

    Da ist die Bildung, die wir verbessern müssen, aber ganz ehrlich…. unsere Kinder hatten nie bessere Chancen als heutzutage und so viele Möglichkeiten innerhalb des Bildungs- und Ausbildungssystems ihren eigenen Weg zu finden, egal ob direkt oder auf Umwegen. In diesem Zusammenhang frage ich mich auch sehr oft, ob unsere Bildung tatsächlich so katastrophal ist, wie es propagiert wird. Immerhin gibt es so viele Studenten wie nie zuvor und anscheinend haben wir viele kluge Köpfe, viele fleißige Menschen in unseren Wirtschftsunternehmen, die den Erfolg der Marke „Made in Germany“ ausmachen.

    Und da ist die Pflege, die wir verbessern müssen…., dabei spielt Geld sicher eine Rolle, aber Geld alleine löst das Problem einer extrem alternden Gesellschaft nicht. Pflegeberufe sind nicht irgendein Job, dazu muss man auch die nötige Berufung und großes soziales Engagement mitbringen, das die meisten von uns nicht mehr haben, sonst würden wir unsere Alten und Kranken nicht in Heimen unterbringen, sondern selbst pflegen, wie früher. Da packe sich jeder, der laut schimpft, aber selbst keinen Pflegeberuf ausübt oder zuhause pflegt doch mal bitte an die eigene Nase. Die Doppelmoral, auf der Straße „Ausländer raus“ zu rufen und die Oma im Heim oder Zuhause von ausländischen Arbeitskräften pflegen zu lassen, wird einem der erfolgreichsten Ländern der Erde nicht gerecht. Politik kann hier nur unterstützen, das Problem lösen müssen wir alle, vielleicht auch mit einer anderen persönlichen Einstellung und besserem sozialen Engagement eines jeden Einzelnen von uns. Der Staat… das sind wir.

    Dann ist da noch der unzureichende Breitbandausbau….. ja, da hat die Politik tief und fest geschlafen und da muss schnellstens insbesondere auf dem Land nachgebessert werden, aber das haben mittlerweile alle Parteien erkannt und auf ihre Agenda gesetzt. Aber auch hier mal ganz ehrlich….dass wir hier zu langsam waren ist doch typisch deutsch…. wir Deutsche sind doch hinsichtlich zukunftsorientierte Technik gegenüber die Skeptiker Nummer Eins. Täglich begegnet man einer Vielzahl von Menschen, für die Digitalisierung Teufelszeug ist, die sich damit gar nicht befassen wollen. Diesbezüglich sind wir deutlich rückständiger im Denken als die meisten Länder um uns herum und halten an alten Zöpfen fest.

    Apropos alte Zöpfe…. ja auch im Bereich Kfz halten die Deutschen nur zu gerne an ihrem geliebten Diesel fest. Seit Jahrzehnten schon hätte man die Entwicklung neuer Techniken von Seiten der Industrie forcieren können, von Seiten der Regierung die Infrastruktur schaffen können, aber auch von uns Verbrauchern fordern und nachfragen können. Produziert wird was sich verkaufen lässt. Und wir Deutsche haben halt auf Diesel gesetzt und dass das nicht die sauberste Technik ist, riecht jeder, der neben einem Diesel steht. Wir haben es in Kauf genommen und das fällt uns jetzt auf die Füße. Nun haben wir ein Problem, das wir lösen müssen, das geht aber nicht mit Geschrei, sondern mit Vernunft und Kompromissfähigkeit.

    Dann ist da noch die Europa- und EURO-Verdrossenheit. Wenn es einen Profiteur des Euro gibt, dann ist es Deutschland. Was würde uns die starke D-Mark nützen, wenn sich die anderen Länder mit schwächeren Währungen unsere Waren nicht leisten könnten? Wir wären nicht Exportweltmeister, wir würden nicht so viele Produkte verkaufen, die Industrie bräuchte nicht so viele Arbeitnehmer, wir hätten heute vermutlich noch viel mehr Arbeitslose als 2002 und damals waren es mehr als 4 Millionen und Deutschland am unteren Ende des europäischen Wirtschaftsvergleichs.

    Und dann ist da noch die Umwelt, die wir schützen müssen, weil sie unsere Lebensgrundlage ist, mit sauberer Energie ohne Braunkohle,aber ohne Verlust von Arbeitsplätzen, mit gefahrenfreier Energie ohne Atomkraft, aber billig, mit Sonnen-und Windenenergie, aber ohne Windrad und Stromtrasse vor unserer Haustür, mit guter Luft, aber billigem Dieselkraftstoff und ohne Fahrverbot, ohne schädliche Düngemittel, aber ausreichend Lebensmitteln für die Welbevölkerung, ohne Massentierhaltung, aber täglich Fleisch und Wurst zu Discountpreisen auf dem Teller, mit bequemem Interneteinkauf ohne Massen an LKW’s auf unseren Straßen, mit vielspurigen Autobahnen ohne Vernichtung von tierischem Lebensraum, mit schönen Flugreisen ohne Fluglärm und Verschmutzung des Luftraums, mit tollen Kreuzfahrten ohne Verschmutzung der Meere und überlaufene Reisezielstädte. Saubere Umwelt heißt auch Verzicht auf persönliche Vorlieben und Interessen nicht nur von den „Anderen“, sondern auch von uns selbst. Hier muss jeder von uns seinen Beitrag leisten, jede Medaille hat 2 Seiten.

    Und dann ist da noch das Thema „Wohnen“ : Noch ein Problem…. Aber nur in den Städten. In der Provinz gibt es Wohnraum genug auch zu bezahlbaren Preisen. Ob die Mietpreisbremse da wirklich weiterhilft ist fraglich. Dadurch entstehen ja keine neuen Wohnungen. Das nützt ja den 50 Bewerbern für eine Wohnung in Berlin nichts, Bis zu den Mietpreisverhandlungen mit dem Vermieter kommen die ja erst gar nicht. Ist das Problem nicht eher eines von Angebot und Nachfrage? Hätten wir in den Städten mehr Wohnraum als nachgefragt wird, egal ob sozial oder von privat, dann würde sich das Preisproblem von selbst regeln, dann würden die Vermieter um die Mieter buhlen und nicht umgekehrt. Aber warum gibt es diese hohe Nachfrage in den Städten? Weil es dort mehr qualifizierte Arbeitsplätze gibt. Wo Firmen ansässig sind und Menschen Arbeit finden, da gibt es auch Steuereinnahmen, mit denen man die Infrastruktur ausbauen und attraktiv gestalten kann. Und für manchen ist es auch einfach nur hip in einer Großstadt zu leben. Hier müssen wir es schaffen, die Konzentration wieder auf die Fläche zu kriegen. Wir brauchen Industrie und Arbeitsplätze auf dem Land. Das wird aber nur funktionieren, wenn die infrastrukturellen Voraussetzungen mit schnellem Internet und vernünftigen Verkehrsanbindungen gegeben sind. Wirtschaftsförderung ist hiermit gleichzeitig auch Sozialförderung, Ob das, was dann entsteht aber gleichzeitig auch wieder allen Umweltaspekten dienlich ist? Industrieansiedlung ohne Grünflächenvernichtung, Oberflächenversiegelung, erhöhtem Strom- und Wasserverbrauch oder sonstigen umweltschädlichen Nwbenaspekten sind selten. Und vielleicht ist auch der Nachbar dagegen, dass dort gebaut wird.

    Und zu guter Letzt gibt es noch das Thema Flüchtlinge. Auch ein Zukunftsproblem, das weder über Nacht noch pauschal und schon gar nicht mit Parolen zu lösen ist. Hier allein Frau Merkel die Schuld zu geben, ist zu einfach. Als sie in 2015 die Grenze geöffnet hat, waren die Flüchtlinge schon da und es bahnte sich eine humanitäre Katastrophe vor unserer Grenze an. Wäre die Wiedereinführung des Schießbefehls etwa die bessere Lösung gewesen? Alle, die wir hier in Deutschland leben dürfen, in einem mitteleuropäischen Land mit gemäßigtem Klima, in dem man nicht nur säen, sondern auch ernten kann, in dem es einen zauberhaften Frühling, meist einen schönen Sommer, einen bunten Herbst und manchmal auch Schnee im Winter gibt, haben uns dies ja nicht verdient, sondern Glück gehabt, dass wir hier geboren wurden. Vielleicht sollten wir hin und wieder mal in uns gehen, dieses Glück mit „Demut“ erkennen und einen kleinen Teil mit den Menschen teilen, die mit weniger Glück gesegnet sind und an deren Pech wir als Teil der Industriestaaten durch unsere Klimasünden und durch Ausbeutung eine Teilschuld mitzutragen haben. In 2 Wochen ziehen wieder tausende Kinder mit tausenden von Eltern am Martinstag durch unsere Städte und hören die Geschichte vom heiligen Martin, der seinen Mantel teilte. Bei der derzeitigen Stimmungslage ist zu befürchten, dass darunter auch der eine oder andere Erwachsene ist, der gegen Flüchtlinge hetzt und seine Kinder infiziert. Welch eine heilige Doppelmoral! Aber ja, wie in jeder Gesellschaft sind nicht alle Flüchtlinge nur gute Menschen, es gibt darunter auch welche mit bösen Absichten. Kriminelle gibt es aber auch unter uns Deutschen und Europäern. Kriminalität und Terrorismus sind eine Herausforderung, die wir meistern müssen, mit einem gut gerüsteten Polizeiapparat und mit durchgreifender Justiz, vielleicht auch mit personeller Aufstockung der Ausländerbehörden und mit weitergehenden Verhandlungen mit den Heimatstaaten über die Rücknahme ihrer Bürger bei rechtmäßigen Abschiebungen, und das bei allen Nationalitäten egal ob aus dem nahen Osten, aus Afrika, Nicht-EU-Europa oder woher auch immer. Daran müssen wir gemeinsam mit der EU arbeiten. Pauschale Fremdenfeindlichkeit, Hass und Parolen helfen nicht weiter.

    Weg mit problemorientierter Polemik und hin zu lösungsorientierter Politik. Weg von Streit und Ränkespielen und hin zu vielleicht manchmal auch langweiliger und weniger medienwirksamer Sacharbeit.

    Apropos Sacharbeit. In der Politik bedeutet Sacharbeit im Wesentlichen auch Kompromissfähigkeit statt Extremismus. Was genau ist eigentlich so schlimm daran, dass die beiden ehemalige großen Volksparteien ihr Profil aufgegeben haben, dass sowohl die Schwarzen als auch die Roten sich vom rechten bzw. linken Rand in Richtung Mitte bewegt haben. Zeigt es nicht einfach nur, dass jede Seite im Sinne zielorientierter Problemlösungen Kompromissbereitschaft zeigen? Wie bitteschön sollen denn die Probleme unseres Landes gelöst werden, wenn jeder auf seiner Meinung beharrt? Themen müssen abgearbeitet, Entscheidungen getroffen werden und das in einem vernünftigen Zeitrahmen. Entscheidungen können richtig sein oder auch falsch. Die Chance steht 50% zu 5o%. Wenn keine Entscheidungen getroffen werden, weil keiner dem anderen die Hand reicht, dann ist von vornherein klar, dass das zu 100% falsch ist. Das ganze Leben ist doch ein Kompromiss, in der Ehe, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule, im Verein. Nirgendwo kann ich immer nur meine Meinung und meine Wünsche durchsetzen. Wenn ich stur meine Ziele verfolgen will, nicht bereit bin, meinem Gegenüber zuzuhören und auch dessen Überlegungen mit einzubinden, dann muss ich mich scheiden lassen, meine Familie verlassen, meinen Arbeitsplatz kündigen, die Schule abbrechen und meinen Vereinsfreunden den Rücken zukehren. Und am Ende bleibt ein Trümmerfeld. Wer das vermeiden will, geht zur Wahl, tut damit seine Meinung richtungsweisend kund, aber wählt die Kompromissfähigkeit in der Mitte unserer Gesellschaft statt unrealisierbare Extrempositionen an den Rändern der Politik. Vor uns liegt ein Marathon und den gewinnen wir nur mit Arbeit und Disziplin, nicht mit ewigem Zaudern und Zögern und schon gar nicht mit Knüppeln zwischen den Beinen, die bringen uns zu Fall.

  4. @ Parasiten im Kopf,

    ich begebe ihnen Recht, wenn sie sagen die Politik hat in vielem versagt und sie ist mit ihrer Politik mitverantwortlich für den AFD-Hype.

    Aber so wie ihr Kommentar zu meinem aufgebaut ist, so handeln auch die, welche wir nicht in unserer Mitte haben wollen. Sie agieren aus dem Verborgenen, versuchen zu verunglimpfen, stürzen sich auf das Unwesentlichste, Kleinste und Schwächste, (den Parasit) und versuchen diesen mit ihrer unsäglichen Ideologie zu infizieren. Nebenbei suggerieren sie noch den Menschen (den Lesern), dass in ihrer Nachbarschaft ein unwissender, kranker ahnungsloser Mensch lebt, dem man besser keinen Glauben schenkt.

    Die Politik ist ein Versuch der Politiker, zusammen mit dem Volk mit den Problemen fertig zu werden, die das Volk ohne die Politiker niemals gehabt hätte.Dieter Hildebrandt Kabarettist, Schauspieler und Buchautor 1927 – 2013

  5. @ Michael
    „Aber all dieses Negative, was sich wie ein Parasit auch langsam in meinen Kopf einnistet…“
    Sie machen mir Angst! Nicht nur, weil sie für den imaginären Parasitenbefall in Ihrem Kopf und den Rechtsaufschwung in Deutschland „die Presse“ mitverantwortlich machen. Nach dieser Logik hätte die politische Klasse zwar immer noch total versagt, aber es wäre halt nicht darüber berichtet worden und niemand würde AfD wählen.
    Wussten Sie, dass laut Nachrichtenmagazin Focus rund zwei Drittel aller Deutschen tatsächlich einen ungebetenen Untermieter im Kopf (aber auch anderswo) haben, den Parasiten Toxoplasma gondii (https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/news/gehirnparasit-mitbewohner-im-kopf-veraendert-die-gehirnchemie_aid_681428.html), der zu Schizophrenie, ADHS und anderen schweren Störungen führen kann, insbesondere aber über eine Anregung der Dopaminproduktion die Risikobereitschaft erhöht. Im Tierversuch verloren beispielsweise Mäuse ihre Angst vor Katzen, was die Katzen freute, für die Mäuse aber eher ungesund war. Eine gute Erklärung für die Veränderung des Wählerverhaltens zu Gunsten der AfD wäre das aber allemal.
    Den Appell der 19 Bürgermeister an die Bürger, zur Wahl zu gehen und Parteien ihre Stimme zu geben, die zur freiheitlich demokratischen Grundordnung dieses Landes stehen, finde ich etwas voreilig. Gerade Ihre Ansage, sich nicht davon abhalten lassen zu wollen, einer Partei die Stimme zu geben, die verhindere, dass rechtes Gedankengut Oberhand in unserer Gesellschaft bekomme, lässt mich ratlos. Welche Partei hätte denn de facto die Ausbreitung rechten Gedankenguts verhindert? Ich sehe nur Parteien, die durch ihre schlechte Politik für dessen Ausbreitung gesorgt haben. Und Ihr Recourse auf die Negativberichterstattung der Presse weckt in mir erst recht Zweifel daran, dass Sie die Zusammenhänge wirklich einschätzen können, aus denen der beklagte Rechtsruck resultiert.
    Deshalb nützen solche gewundenen Appelle (siehe oben) nichts. Sie überzeugen nur diejenigen, die ohnehin schon „bekehrt“ sind. Mein Appell wäre kurz und bündig:
    1. Deutsche, klaut nicht bei Nazis!
    2. AfD-ler, klaut nicht bei Juden!
    3. Politiker, klaut nicht bei Multikultis, sondern bei den Multis!

  6. …sollte man aber schon irgendwie kennzeichnen. Oder wenigstens mal irgendwo verpetzen. Vorbild: Der AfD-Lehrer-Pranger (https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-10/afd-lehrerpranger-url-afd-lehrerpranger-online-denunziation-eltern-schueler/komplettansicht).
    Warum? Nichts ist gefährlicher als die menschliche Dummheit. Und ich bin für ein sicheres Deutschland, in dem ich ungefährdet leben kann. Und deshalb muss man Ihren Thesen klar entgegen treten. Fangen wir hinten an:
    1. Die wahren Faschisten sind auch heutzutage noch immer die heutigen Faschisten (http://www.taz.de/!5542266/)!
    2. Nein, AfD-Politiker und -wähler sind nicht die Juden von heute (https://politaufkleber.de/wp-content/uploads/2018/07/afd_button.gif).
    3. Deshalb darf man den verkappten Antisemiten auch nicht erlauben, sich als „die neuen Juden“ auszugeben (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/globalisierung-warum-die-anti-internationalisten-gefaehrlich-sind-a-1230569.html)
    4. Doch, wir haben noch eine „echte Demokratie“, nämlich die, die unsere Verfassung vorschreibt. Das ist allerdings nicht die, die den AfD’lern vorschwebt. Das nennt man verfassungsfeindlich.
    5. Wenn wir gar keine „echte Demokratie“ mehr hätten: Mit welchem Recht dürften AfD-Anhänger dann fordern, wählen zu dürfen, wen sie wollen, „ohne deswegen Nachteile erfahren zu müssen“?

  7. Ich bin überzeugt, dass die Bürgermeister mit ihrem Appell das Richtige tun. Bürger dazu zu bewegen zur Wahl zu gehen und Parteien ihre Stimme zu geben die zur freiheitlich demokratischen Grundordnung dieses Landes stehen ist wichtig. Jede nicht abgegebene Stimme ist eine Stimme für die, die nicht von den Werten dieses Landes überzeugt sind. Ich war 30 Jahre SPD Mitglied und bin vor ein paar Jahren ausgestiegen, weil ich mich mit der Politik der SPD in Stadt und Bund nicht mehr identifizieren kann. Mein Ergebnis beim Wahlomat war zwei Mal AFD, was mich innerlich extrem schockiert hat. Nein, das würde ich niemals tun, nein niemals im Leben würde ich Menschen dazu verhelfen an die Macht zu kommen, die in vielen Teilen ihrer Partei RECHTE Spinner beherbergen und eigentlich nur durch Inkompetenz, Zynismus und Zerrissenheit innerhalb der eigenen Strukturen ständig in das öffentliche Licht gerückt werden. ich kenne nicht einen Bundespolitiker dieser rechtsgerichteten Parteien, der sich mit Sachkompetenz und Zukunftsvisionen für unser Land wählbar gemacht hätte. ich habe meine Kreuze gemacht, ich habe mich in Hessen für Thorsten Schäfer Gümbel ausgesprochen, weil ich dem Mann zutraue, ein guter Ministerpräsident für Hessen zu werden. Die aktuelle Regierung in Hessen hat für mich versagt.3,2 Milliarden an Steuergeldern stehen auf dem Spiel aufgrund risikoreicher Finanzgeschäfte. Jeder Bürger ist auf seine drei Kröten angewiesen und anstatt diese in unsere Zukunft zu investieren verspekulieren die sich? Jeder Rechner im Verein samt Vorstand würde keine Entlastung bekommen aber hier, warten wir auf Sonntag? Die Presse in Deutschland ist ebenso mit verantwortlich für den rechten Aufschwung in Deutschland wie unser derzeitige Bundesregierung. Nur noch Negativmeldungen über Konzerne, die betrügen über Politiker, die ihr Ego mehr pflegen als ihr Wählerauftrag über Straftaten, die von Ausländern verübt wurden und wirtschaftliche Glanzleistungen aus Unternehmen und Politik. Aber all dieses Negative, was sich wie ein Parasit auch langsam in meinen Kopf einnistet, wird mich nicht davon abhalten einer Partei meine Stimme zu geben die verhindert, dass rechtes Gedankengut Oberhand in unserer Gesellschaft bekommt.

  8. Alleine der Versuch die ekelhaften Vorgänge von Freiburg 2 Wochen lang geheimzuhalten zeigt den jetzigen Stand der Demokratie in diesem Lande! Selbst wenn versucht wird aufgrund von Wahlen in Bayern und Hessen Informationen für die Bevölkerung zurück zu halten, sagt das alles!

  9. Diese Aktion bestärkt mich erst recht die AfD zu wählen. Natürlich ist es eine Aktion gegen eben diese Partei. Langsam aber sicher ziehen in diesem Land Gepflogenheiten ein, die an das Deutschland der Naziherrschaft erinnern. Da wird gehetzt, diffamiert, Anschläge auf Parteibüros verübt, Morddrohungen gegen Kandidaten der AfD ausgesprochen und vieles mehr.
    Jeder sollte in einer „echten“ Demokratie, die wir in diesem Land schon lange nicht mehr haben, wählen dürfen wen er will, ohne deswegen Nachteile erfahren zu müssen.
    Was kommt als nächstes? Werden AfD Wähler gekennzeichnet, wie damals die Juden? Werden Geschäfte besprüht mit Sprüchen wie: Kauft nicht bei AfD Wählern?
    Die wahren Faschisten sind heutzutage links zu finden.

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