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Swen Bastian und Gerhard Merz zu Besuch bei der Lebensgemeinschaft SassenEine Gemeinschaft, in der Menschen mit und ohne Hilfebedarf zusammen leben

SASSEN (ol). Landtags-Direktkandidat Swen Bastian besuchte gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten und designierten Minister für Arbeit und Soziales im Regierungsteam der SPD Hessen, Gerhard Merz, die Lebensgemeinschaft e.V. Sassen am Standort Richthof. In einem Fachgespräch mit Silke Herwig, Jörg Kraus und Axel Müller tauschten sich die beiden Politiker über die Geschichte, Ansätze und die Entwicklung der Lebensgemeinschaft an ihren beiden Standorten in Schlitz aus.

„Ich bin sehr beeindruckt, welche Entwicklung hier in den letzten 50 Jahren stattgefunden hat. Wir können uns über solche vorbildlichen Einrichtungen im Vogelsberkreis sehr freuen“, sagte Swen Bastian laut Pressemitteilung der Vogelsberger Sozialdemokraten. Vor mehr als 50 Jahren gegründet, hat die Lebensgemeinschaft sich heute zu einem Gemeinwesen entwickelt, dass aus dem Schlitzerland nicht mehr wegzudenken ist. Mit über 250 Bewohnern bildet sie in den beiden Dörfern Sassen und Richthof ein integratives Gemeinwesen.

Menschen mit und ohne Hilfebedarf leben gemeinsam

Inzwischen gibt es in der Gemeinschaft über 450 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze; sie ist einer der größten Arbeitgeber im Schlitzerland. Menschen mit und ohne Hilfebedarf leben zusammen, arbeiten gemeinsam in verschiedenen Betrieben der Einrichtung und helfen sich gegenseitig, entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten. In die Gemeinschaft aufgenommen werden Menschen, die aufgrund einer geistigen Behinderung Anspruch auf Hilfe zur Wiedereingliederung in das soziale und berufliche Leben haben. Mit ihrem anthroposophischen Leitbild verfolgt die Gemeinschaft einen anderen Ansatz, den es heute kaum noch gibt. Sie versteht sich nicht als Dienstleister, sondern als echte Lebensgemeinschaft für alle Bewohner mit einem familiären Miteinander als Grundkonzept. Von daher sei es selbstverständlich, dass die Vorgänge in der Gemeinschaft mit Allen besprochen und in einer Art „Dorfparlament“ vorgestellt und gemeinsam beraten werden.

Bastian und Merz zeigten sich beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten der Arbeit an den Standorten der Lebensgemeinschaft: Von Landwirtschaft, Bäckerei, Textilwerkstatt, Weberei bis hin zum Tischlern reicht die Palette der Möglichkeiten. „Jeder Bewohner kann nach seinen persönlichen Neigungen und Fähigkeiten eingesetzt werden. Nicht überall ist das so möglich“, fasste Bastian zusammen. Im Laufe des Gesprächs kam auch die zunehmende Bürokratie im Pflegebereich zur Sprache, die immer mehr Zeit bindet; Zeit, die häufig für die individuelle Zuwendung fehle. Hier sei es der Gemeinschaft durch ihren eigenen Ansatz bisher immer gelungen, den Menschen im Vordergrund zu stellen.

„Die Gesetzgebung muss dafür Sorge tragen, dass die unterschiedlichen Modelle und Ansätze auch ermöglicht werden können“, sagte Gerhard Merz. Der Pluralismus habe einen hohen Stellenwert in der praktischen Arbeit, deshalb müsse Sorge dafür getragen werden, dass jedes gute und erfolgreiche Modell weitergeführt werden könne. „Die im Schlitzerland praktizierte und auf die Bedürfnisse der einzelnen Person hin orientierte Herangehensweise, ist ein spannender und wertvoller Ansatz. Hierin liegt sicher auch der fünf Jahrzehnte fortdauernde Erfolg der Lebensgemeinschaft begründet“, sagte Bastian, „der sich für größtmögliche Wahlmöglichkeiten aussprach, damit Betroffene die jeweils individuell besten Angebote auswählen können.“

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