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Vortrag von Dr. Friedrich Jungblut zum Thema „Depressionen - Gefangen im Seelentief“ am Krankenhaus EichhofMit professioneller Hilfe zurück ins Leben

LAUTERBACH (ol). Immer mehr Menschen erkranken seelisch, sei es durch Stress im Arbeitsleben, familiäre Probleme, die Geburt eines Kindes, Angstzustände oder Überforderung. Sich selbst aus einem Seelentief zu befreien, fällt ohne professionelle Hilfe meist schwer. Mit einer Fallgeschichte, die einen Einblick in die erste Begegnung mit depressiven Patienten gibt, leitete der Chefarzt der Fachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Eichhof in Lauterbach Dr. Friedrich Jungblut seinen Vortrag zum Thema ein.

In der Pressemitteilung des Krankenhauses heißt es, oft geht die Erkrankung mit körperlichen Symptomen einher: Schlafstörungen, körperliche Schmerzen, Appetitverlust und Erschöpfungszustände weisen für Laien nicht unmittelbar auf eine seelische Verstimmung hin. Kommen Gleichgültigkeit, das Gefühl ausgebrannt zu sein, Freudlosigkeit, mangelnde Empathie oder Aggressivität hinzu, sollten die Alarmglocken läuten. Die Symptome seien so vielfältig, wie die Krankheit selbst. „Wenn jede Tätigkeit zur Qual wird, der Antrieb stark vermindert, der Mensch in einen Dauerzustand des Grübeln kommt oder sogar erste Wahnvorstellungen hat, dann ist es höchste Zeit, professionelle Hilfe bei Ärzten und Therapeuten zu suchen“, erklärte Dr. Jungblut.

Mögliche Ursachen und Krankheitsverläufe

In seinem Vortrag gab der Chefarzt eine Übersicht über mögliche Ursachen, Krankheitsverläufe, aber auch über die vorhandene Suizidgefahr, die bei schweren Ausprägungen mitschwinge. „Es kommen jährlich mehr Menschen durch Selbsttötung in Deutschland ums Leben als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Aids oder Gewaltverbrechen zusammen“, weiß der Facharzt. Wissenschaftlich bewiesen sei, dass traumatische Erlebnisse in Kindheit und Jugend eine Hauptursache für sämtliche psychischen und psychosomatischen Erkrankungen darstellen. Welche Risikofaktoren es gibt, wie der Weg zur gesicherten Diagnose aussieht, welche Medikations- und Behandlungsmöglichkeiten Betroffenen zur Verfügung stehen, all das erläuterte Dr. Jungblut den mehr als 100 interessierten Zuhörern.

Er ging intensiv auf die therapeutischen Angebote vor Ort ein, gab Empfehlungen, welche Verhaltensmaßnahmen und Formen der Selbstfürsorge Patienten einleiten können und widmete einen Teil seines Vortrags der großen Bedeutung von Freunden und Angehörigen sowie deren Rolle im Alltag beziehungsweise bei der Therapie. Auch das Thema „Online Therapieprogramme“, wie beispielsweise deprexis24 – DAK, moodgym – AOK und TK Gesundheitscoach, kam zur Sprache. Dr. Jungblut wies aber darauf hin, dass diese nur für internet-affine Menschen geeignet seien, der Datenschutz berücksichtigt werden müsse und eine fundierte Behandlung beim Arzt nicht zwangsläufig ersetzt werden könne.

In der anschließenden Diskussion ging der Chefarzt auf individuelle Fragen der Zuhörer ein. „Wie verhalte ich mich als Angehöriger? Wie erkenne ich ein Suizidrisiko?“ oder „Wie ist die Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Übergang zum Erwachsenen geregelt?“ und „Wie unterscheide ich Demenz und Depression?“ waren nur einige Beispiele, die die Zuhörer bewegten.

Ein Gedanke zu “Mit professioneller Hilfe zurück ins Leben

  1. …“Verhaltensmaßnahmen“, „Formen der Selbstfürsorge“, „große[n] Bedeutung von Freunden und Angehörigen sowie deren Rolle im Alltag“, „traumatische Erlebnisse in Kindheit und Jugend“…
    Insgesamt ein sehr individueller Ansatz, der gesellschaftliche Ursachen weitgehend ausklammert. Vielleicht wäre es für Viele – zumindest die noch nicht Depressiven – ein guter Ansatz, sich einfach bestimmte gesellschaftliche Zustände, Formen des permanenten Politikversagens, bestimmte Arbeitsbedingungen und, und, und einfach nicht mehr bieten zu lassen und die daraus resultierenden, äußerst berechtigten Aggressionen statt gegen sich selbst gegen die Verursacher zu richten.
    Im Übrigen: Wer angesichts einer täglichen Dosis von „Tagesschau“ oder „Heute“ nicht depressiv wird, ist nicht normal. Vorbeugende Therapie: Die ZDF-„heute show“.

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