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Babys in Bewegung: Besuch von Evolutionspädagogin Rebecca Schmidt-Kobek„Man kann alles im Leben nachholen!“

ALSFELD (kiri). Stimmengewirr, Babygeschrei, munteres Spielen – und mitten drin Rebecca Schmidt-Kobek, ruhig, gelassen, abwartend. Die junge Frau ist zu Gast bei „Babys in Bewegung“, einem Kurs, den die Kinderkrankenschwester Gabriele Krauß seit gut einem Jahr für Mütter und ihre drei bis zwölf Monate alten Kinder anbietet. Jeden Mittwoch treffen sich die Mutter-Kind-Gespanne zu einer Stunde „Sport“ im Aktivzentrum des Alsfelder Kreiskrankenhauses – dieses Mal unter einem besonderen Aspekt: Einem Informationsvormittag zum Thema „Was hat die Geburt mit dem Lernen zu tun?“

Auf diese Frage hat die Vockenröderin Rebecca Schmidt-Kobek eine ganze Menge Antworten, denn sie ist Evolutionspadägogin und beschäftigt sich in ihrer Praxis für Praktische Pädagogik täglich mit diesem Themenkomplex.

Nachdem es sich die Mütter nach einer kurzen Bewegungsrunde mit ihren Babys auf den Turnmatten bequem gemacht haben, erzählt Schmidt-Kobek: „Ich habe selbst zwei Kinder. Mit dem Einen lief in der Schule alles super, doch der Andere hatte ganz schöne Schwierigkeiten….“. Deshalb habe sie sich informiert, belesen und nach Lösungen gesucht und sei dabei auf die sogenannte „Evolutionspädagogik“ gestoßen – und tatsächlich, es habe funktioniert. Davon überzeugt, absolvierte die 44-Jährige selbst diese Ausbildung, mit dem Ziel, Kindern und Eltern zu helfen, wenn Probleme in der Schule, beim Lernen, im Miteinander oder in der Entwicklung auftreten.

Die sogenannte Evolutionspädagogik verbinde die neusten Erkenntnisse der Gehirnforschung mit denen der Evolutionstheorie und Kinesiologie. Das Resultat: Eine Methode, mit der beispielsweise bei Konzentrationsschwierigkeiten, Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwierigkeiten, ADS/ADHS, Verhaltensauffälligkeiten, Ängsten, Koordinationsschwierigkeiten bis hin zu Null-Bock-Haltungen, fehlender Lebensfreude oder Selbstbewusstsein durch Bewegung Blockaden gelöst und Handlungsfähigkeiten hergestellt werden können.

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Bauchlage für das Baby und nach rechts und links bewegen – dadurch werden wichtige Synapsen verknüpft.

„Man kann alles im Leben nachholen!“

„Wir werden mit einer bestimmten Anzahl von Nervenzellen geboren, die sich nach und nach erst einmal verknüpfen müssen“, erläutert die Referentin. Dafür seien verschiedene Entwicklungsstufen notwendig, die ein Kind normalerweise bis zum fünften Lebensjahr durchlaufe – rollen, robben, krabbeln, Vierfüßlergang über die Sprachentwicklung bis hin zur vollständigen Aufrichtung. Manchmal würden Kinder eine Entwicklungsstufe überspringen oder sie nicht ganz ausleben, beispielsweise das Krabbeln. Dann könne es später in schulischen Bereichen zu Schwierigkeiten kommen, in denen die neuronalen Verknüpfungen benötigt werden, die durch das Krabbeln hätten eigentlich geschlossen werden sollten.

Rebecca Schmidt-Kobek ging deshalb auf die sieben Entwicklungsstufen ein, die laut Evolutionspädagogen wichtig für die Entwicklung sei und stellte diese den Müttern im Einzelnen vor – inklusive der dazugehörigen Bewegung, die die interessierten Mütter gleich mit ihren Kindern ausprobieren konnte.

Die Referentin setzte aber noch einen Schritt früher an – womit sie bei der Kernfrage der Stunde war: „Was hat die Geburt mit dem Lernen zu tun?“ Schon während der Geburt würden Erfahrungen gemacht und Nervenbahnen verknüpft werden, die den Grundstein für ein Leben legten. „Es spielt schon eine Rolle, ob ein Kind eine natürliche-stressfreie Geburt hatte, per Kaiserschnitt, als Steißlage oder mit der Saugglocke geholt wird“, gibt Schmidt-Kobek zu bedenken. „Wenn beispielsweise die Fruchtblase frühzeitig geplatzt ist und die Kinder eine sogenannte „Trockengeburt“ erleben, werden diese Kinder oftmals das Gefühl haben, sich durchs Leben kämpfen zu müssen – weil der Start ins Leben, das Auf-die-Welt-kommen, bereits ein Kampf war.“ Denn in stressigen Lebenssituationen greifen die Kinder automatisch auf die Erfahrungen der Geburt zurück.

Dies höre sich zwar im ersten Moment zunächst beängstigend an, diese Ängste seien aber unbegründet: „Durch Bewegungen kann man viele Synapsen neu verknüpfen und dadurch Blockaden lösen und leichter durchs Leben gehen“, erläutert die Evolutionspädagogin. „Man kann alles im Leben nachholen!“

Das Wichtigste – die Basis – sei allerdings das Urvertrauen. Aber selbst wer das nicht hätte, könne es durch Bewegung erlangen, sagt Schmidt-Kobek, und schloss ihren Vortrag mit einer Übung: Eine Mutter legte sich mit ihrem Baby auf ein Turnmatten-Hula-Hoop-Konstrukt, in dem das Kind auf dem Bauch liegend von links nach rechts geschaukelt wurde. „Einen einfache, aber effektive Bewegung, die unglaublich viel auslöst und Neues ermöglicht.“
BU 1: Referentin Rebecca Schmidt-Kobek macht eine Übung vor – das seitliche Wiegen des Kindes.
BU 2: Bauchlage für das Baby und nach rechts und links bewegen – dadurch werden wichtige Synapsen verknüpft.

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