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Torsten Schneider kauft Alsfelder Post - Oberhessen-live bekommt neue RedaktionDie Post wird zum Heim für kreative Unternehmen

ALSFELD. Google und Facebook kommen nach Alsfeld! Naja, das heißt, fast zumindest. Der Alsfelder Unternehmer Torsten Schneider gab heute bekannt, das Postamt im Kern der Stadt gekauft zu haben. Schneiders Vision: Dort sollen moderne Büros entstehen, die sich an den Arbeitsplätzen der großen Internetgiganten aus dem Silicon Valley orientieren. Aber was heißt das für die Alsfelder, die ihre Päckchen und Briefe aufgeben wollen? 

Die Netzriesen aus Übersee können sich vor Bewerbern kaum retten. Neben der Chance, richtig Karriere zu machen, sind die Konzerne vor allem wegen ihren schicken Arbeitsplätzen beliebt. Denn langweilige Großraumbüros und sterile Konferenzräume sucht man bei Google vergebens.

Stattdessen gibt es überall auf der Arbeitsfläche verteilt Orte, an denen es Spaß macht, an Ideen zu arbeiten. In schicken Gemeinschaftsküchen trifft man sich zum Plausch, bedient sich am Gratisobst, zieht sich zum Programmieren auf einen Sitzsack zurück oder pustet bei einer Runde Tischkicker mit den Kollegen kurz den Kopf durch, bevor es wieder an die Arbeit geht. Malochen und Wohlfühlen sollen keine Widersprüche mehr sein.

In Berlin, Hamburg und München stehen schon etliche Büroräume von Start-Ups, die auf ähnlich kreative und moderne Weise eingerichtet sind. Torsten Schneider möchte, dass Alsfeld sich bald in diese Aufzählung einreihen kann. „Ich plane ein multimediales Kreativzentrum für Unternehmen, die moderne und innovative Dinge machen“, sagt Schneider.

Das Postamt, so sagt der neue Eigentümer, sei historisch gesehen der ideale Standort für ein solches Vorhaben: „Die Post war schon immer ein Medienzentrum. Früher war sie Telefon-Vermittlungsstelle und Briefumschlagsplatz – und bald werden sich eben Markting-, IT- und Kommunikationsfirmen dort tummeln. Das passt doch perfekt.“

In den zwei Obergeschossen stehen insgesamt 700 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung, die überwiegend von Medien- und Technikfirmen der Region bezogen werden sollen. Ein offenes Design der Flächen soll den leichten Austausch der kreativen Köpfen über Firmengrenzen hinweg erleichtern, Rückzugsorte Platz fürs Denken schaffen, die Einrichtung Lässigkeit ausstrahlen. So, wie es die Großen eben vormachen.

Oberhessen-live zieht ins Postamt ein

Einige Mieter stehen schon fest. So wird Schneider selbst mit den verschiedenen Unternehmen, die der 36-Jährige betreibt, in die Post einziehen. Darunter sind unter anderem die Event- und Marketingagentur Vobitz, das Fotostudio creativeFoto – und wir, Oberhessen-live!

Seit dem Weggang von OL-Gründer Axel Pries vor drei Monaten, ist Torsten Schneider der alleinige Inhaber der Nachrichtenseite. Zeitgleich mit dem Umbruch wurde das Magazin heimatlos, die Redaktion am Roßmarkt in Alsfeld wurde aufgegeben, das neue Team arbeitet hauptsächlich dezentral. „Wir freuen uns darauf, endlich wieder eine eigene Redaktion zu bekommen“, sagt Christian Dickel, der leitende Redakteur des Magazins. „Das ist nicht nur für unser Team wichtig, sondern auch für die Leserinnen und Leser, die so eine Anlaufstelle in der nicht-digitalen Welt haben, an der sie mit uns in Kontakt treten können.“

Vobitz war wie die übrigen Unternehmen von Tosten Schneider bislang an der Alsfelder Stadthalle stationiert. Doch die Agentur ist mit der Zeit größer geworden. „Der Platz wurde einfach zu eng“, sagt Schneider, der auch Inhaber der Stadthalle selbst ist. Deswegen werden die dort angegliederten Büroräume auch nicht verwaisen. „Die Stadthallen Mitarbeiter werden da bleiben, um sich um die Geschäfte der Stadthalle zu kümmern.“

Hat das Postamt gekauft: Torsten Schneider

Schneider hat nicht nur das Hauptgebäue der Post, sondern auch das knapp 4000 Quadratmeter große Gelände drum herum mit einigen Lagerhallen erworben. „Wer Interesse hat, Lagerflächen egal welcher Größe zu mieten, kann sich gerne bei mir melden. Auch bei den Büroräumen gibt es noch Platz für ein paar Mieter“, sagt er. Gekauft hat Schneider das Ganze von einem kanadischen Immobilienfond, der 2011 einen Großteil der Liegenschaften der Deutschen Post aufgekauft hatte und sich nun von einigen Immobilien wieder trennt.

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Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden, doch insgesamt mit den nötigen Bauarbeiten wird das Projekt über eine Millionen Euro kosten, schätzt Schneider. Das Renovieren dürfte dabei nicht ganz einfach sein. „Das gesamte Gebäude steht unter Denkmalschutz“, sagt Schneider. „Wir wollen versuchen, den optischen Originalzustand der Fassade wieder herzustellen.“ Dabei arbeite man eng mit der Denkmalschutzbehörde zusammen.

Trotz der hohen Auflagen, die zu erfüllen sind, ist der Unternehmer guter Dinge. Die Denkmalbehörde finde das Projekt prinzipiell gut und auch im Rathaus habe man sich für das Vorhaben stark gemacht. „Die Alsfelder Politik hat mich bei meiner Idee tatkräftig unterstützt, indem sie zum Beispiel den Kontakt zum Verkäufer hergestellt hat“, sagt Schneider.

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Raum für kreative Ideen: Noch sieht es in den Obergeschossen des Alsfelder Postamts ziemlich karg aus…

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…aber bald sollen Unternehmen der Kommunikations- und IT-Branche hier ihr neues Zuhause haben. Darunter auch Oberhessen-live.

Die Filiale der Postbank bleibt bestehen

Ein Bürokomplex für junge Medienfirmen – das klingt ja alles ganz nett. Aber was ist mit der Postbank, die aktuell noch im Untergeschoss des Gebäudes untergebracht ist und die Aufgaben einer Postfiliale, also alles rund und Briefe und Pakete, mit anbietet? Wird dieses wichtige Stück Infrastruktur dicht gemacht oder zieht es um? „Nein, die Postbank bleibt definitiv da, wo sie ist“, sagt Torsten Schneider.

„Wir planen auch im Untergeschoss umzubauen. Um konkrete Planungen bekannt zu geben ist es aber einfach noch zu früh. Jetzt müssen wir erstmal mit den Behörden und potenziellen Mietern sprechen.“ Wenn alles gut geht, sollen Ende dieses Jahres Vobitz und Oberhessen-live ihre neuen Räume beziehen können, das gesamte Projekt soll voraussichtlich Ende 2017 fertig gestellt sein.

Ein Gedanke zu “Die Post wird zum Heim für kreative Unternehmen

  1. Oha ich höre die Neidhammel schon wieder schreien… Deshalb. Herzlichen Glückwunsch Herr Schneider, diesen Neid muss man sich hart erarbeiten.

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