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VogelsbergkreisUnterbringung von Flüchtlingen: Mit diesen Kosten rechnet der Kreis

VOGELSBERG (ls). Dass die Unterbringung der im Vogelsberg ankommenden Flüchtlinge nicht einfach wird, war schon im letzten Jahr klar. Dass sie teuer wird, auch. Auf wie viel Euro sie genau kommt, ist nicht sicher. Doch es gibt mögliche Kosten-Schätzungen.

Im Vogelsberg kommen seit dem letzten Jahr nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine an, sonder auch wieder mehr Flüchtlinge aus anderen Ländern. Weil die Unterkünfte des Kreises voll waren, hat er mit dem Container-Dorf unter der Hessenhalle mehr Platz geschaffen. Was sich erst einmal gut anhört, schafft aber auch Probleme – insbesondere auf der finanziellen Seite.

Das kritisierten Landrat Manfred Görig und Vize-Landrat Jens Mischak bereits im letzten Jahr, ehe der Vogelsberger Kreistag Ende des Jahres eine Resolution verabschiedete. Mittlerweile steht zwar fest, dass der Bund Gelder an das Land zahlt, die die Kommunen bei der Unterbringung der geflüchteten Menschen unterstützen sollen, doch etwa die Hälfte der Kosten muss der Kreis aus eigener Tasche zahlen – und das ist, je nach Anzahl der dem Kreis jährlich zugewiesenen Menschen, trotzdem ein Millionenbetrag.

Heftige Diskussion über aktuelle Flüchtlingssituation

Grundkosten von 1,9 Millionen bis 2,4 Millionen Euro

Gezeigt hat das eine vorsichtige Aufstellung möglicher Kosten für die Unterbringung der geflüchteten Menschen im Container-Dorf im Kreisausschuss in der vergangenen Woche, die durch die Grünen-Fraktion angefragt wurde. Da man allerdings nicht weiß, wie sich der Flüchtlingszustrom über das Jahr hin entwickelt und wie viele Menschen dem Vogelsberg tatsächlich zugewiesen werden, geht die Aufstellung von vier unterschiedlichen Zahlen aus: 100, 200, 300 und 400 Flüchtlinge, die in einem Jahr zugewiesen werden.

Aufnahme, Unterbringung, Betreuung und Versorgung: Was kostet die Unterbringung von Flüchtlingen im Ankunftszentrum des Kreises?

Allein die Miete des Grundstücks liegt jährlich bei 120.000 Euro, wozu die fixe Miete für das Zelt von 204.000 Euro sowie die Miete für die insgesamt 91 dort aufgestellten Container von 528.000 Euro kommt. Hinzu kommen Heizkosten für das Zelt von 204.000 Euro. Dabei wird im Mittel von monatlichen Kosten von 17.000 Euro ausgegangen. Mitsamt der Personalkosten und weiterer Kosten wie beispielsweise für Anschlussschränke, kommt bereits eine große Summe an konstanten Grundkosten zusammen, die nicht steigen oder fallen, wenn dem Kreis weniger Menschen zugewiesen werden.

Das trifft auf die Betreiberkosten durch City Ambulanz und DRK und auf die Kosten für die Reinigung durchaus zu. Heißt: Je mehr Flüchtlinge jährlich aufgenommen werden, desto höher sind die Kosten. Werden jährlich 100 Flüchtlinge in dem Ankunftszentrum aufgenommen, dann liegen die Betreiberkosten bei 420.000 Euro, sind es aber 400 Flüchtlinge, dann liegen die Kosten bei 672.000 Euro. Die Aufstellung geht hier von monatlichen 35.000 Euro aus, die der Betrieb im Dezember gekostet hat. Müssen vor Ort mehr Flüchtlinge betreut und aufgenommen werden, steigen die Kosten an. Gleiches gilt für die Reinigungskosten.

Allein mit diesen Zahlen kommt der Kreis auf eine Summe von fast 2,4 Millionen Euro Grundkosten, wenn jährlich 400 Flüchtlinge aufgenommen werden, fast 1,9 Millionen Euro sind es bei 100 Flüchtlingen.

Sicherheitsdienst und Verpflegung sind größte Posten

Weniger konstant, aber deutlich höher sind dabei die personenabhängigen Kosten, sprich Kosten für beispielsweise die Verpflegung durch das Catering. Pro Person und Tag wird hier mit 18 Euro gerechnet, wobei die Kosten bei 400 Flüchtlingen im Jahr bei 2,6 Millionen Euro liegen könnten. Im Vergleich: Fast 2 Millionen Euro sind es bei 300 Flüchtlingen, 1,3 bei 200 und 657.000 Euro bei 100.

Ein weiterer großer Posten ist der Sicherheitsdienst. 160.000 Euro hat der allein im Dezember gekostet. Aufs Jahr gerechnet kommt man über 1,9 Millionen Euro. Je mehr Menschen im Ankunftszentrum jährlich sind, desto mehr Sicherheitspersonal wird benötigt. Ab einer Belegung von 300 Menschen im Jahr rechnet der Kreis mit Kosten von fast 2,9 Millionen Euro. Zusammen mit den Kosten für Dolmetscher, dem Personalaufwand und den Regelleistungen kommt man schnell auf Gesamtkosten von 5,6 Millionen Euro für 100 Flüchtlinge, 6,8 Millionen Euro für 200, 8,9 Millionen Euro für 300 und 10,1 Millionen Euro für die maximale Berechnung von 400 geflüchteten Menschen. Wohlgemerkt: Die Verbrauchskosten sind in der Kalkulation nicht berücksichtigt, da hier noch keine Rechnungen vorliegen und deshalb keine Schätzungen erfolgen konnten.

Allein muss der Kreis diese Kosten nicht schultern: 784.168 Euro bekommt der Vogelsberg vom Land aus den Bundesmitteln weitergeleitet, zuzüglich der LAG-Pauschale, die in 2023 monatlich 891 Euro pro Person beträgt. Würden in diesem Jahr 400 geflüchtete Menschen dem Kreis zugewiesen werden, dann würden fast 4,3 Millionen Euro dafür gezahlt werden. Zum Vergleich: Bei 100 Flüchtlingen sind es fast 1,1 Millionen Euro.

Trotzdem bleibt am Ende jeweils ein Millionen-Betrag auf der Seite des Kreises stehen, der gedeckt werden muss. 3,7 Millionen Euro würden 100 Menschen den Kreis jährlich unterm Strich kosten – 3,8 Millionen Euro sind es bei 200, 4,9 Millionen Euro bei 300 und fast 5,1 Millionen Euro bei 400 Flüchtlingen.

Wie diese möglichen und bisher wenig planbaren Kosten im Vogelsberger Haushalt für das Jahr berücksichtigt werden und wo man stattdessen einspart, wird sich bei der Haushaltseinbringung am morgigen Dienstag im Kreistag zeigen.

9 Gedanken zu “Unterbringung von Flüchtlingen: Mit diesen Kosten rechnet der Kreis

  1. Ich mag Dummschwätzer nicht. „Imker“ hat Recht. Ihr geht es auch darum
    das Maß mit den Flüchtlingen ist voll. Deutschland ist nicht mehr sicher. Auch Alsfeld nicht mehr. Um überhaupt noch Sicherheit vorzugaukeln müssen immense Summen ausgegeben werden. Das beste bekannt gewordene Beispiel ist was in Freiburg los ist. Leute wie „Ich mag keine Hetzer“ sollen eine Zwangszuweisung von Asylbewerbern bekommen und die volle Haftung übernehmen müssen.
    PS:
    Die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind nicht gemeint.

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    1. Sie sprechen ja eine vollkommen andere Thematik an.

      Der Imker hetzt gegen ukrainische Flüchtlinge und denkt, nur weil ein paar Zahlen im Budget größer als seine Urlaubskasse sind, sei es gleich Korruption.

      Ihren Argumenten kann ich gut folgen und unsere Positionen sind da nicht weit auseinander. Dass hier viel zu viele Wirtschaftsflüchtlinge das Land unsicher machen, steht völlig außer Frage.

      Vor einer geflüchteten ukrainischen Mama mit zwei Kindern habe ich auch keine Angst und helfe gerne.

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    2. Ich hätte da ein paar Fragen zu ihren Aussagen. Ersteinmal muss ich versuchen zu verstehen was hier eigentlich genau das Argument sein soll. Bitte korrigieren Sie mich:
      Deutschland und Alsfeld sind (aufgrund der Geflüchteten?) nicht mehr sicher; Wie kommen Sie zu diesem Schluss? Welches Maß legen Sie hier zu Grunde? Mit welchem Zeitpunkt vergleichen Sie die aktuelle Sicherheitslage?
      Des weiteren nehmen Sie Kriegsflüchtlinge der Ukraine explizit aus. Was unterscheidet diese von anderen Flüchlingen, die beispielsweise aus dem Krieg in Syrien fliehen?
      “ Leute wie „Ich mag keine Hetzer“ sollen eine Zwangszuweisung von Asylbewerbern bekommen und die volle Haftung übernehmen müssen.“; Ist es nicht exakt das was Sie hiermit machen, hetzen? Oder halten Sie die Maßnahme, sobald jemand äußert, dass er keine Hetzer möge, daraufhin von Staatlicher Seite, rechtlich begründbar, dazu gezwungen wird unabhängig jeglicher anderer Umstände in denen sich diese Person befindet sich auf unbestimmte Zeit um einen Asylbewerber zu sorgen und für ihn zu Haften? Ich bin auf ihren Gesetzesvorschlag gespannt. Es sei denn es handelte sich hierbei vielleicht doch nur um Hetze und „Dummgeschwätz“?
      Ich freue mich auf Klarstellung der Argumente und eine Sachlichere Auseinandersetzung :)

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  2. Korruption? Kurz die Zahlen überflogen. Miete für „Grundstück“ 120.000€? Wenn 300m weiter, ein Bauer 1ha für 350€ pachten kann? Oder die Stadt hat keine eigene Flächen? Zeltmiete 200.000€? Da kostet ein Zelt zu kaufen – weniger.
    160.000€ Sicherheitsdienst pro Monat? Da kostet rund um die Uhr Polizeistreife ein Bruchteil davon. Entweder nimmt jemand die Bürger mit solchen Zahlen absichtlich aus, oder die Politiker die sowas bewilligen und organisieren haben entweder keine Lust und/oder inkompetent.

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    1. Gut, dass Sie Imker sind. Und auch das sind Sie sicher nicht.

      Klar, plakative Hetze und latente Korruptionsvorwürfe kommen am Stammtisch an. Wie schlecht ihr Beitrag ist, sei einfach mal anhand eines einfachen Rechenbeispiels dargestellt:

      31 Tage x 24 h x 4 Sicherheitskräfte x 55 Euro all-in Kosten je Stunde = 164 T€

      Die Polizei kalkuliert (wohl auch zu Recht) für ihre Arbeit weit jenseits der 55 Euro pro Stunde.

      Wenn man also keine Ahnung hat, lieber mal die…

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    2. Na dann stellen Sie doch mal ein schweres Zelt mit Wohneinrichtungen und dem Bedarf für Sanitärinstallationen und Strom etc. auf ein unbefestigtes Feld im matschigen Winter…

      Man man… manche Leute vergleiche nicht nur Äpfel mit Birnen, sondern schon eher Äpfel mit dem Jupiter.

      Und das Zelt bekommen Sie auch nicht für 200.000 € gekauft, wie sie einfach mal behaupten… es sind drei Zelte, die in Summe aufgrund ihrer Größe und Stabilität sicherlich 2-3 Mio. € Anschaffung kosten. 10% Miete auf ein Objekt, welches vermutlich nur 15 Jahre hält, ist absolut üblich.

      Wie kann man so wenig Ahnung haben und trotzdem so weit die Klappe aufreißen?

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  3. Wenn noch einmal die Stadt, der Kreis,das Land oder der Bund sagt, es ist kein Geld da für Straßen Schwimmbäder, Kindergärten, Wohnungen, Lohnerhöhungen, Renten, Krankenhäuser, Pflege, Schulen, Schulbusse, Krankenhäuser, und und und…………….,glaubt dehnen kein Wort.

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    1. Ich finde wir haben im Vogelsberg…

      … viele gute Straßen, aber nicht alle. Ok.
      … sehr schöne Schwimmbäder.
      … bessere Kindergartensituation als überall sonst in Deutschland.
      … bezahlbare, gute Wohnungen. Fast überall sonst ist es wesentlich teurer.
      … dürftige Renten, ja. Aber das ist ein Bundesproblem.
      … viele gute Pflegeheime.
      … tolle Schulen und neue Schulbusse, die zudem fast immer pünktlich sind.
      … ein KKH welches in Alsfeld komplett neu gebaut wird.

      Was wollen sie also? Gehen sie doch bitte, wenn es so schlimm ist. Mir gefällt es im Vogelsbergkreis und ich gebe nicht jeden Morgen beim Aufstehen den paar ukrainischen Flüchtlingen die Schuld an eigenen Versäumnissen 🤷‍♂️

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      1. Mit vielem haben Sie recht, aber unser Schulbus ist NIE pünktlich. Ein täglich wiederkehrendes Ärgernis.

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