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Mia Katharina Berg berichtet über ihren Schüleraustausch nach PolenFreunde in einer Woche

ALSFELD (ol). Der deutsch-polnische Schüleraustausch an der Albert-Schweitzer-Schule stand in diesem Jahr für ein friedliches Miteinander in Europa und auch dafür, dass in schweren Zeiten über Landesgrenzen hinaus Freundschaften geschlossen werden können. Mit dabei war auch Mia Katharina Berg, die in ihrem Beitrag von der ereignisreichen Woche der Neunt- und Zehntklässler berichtet.

Im Rahmen des Deutsch-Polnischen Austauschs fuhr eine Gruppe deutscher Neunt- und Zehntklässler der Albert-Schweitzer-Schule vom 16. bis zum 23. Juni 2022 ins Polnische Wabrzezno.

Wir starteten am Donnerstagmorgen am Standort der Krebsbach; die erste Überraschung traf uns jedoch schon vor der Abreise: Statt des von uns allen erwarteten Reisebusses empfing uns ein Sprinter mit 21 Sitzen. Wenn es in dem Fahrzeug auch ein wenig eng war, fanden wir alle Platz und die Fahrt konnte starten.

Gegen zehn Uhr abends kamen wir dann endlich auf dem polnischen Schulgelände unserer Austauschpartner an. Zügig wurden wir einander vorgestellt und schon konnte es so richtig losgehen. Empfangen wurden wir sehr herzlich von den jeweiligen Gastfamilien, sie boten uns noch etwas zu essen an, bevor wir schlafengingen. Verständigen mussten wir uns mit den Familien und untereinander auf Englisch, was aber für die meisten kein großes Problem darstellte.

Unterschiede von deutschen und polnischen Schulen

Der nächste Morgen begann mit dem ersten gemeinsamen Programmpunkt: Treffen an der Schule und Einführung in das Thema „Pommersche Verbrechen“. Uns wurde als erstes eine grobe Führung durch das Schulgebäude gegeben, welches sich ein wenig von unserem unterscheidet. Die Schule besitzt verschiedene Fachräume wie zum Beispiel den Mathematik Raum.

In diesem Raum gibt es allerhand Materialien für die Mathematik, sei es ein riesiges Geodreieck bis zu Darstellungsobjekten von diversen Würfeln und Pyramiden. Endstation der Führung war die Aula, welche voll mit Stühlen war. Als wir alle Platz genommen hatten, begann die Einführung in die Pommerschen Verbrechen.

Ein polnischer Lehrer ,der mit für den Austausch verantwortlich war, hielt gemeinsam mit einem Kollegen einen Vortrag. Micha, der polnische Lehrer, wechselte immer zwischen Deutsch und Polnisch, um es für alle gut verständlich zu machen. Als er dann allerdings kurz telefonieren musste, mussten zwei deutsche Mädchen einspringen und übersetzen. Zum Glück konnten ein paar wenige von uns Polnisch, anders wäre auch die Verständigung mit dem Busfahrer etwas komplizierter gewesen.

Kurz darauf ging es für uns alle dann mit dem Bus nach Lopatki Polskie zu einem Denkmal zu Ehren der Ermordeten. Gemeinsam fuhren wir noch in ein Restaurant, wo es zum ersten, und sicher nicht zum letzten Mal Schnitzel, Kartoffeln mit Dill, Kraut und keiner Soße gab. Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung.

Polnisch-deutsche Gruppe am Mahnmal zu Ehren der Ermordeten in Lopatki. Foto: Scheuermann/ASS

Am Samstag fuhren wir in eine nahe gelegene größere Stadt, Torun. Dort erhielten wir eine sehr interessante und lehrreiche Führung durch die Stadt. Unseren Guide fanden wir alle sehr sympathisch. Er sprach Polnisch und Deutsch, was er auch immer abwechselnd tat. Seine Führung wurde nicht langweilig; er hatte etwas an sich, was amüsant und fesselnd war.

Auch eine Bootsfahrt auf der Weichsel ließen wir uns an diesem heißen Tag nicht entgehen. Zur Abkühlung gingen wir anschließend in eine der besten Eisielen ganz Toruns für eine Kugel sehr leckeren Eises.

Der Abschluss des Tages war eine Filmnacht in der Schule, welche wir aber ziemlich schnell etwas umwandelten. Ohne das Wissen der Lehrer (oder deren Duldung) wurde aus „The kissing booth“ Karaoke und daraus eine laute Party. Denn plötzlich waren fast alle Mitglieder des Austauschs in einem Raum und spielten sowohl polnische als auch deutsche und englische Lieder. Das ausgelassene Tanzen und Singen war damit vorprogrammiert. Generell war die Grundstimmung zwischen allen sehr gut und wir haben uns schnell miteinander angefreundet.

Harmonische Gruppe

Am Sonntag hatten wir alle Freizeit mit dem Gastfamilien, weshalb sich fast alle am örtlichen See zum Baden und Volleyballspielen trafen. Eine willkommene Beschäftigung bei Temperaturen von bis zu 34 Grad. An diesem Abend lud uns auch eine Polin zum BBQ bei ihr Zuhause ein, was zu einem sehr schönen Abend führte. Ab diesem Tag war klar: Wir sind eine Gruppe, die sehr gut miteinander funktioniert.

Montag. Bei nun doch regnerischem Wetter fuhren wir nach Lodz, eine große Stadt, die ca. drei Stunden von Wabrzezno entfernt ist. Dort besichtigten wir erst einen Jüdischen Friedhof mit teils bedrückender Geschichte, bevor wir unsere Zimmer in der Jugendherberge bezogen. Auch eine Stadtführung zierte unser Programm, in der wir unter anderem sehr viel über die Pietrovka Straße lernten. Zum Mittagessen gab es allerdings nun schon zum wiederholten Mal Schnitzel.

Zu essen gab es jede Menge Schnitzel. Foto: ASS

Weiteres historisches Wissen erlangten wir am Dienstagvormittag durch einen Film, welcher Einblicke in die damalige Zeit verschaffte. Als Ausgleichsprogramm besuchten wir noch einen großen Zoo. Leider gab es zum Mittagessen wieder Schnitzel.

Den Abend hatten wir Freizeit in der Manufaktur, einer der größten Shoppingmalls Lodz‘. Der Mittwoch war geprägt von der Heimreise zurück nach Wabrzezno in die Gastfamilien. Dort angekommen hatten wir den Rest des Tages Freizeit. Diese nutzten wir zum einen wieder am See, zum anderen mit Aktivitäten mit unseren Austauschpartnern abseits der größeren Gruppe am See. Passend zur aufkommenden Abschiedsstimmung war der Sonnenuntergang an diesem Abend wunderschön.

Für ein friedliches Miteinander in Europa

Am Donnerstagmorgen um kurz vor sieben hieß es Abschiednehmen und schweren Herzens fuhren wir wieder los in Richtung Heimat. Dieser Austausch steht auch für ein friedliches Miteinander in Europa, gerade im Angesicht des Krieges in der Ukraine. Er steht dafür, dass auch in schweren Zeiten neue Freundschaften entstehen können, und das über Ländergrenzen hinweg. Gelernt haben wir viel, Spaß gehabt auch, wenn auch mit sehr viel Schnitzel. Das brauchen wir so schnell nicht mehr.

Eins ist gewiss: Viele dieser Freundschaften werden weiter bestehen und die Erinnerungen bleiben für immer. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich an dieser Stelle einfach mal DANKE sage. Danke, an alle die diesen Austausch möglich gemacht haben und ihn so gut organisierten. Danke, an alle polnischen Austauschpartner für diese unvergessliche Zeit.

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