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Werkschau der Kurse Darstellendes Spiel der E-PhaseTheatergenuss mit viel Leidenschaft und Handwerkszeug

ALSFELD (ol). Die DS-Kurse der E-Phase der Albert-Schweitzer-Schule zeigten vor wenigen Tagen ihren Mitschülerinnen und Mitschülern eine Werkschau und offenbarten neben Spielfreude auch ganz viel Handwerkszeug.

Sie waren wieder aktiv, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse Darstellendes Spiel der Albert-Schweitzer-Schule. Lange Zeit konnte ihr Unterricht nur auf Sparflamme stattfinden, doch nun nutzten die Schülerinnen und Schüler der E-Phase gemeinsam mit ihren Kursleiterinnen Antje Stein und Veronica Saez die Gunst der coronabeschränkungsfreien Zeit, um ihr Schaffen zu präsentieren. Auf den Publikumsplätzen in der Aula am Oberstufenstandort in der Krebsbach hatten ihre Mitschüler aus der Jahrgangsstufe 10 Platz genommen.

Die jungen Darstellerinnen und Darsteller präsentierten ihr Können in Form einer Werkschau. Theaterpädagogin Antje Stein erläuterte laut Pressemitteilung der Schule kurz, worum es hierbei geht: „Ihr seht heute kein Theaterstück im klassischen Sinn“, richtete sie das Wort in den Zuschauerraum, „sondern viele kleine Szenen, die die Schülerinnen und Schüler in den DS-Kursen erarbeitet haben.“

Standbilder aus den ersten Szenen wirkten intensiv und einprägsam. Fotos: Traudi Schlitt

Da die Akteure stets berichteten, warum sie ihre Szene mit welchen Mitteln wie gestaltet haben, erhielten die Schülerinnen und Schüler der E-Phase neben einem hohen Theatergenuss auch Einblick in die Werkzeugkiste des Darstellenden Spiels: verschiedene Lautstärken, besondere Gesten und Gangarten, die Verwendung klassischer Motive oder Fantasiesprachen lernte das Publikum kennen, und dazu noch einige dramaturgische Highlights, wie gleich zu Anfang die gespielten Bildergeschichten, die der Kurs von Antje Stein darbot.

Publikum als Wächter

In fünf Standbildern wurde eine Geschichte erzählt, das Publikum selbst war der Wächter über die Umbauphasen, in denen es einfach auf Kommando die Augen zwischen den Bildern schloss und wieder öffnete. Sie sahen die Geschichte eines verschwundenen Haarbandes oder auch eines Taschendiebstahls. Die Langsamkeit, die dieser Art der Erzählung innewohnt, verstärkt die Eindrücke, die gespielten Bilder verschaffen sich Platz im Kopf des Betrachters und wirken lange nach. Die Bedeutung von Musik für eine Szene griff eine andere Kleigruppe der Kurse auf, während eine andere Gruppe eine Szene ohne jede Sprache spielte.

Ein Stück ohne Sprache mit vielen Gesten.

Hier war nun das Publikum gefragt. Nicht nur als Konsument der Kunst, sondern auch als Versteher: Wo spielt die Szene ohne Text, was geschieht und wie ist eigentlich die Hierarchie unter den Akteuren? All das konnte sich das Publikum mühelos erschließen – ein Verdienst der Darstellerinnen und Darsteller, die es vermocht hatten, ihre Zuschauerinnen und Zuschauer ganz ohne Worte ganz tief in ihr Stück zu ziehen.

Wie sehr Musik eine Handlung bestimmen kann, lernte das Publikum kennen, als Ennio Morricones „Lied vom Tod“ den Anfang eines Duells einläutete, das wider des Erwartens, das die Musik geschürt hatte, nicht blutig oder gar tödlich ausging, sondern in ein veritables Comic-Duell mündete, an dem alle viel Spaß hatten.

Ein friedliches Duell trotz des Liedes vom Tod.

Tödlich wurde es in der nächsten Szene, als eine Oma vor den Augen ihrer Enkelin verstarb. Hier habe der Schwerpunkt auf der Darstellung der Gefühle gelegen, erläuterten die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler hinterher dem Publikum. Mit der Szene „Unter den Erlen“ zeigte eine Schülergruppe ein kurzes Stück, das als Klausurersatz gewertet wurde.

Hier spielten die Akteure mit den Erwartungen des Publikums, dessen Wissen dem der dargestellten Personen überlegen war: Falsche Anschuldigungen und Verdächtigungen lagen auf der Hand, ebenso bei dem zweiten Stück, das sich als Rahmen ein Justin-Biber-Konzert gegeben hatte. Inspiriert waren die selbstgeschriebenen Stücke übrigens von einer Szene, die sich auf den Schultoiletten abgespielt hatte: Anregung finden gute Schreiber und Spieler offenbar überall und Ideen, wie man aus wenigen Mitteln ein Bühnenbild gestaltet, auch: So wurden aus wenigen Stühlen beispielsweise ein Turm und aus einem umgelegten Tisch ein Schützengraben.

Titel selbst herausfinden

Der Kurs von Veronika Saez hatte vier Szenen vorbereitet, deren Titel nicht genannt wurden. Das Publikum selbst sollte herausfinden, worum es ging. Dies war in der Tat nicht schwierig, denn die jungen Akteure, die ihre kleinen Stücke selbst geschrieben hatten, sagten deutlich, was ihre Anliegen waren: Um Solidarität ging es in der ersten eindrucksvoll gespielten Szene: Was ist gerecht? Ist es vertretbar, wenn Reiche sich über Arme hinwegsetzen? Sollte man den Reichtum besser verteilen? „Solidarität ist nicht nur abgeben, was man nicht braucht, sondern teilen, was man hat“, lautete die Quintessenz des Stück, das sich des klassischen Robin-Hood-Motivs bediente.

Als weiteres klassisches Motiv diente die Geschichte des Rapunzel in der nächsten Szene. Hier wurde Freiheit thematisiert. Im Turm, eingesperrt vom wohlmeinenden Vater, saß hier allerdings ein junger Mann, den seine Freundin befreiten wollte. Die beiden letzten Szenen thematisierten Vertrauen und Mobbing. Letzteres mündete in einen krassen Gewaltausbruch des Opfers, den jeder im Publikum durchaus nachvollziehen konnte.

Anlehnung an Rapunzel in seinem Turm.

Die DS-Kurse an der Albert-Schweitzer-Schule erfreuen sich großer Beliebtheit – nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern. Als wichtigen Baustein zur Persönlichkeitsbildung und als Kompetenztraining ist das Darstellende Spiel längst anerkannt. In diesem Jahr ließen sich sogar erstmals sieben Schülerinnen und Schüler in dem Fach prüfen.

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