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Sitzung des StadtparlamentsAuf der Suche nach einem schöneren Homberg

HOMBERG OHM (jal). Homberg hat Geld vom Land zugesagt bekommen, um seine Innenstadt zu beleben – und vom Bund könnte nochmal eine ganze Menge hinzukommen. Stellt sich nur die Frage: Wie genau soll man Homberg zu einem schöneren Ort machen? Die Stadtverordneten waren sich jedenfalls einig: Der Prozess, diese Frage zu beantworten, soll weiter vorangetrieben werden.

Das ist das Ergebnis der jüngsten Stadtverordnetenversammlung, die am Donnerstagabend in der Homberger Stadthalle stattfand. Bei der Sitzung war auch Claus Schlindwein zu Gast. Er ist Projektleiter bei der Nassauischen Heimstätte – einem Unternehmen, welches die Stadt Homberg unterstützt, an verschiedene Fördermittel für die Stadtverschönerung zu kommen.

Konkret ging es an diesem Abend um zwei Fördertöpfe – einer davon vom Land, der andere vom Bund. Was das Land angeht, so hat Homberg bereits eine Förderzusage erhalten. 250 000 Euro bekommt die Stadt aus Wiesbaden – doch damit das Geld fließt, muss sie einen Eigenanteil von 53.030 Euro obendrauf legen, sodass insgesamt durch dieses Programm genau 303.030 Euro zur Verfügung stehen.

Bei dem Förderprogramm des Bundes geht es sogar potenziell um noch mehr Geld. Dort winken ganze 755.000 Euro, bestehend aus 566.250 Euro aus Berlin, die einen Eigenanteil von 188.750 Euro der Stadt nötig machen. Doch beim Bundesprogramm ist Funkstille. Die betreffenden Stellen hinken mit der Bearbeitung der Anträge hinterher, berichtete Schlindwein. Ob Homberg von der Förderung also wirklich profitieren wird, steht noch nicht fest.

Bund gibt möglicherweise Geld für Planungen und Konzepte

Und noch einen Unterschied gibt es zwischen den beiden Programmen: Anders als das Landesprogramm legt der Bund den Förderschwerpunkt auf das Erstellen von Konzepten und Ideen. Er fördert also eher Studien und Untersuchungen, um herauszufinden, was der Stadt fehlt. Das Landesprogramm hingegen ist offener für praktische, greifbare Investitionen.

Doch wie macht man das eigentlich, eine Innenstadt zu beleben? Schlindwein stellte ein Vorgehen vor, welches Menschen, die in Alsfeld wohnen, mittlerweile schon kennen dürften: ISEK. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der sperrige Begriff Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept. Ganz vereinfacht ausgedrückt sollen in diesem Rahmen durch Studien und Bürgerbeteiligungen verschiedenster Art die Punkte herausgefunden werden, die Homberg braucht, um eine für ihre Bürgerinnen und Bürger attraktive Stadt zu sein.

Dabei steht nicht die wirtschaftliche Belebung der Innenstadt zwangsläufig im Vordergrund – sondern eher Fragen nach dem Schema, wie schafft man es, dass Leute sich gerne in der Stadt aufhalten? Wo braucht es vielleicht neue Sitzgelegenheiten? Wo muss etwas für Fußgänger gemacht werden? Welchen Leerstand kann man beleben, in dem man zumindest kurzzeitig einen Laden oder eine Bar einrichtet? Obwohl die Fördermittel bereits beantragt sind, ist die Ideenfindung ein offener, fließender Prozess, in den die Bevölkerung eng eingebunden werden soll.

Für ein wenig Raunen und Schmunzeln im Saal sorgte eine Idee, die Schlindwein umriss, um den Charakter des Projekts zu verdeutlichen. Man dürfe sehr wohl experimentieren, sagte der Stadtentwickler. Er könne sich beispielsweise vorstellen, eine Art Fließband für Fußgänger in die Altstadt zu integrieren, damit man die großen Höhenunterschiede besser überwinden kann. „Zauberteppich“ nannte er das Gerät – und verwies auf Skigebiete, wo es das auch gebe. Eine solche Kuriosität könne Nutzen bringen und vielleicht sogar neugierige Touristen anlocken, nach Homberg zu kommen.

Ob man das wirklich in Homberg will und braucht, das werden die Homberger selbst entscheiden müssen. Die Homberger Stadtverordnetenversammlung jedenfalls fasste am Ende auf Initiative der Grünen einstimmig den Grundsatzbeschluss, den Magistrat mit der Umsetzung des Landesförderprogramms zu beauftragen und das Bundesförderprogramm als Stadt weiter zu verfolgen.

Blick ins Plenum der Homberger Stadtverordnetenversammlung 

Beschlossen wurde zudem die Vorbereitung zur Erstellung eines Straßenzustandskatasters. Damit soll es der Stadt möglich sein, die Zustände der verschiedenen Straßen in ihrem Gebiet zu erfassen und besser zu entscheiden, wo wann welche Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden sollen. Der Magistrat soll nun verschiedene Angebote dafür einholen. Der Antrag der SPD-Fraktion ging einstimmig durch.

Eine Premiere gab es am Donnerstagabend, als Bürgermeisterin Simke Ried ihren ersten Bericht aus dem Magistrat vorstellte. Für Ried war es nämlich die erste Sitzung als Hombergs neue Bürgermeisterin. Da der Berichtzeitraum auch die Amtszeit ihrer Vorgängerin Claudia Blum umfasste, half ihr Erster Stadtrat Michael Rotter dabei. So berichteten Rotter und Ried zum Beispiel, dass sich der Magistrat mit der Beschaffung neuer Atemschutztechnik für die Feuerwehr befasst habe. Außerdem wurde bekanntgegeben, dass in den Räumlichkeiten der Kita Büßfeld zukünftig eine Tagespflegestätte platzfinden werde.

Und auch wenn Homberg eine neue Bürgermeisterin hat, blieben die kleineren und größeren Scharmützel, für die das Parlament der Stadt mittlerweile bekannt ist, auch diesmal nicht aus. So wurde sich unter anderem von den Fraktionen über die Richtigkeit eines Protokolls und um das mögliche Vorliegen einer Befangenheit des Stavo-Mitglieds Jutta Stumpf bei einem Thema gestritten. Selbst über das Ende der Sitzung konnten sich die Homberger nicht einig werden. Die Sitzung wurde trotz unterschiedlicher Auffassung über das geltende Regelwerk schließlich gegen 22.30 Uhr geschlossen – und damit eine halbe Stunde früher, als es unter anderem Grünen-Fraktionschefin Barbara Schlemmer recht war.

11 Gedanken zu “Auf der Suche nach einem schöneren Homberg

  1. Bei einer Umfrage entstehen meistens sehr gute Ideen und dazu kann man jeder Gemeinde nur raten. Ich komme nicht aus Homberg / Ohm, bin aber gelegentlich dort beruflich unterwegs. Ich habe in der Altstadt vergeblich nach einem schönen Café gesucht, in dem man Wartezeiten überbrücken könnte. Habe ich leider nicht gefunden. Gaststätten öffnen nur am Abend und sind nicht besonders einladend. Das Eiscafé…ok…sie haben Eis. Über Geschmack lässt sich streiten. Aber die Homberger sind insgesamt sehr freundliche und offene Menschen, ich denke, da kommen sicher bessere Ideen heraus, als ein Fließband zum Schloss ;)
    Und fehlende Freizeitangebote, wie sie sich Ef Ef wünscht, werden von den Leuten, die hier Unruhe stiften niemals angenommen. Daran sind auch andere Gemeinden schon gescheitert. Drogenumschlagplätze und Saufgelage…das gibt es in jeder Kleinstadt. Da helfen auch keine Jugendzentren, in denen Alkohol- und Rauchverbot herrschen.
    Wenn es keine Polizei gibt, wird sich der Zustand eher verschlechtern und dann liegt die Lösung des Problems schon auf dem Tisch.

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  2. Redet „noch ein Bürger aus Homberg“ auch über DAS Homberg? Ich lebe hier seit über 30 Jahren. Welche Drogenumschlagplätze? Welche Autoposer meinen sie denn bitte? Ich bin komplett verwirrt. Sie zeichnen ein Bild über Homberg das eher nach Frankfurt klingt. Diese Stadt ist unter der Woche komplett ausgestorben! Außer am Schloss ist Mal wieder was los. Von welchem Homberg reden sie? Bestimmt nicht Homberg (Ohm).

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    1. @Fragt sich …
      Ich rede sehr wohl über Homberg/Ohm! Fahren/gehen Sie mal abends an den Busplatz an der Schule, beobachten Sie mal die Bushaltestelle Frankfurter Str. gegenüber der Aphoteke. Gehen Sie mal nachts die Frankfurterstrasse entlang, hauptsächlich am Wochenende. Betrachten Sie mal die Parkbänke am Friedhof und in den „Wegelchen“. Getrauen Sie sich spät abends oder gar nachts mal auf den Stadthallenplatz. Ich könnte noch etliche Dinge aufzählen, die man aber vielleicht nicht sieht, wenn man ausserhalb der Kernstadt wohnt (natürlich weiß ich nicht wo Sie wohnen, möchte Ihnen auch nichts unterstellen) aber leider haben Sie einen nicht ganz unpassenden Vergleich mit Frankfurt gemacht. Auch dort könnte es schon mal passiert sein, dass ein Gast mit einer Motorsäge in einer Gaststätte die Besucher bedroht hat, wer weiß? In Homberg ist es passiert, und das Viedeo davon ging auf Facebook viral.

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      1. Der Stadthallenplatz ist ein bei Senioren sehr beliebter Wohnmobilstellplatz.
        Die trauen sich dort sogar zu übernachten!! Kann es sein, dass sie doch ein anderes Homberg meinen?

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  3. Genießt die Scharmützel im Parlament, sie sind das Lebenselexier der Demokratie, in Homberg lebt die Demokratie, dafür sind Wir bekannt, gut so, weiter so.
    Mfg

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  4. Vielleicht sollte man erstmal fragen, wie man Homberg wieder sicherer machen kann. Man traut sich ja abends bzw. nachts gar nicht mehr auf die Straße, weil ständig irgendwelche Randalierer durch die Gemeinde ziehen, die Leute anpöbelnd und bedrohend. Manche Bereiche der Kernstadt sind mittlerweile zu Drogenumschlagsplätzen und/oder „Saufecken“ verkommen, wo man im Vorbeigehen auch schon mal eine Getränkedose hinterhergeworfen bekommt. Am Wochende und auch an normalen Abenden werden im Innenstadtbereich die aufgemotzten Autos präsentiert, welcher Auspuff wohl der lauteste ist, oder welcher die lautesten Fehlzündungen erzeugt. In der „20er-Zone“ werden fleißig Wettrennen gefahren und man wird sogar hupend überholt, wenn man sich an das Tempolimit hält. Diese Klientel hat ja auch nichts zu befürchten, weil es kein Kontrollorgan in Homberg gibt. Die Dame vom Ordnungsamt, welche im Mai ihren Dienst aufgenommen hat, ist zu diesen Zeiten nicht mehr im Dienst, und Polizeipräsenz geht auch gegen Null. Also zieht es die „Halbwelt“ aus den umliegenden Großgemeinden nach Homberg, da man ja hier in einem „rechtfreien Raum“ nichts zu befürchten hat. Die für sie passende Gastronomie ist ja bereits vor Ort. Homberg benötigt m. E. dringend eine Polizeistation, um diesem ghettoähnlichen, erbärmlichen Zustand in Hombergs Straßen endlich Einhalt zu gebieten. Wenn man dann wieder beruhigt durch die Gassen flanieren könnte, dann wäre dem eigentlich recht schönen Homberg schon sehr geholfen.

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    1. Ich bin unsicher in welchem Homberg Sie sich aufhalten und bewegen…aber evtl hat es auch mit dem fehlenden Freizeitangeboten für die Jugend zu tun. Das war schon vor über 15 Jahren so und es hat sich nichts verändert

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      1. Mancher Kommentar hier irritiert mich und stimmt nicht mit meiner Wahrnehmung überein.
        Aber ich nehme auch nicht für mich in Anspruch alles zu wissen und über alles informiert zu sein. Manches kann ich aber absolut unterstreichen. Homberg läuft seit langem der Musik
        hinterher. Dafür sind in hohem Maße unsere Politik und auch die Verwaltung mit häufig wechselnden Bürgermeister/innen verantwortlich. Wer diese Form der hässlichen Auseinandersetzungen verbunden mit einer Blockadepolitik als wünschenswert und gelebte Demokratie versteht hat anscheinend Freude an nutzloser Energievergeudung. Es hilft uns allen wenig wenn man nicht miteinander sondern gegeneinander agiert. Es liegt aber auch an uns Bürgern. Wir sind alle gefragt ein lebendiges Homberg zu gestalten und uns zu engagieren. Wir haben jahrelang bei den Wahlen falsche Entscheidungen getroffen. Wie kann man bei der Kommunalpolitik sein Wählervotum im Sinnen von einem Parteikürzel abgeben was häufig auf der Grundlage einer bundespolitischen Stimmungslage geschieht. Wir müssen die Menschen stärken die sich für uns und unsere Gemeinschaft engagieren und ihr Mandat auch
        im Wählerauftrag ausführen. Wenn ich als Zuschauer erlebe, dass sich etwa 90% der Abgeordneten einer Parlamentsmitarbeit fast vollständig verweigern und lediglich bei den
        Abstimmungen aktiv werden, so spricht das nicht für Ausgewogenheit.

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    2. erst nachdenken, dann lospoltern:
      auch in den umliegenden Großgemeinden gibt es keine Polizeistation. Weshalb sollte dann die von ihnen genannte „Halbwelt“ (was immer das auch sein soll) sich ausgerechnet von Homberg angezogen fühlen? Einen rechtsfreien Raum gibt es auch hier nicht, falls sie tatsächlich Straftaten beobachten sollten, dann rufen sie doch die Polizei an und/oder erstellen Strafanzeige.
      Auch für die Raser braucht man keine Polizeistation, es würde reichen, wenn die Stadtverwaltung Radarmessgeräte aufstellen würde (dann hätte man sogar noch Einnahmen). Einen ghettoähnlichen Zustand kann ich beim besten Willen nicht erkennen und welche Gastronomie sie meinen, erschliesst sich mir auch nicht, Seit Jahren wählen die Homberger Bürger nur inkompetente Bürgermeister/-innen, die die Stadt heruntergewirtschaftet haben.

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      1. @Thomas
        erst mal besser recherchieren, dann hier oberlehrerhaft auftreten!
        Großgemeinden mit Polizeistation aus dem Umland:
        Stadtallendorf
        Marburg
        Gießen
        genau diese habe ich auch gemeint, da die Nummernschilder die Autos , welche ich meine, von dort kommend ausweisen. Die genannten „Treffpunkte“ sind dem Ordnungsamt schon mehrfach genannt worden, also müssten weitere Schritte von dort eingeleitet werden. Definition Ghetto: „… verschiedene Stadtviertel, als Ghetto bezeichnet, weil in ihnen vorwiegend Angehörige bestimmter Ethnien (Segregation) oder sozialer Randgruppen leben.“ Definition Halbwelt: „…bezeichnet eine „sich mondän gebende“ und „elegant auftretende, aber zwielichtige, anrüchige Gesellschaftsschicht“. Wenn Sie Homberger sind, dann kennen Sie ja bestimmt den Ruf der Lessingstrasse (ich entschuldige mich hier bei den Langzeitbewohnern dieser Strasse, welche für den jetzigen Zustand nicht verantwortlich sind) oder die Zustände in den sanierungsbedürftigen Altbauten der Kernstadt. Besuchen Sie mal samstagsabends einige Bars etc. in Homberg und bilden Sie sich Ihre Meinung. Und ob Sie die Kompetenz der ehemaligen und aktuellen Bürgermeister beurteilen können, müssen Sie erstmal unter Beweis stellen.

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      2. Tut mir leid, aber da muss ich Ihnen leider widersprechen.
        Es sind nicht die Bürgermeister*innen sondern das Parlament mit seinen Mitgliedern die in vielen Bereichen quer schießen.
        Namen derer sind hinlänglich bekannt und müssen hier nicht noch einmal erwähnt werden

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