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Ein Besuch auf der Baustelle des Kita-Neubaus in AlsfeldAb Februar 2022 könnte die neue Kita mit Leben gefüllt werden

ALSFELD (ls). Für Alsfeld ist der Neubau der Kita in der Feldstraße ein besonderes Projekt. Das moderne Gebäude, was mit nachhaltigen und umweltschonenden Techniken gebaut und ausgestattet ist, nimmt mehr und mehr Gestalt an und soll schon im Februar mit Leben gefüllt werden – vorausgesetzt, alles verläuft nach Plan. Erste Komplikationen gab es bereits. Ein Besuch auf der Baustelle.

Das große Gebäude spendet leichten Schatten an diesem heißen Sommerabend. Der Rohbau für die neue Alsfelder Kita in der Feldstraße ist mittlerweile fertig, und erfüllt schon jetzt genau den Zweck, für den er gebaut wurde: er kühlt.

Während die Sonne auf die bislang unverputzen und mit Gerüsten umkleidete Außenwand scheint und die Temperaturen deutlich über 25 Grad liegen, ist es im Inneren vergleichsweise erfrischend kühl. Durch die massiven Bauteile, der Deckenkonstruktion aus Holz, der Geothermie und auch der ebenerdigen Bauweise des Gebäudes, das in seiner Form winkelförmig angelegt ist und fast schon an eine Pfeilspitze erinnert, soll das auch künftig so bleiben.

Ein Blick auf den Flur in Richtung U3-Flügel und auf die „Mensa“ der neuen Kita.

„Es wurde bei der Planung vor allem darauf geachtet, dass modern und umweltschonend gebaut wird und das Gebäude entsprechend mit solchen Techniken ausgestattet wird“, erklärt Architekt Stefan Strack von „Schmidt & Strack Architekten“. Die Deckenkonstruktion aus Holz trage darüberhinaus noch zum Raumklima bei und schlucke den Schall.

Das heimische Architekturbüro hatte im März 2019 den Zuschlag für die Planungen der neuen Kita bekommen. Nachdem Anfang Juni vergangenen Jahres der Spatenstich für den Neubau auf dem Programm stand, im September mit der Grundsteinlegung dann ein weiter Meilenstein gefeiert werden konnte, ist mittlerweile auch der Rohbau fertiggestellt, das Dach fast vollständig gedeckt und die Innenputz- und Elektroarbeiten im Gebäude haben begonnen.

Erdwärme, Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung

Die neue Kita, in die die städtische Kita Wichtelland mitsamt der Außenstelle in Leusel einziehen soll, wird über regenerative Energieanlagen versorgt, die klimaschonend arbeiten. Damit wird die Kita das erste städtische Gebäude sein, was mit Geothermie mittels Wärmepumpen ausgestattet wird, erklärt Bauamtsleiter Tobias Diehl. Sechs Bohrungen wurden dabei vorgenommen, die 150 Meter tief in den Boden reichen. Im Winter wird das Gebäude somit durch Erdwärme beheizt, die durch eine Fußbodenheizung ausgegeben wird.

Die Geothermie bietet aber auch im Sommer Vorteile: Sie sorgt gleichzeitig für eine Kühlung, wie Strack erklärend hinzufügt. Zusätzlich würden die massiven Bauteile und die Deckenkonstruktion aus Holz zur Kühlung und auch zur Wärmespeicherung im Winter beitragen. Hinzu komme eine Belüftungsanlage samt Pollenfilter und auch der flache, einstöckige Bau, der lediglich im Mittelteil ein zweites Stockwerk besitze, wo die Batteriespeicher der Photovoltaikanlagen geplant sind, trage zum Gebäudeklima bei.

Architekt Stefan Strack vor dem Rohbau der neuen Kita. Ende Juli sollen die Arbeiten für den 3.000 Quadratmeter großen Außenbereich beginnen.

Die soll es auf der neuen Kita nämlich auch geben – zu Beginn allerdings nicht auf dem kompletten Dach. „Zum Teil wird das Dach mit PV-Anlagen ausgestattet, sodass der Stromverbrauch überwiegend durch Eigenerzeugung gedeckt werden kann“, erklärt der Architekt. Lediglich im Winter müsse zusätzlich Strom bezogen werden. Auf einer anderen Dachfläche soll eine Dachbegrünung gepflanzt werden.

Im Vorfeld wurden dafür gemeinsam mit dem Arbeitskreis insgesamt acht vergleichbare neu errichtete Einrichtungen in Marburg, Grünberg, Stadtallendorf und Bad Hersfeld besichtigt, erklärt Strack auf dem Weg ins Innere. Einige positive Aspekte wurden für die Alsfelder Kita übernommen, negative Aspekte berücksichtig und abgewogen.

„Da gab es Kitas, die sich im Sommer stark erwärmt haben“, erklärt der Architekt. Deshalb habe man bei der Planungen das weit überstehende Dach eingeplant, was zusätzlich als Sonnen- und Wärmeschutz fungiert, ebenso wie das Mauerwerk und die geplante Außendämmung. So weit sei man allerdings derzeit noch nicht.

Im Bereich der Ü3-Gruppen haben die Arbeiten am Innenputz schon begonnen. Die Dachfenster dienen als zusätzliche Lichtquelle.

Mit dem Ende der Rohbauarbeiten nimmt das millionenschwere Projekt mehr und mehr Gestalt an. Türen und Fenster sind eingebaut und während in dem Gebäudeteil, wo in weniger als einem Jahr die U3-Betreuung stattfinden soll, noch die technischen Ausbaugewerke wie Elektro, Heizung, Sanitär und Lüftung zugange sind, haben im Bereich der Ü3-Gruppenräume schon die Innenputz-Arbeiten begonnen. Parallel dazu sollen in den nächsten Wochen noch weitere Ausschreibungen für Inventar, Küchenausstattung und weitere Arbeiten beginnen. Ende Juli sollen dann die Arbeiten an den Außenanlagen rund um die Kita starten, beginnend mit dem Rückbau der Erdmassen.

Insgesamt 53 Räume in der neuen Kita

Aktuell sei man noch ganz gut im Zeitplan, erklärt Strack. Doch auch hier auf der Baustelle mache sich der Mangel an Baumaterialien bemerkbar, der hin und wieder zu Verzögerungen führe. „Das konnten wir ganz gut kompensieren, in dem wir mit anderen Arbeiten stattdessen weitergemacht haben.“

Eine deutlich größere Komplikation sei der anhaltende Regen gewesen, der ausgerechnet zu dem Zeitpunkt fiel, als das Dach noch nicht komplett fertig war. Das Resultat: Feuchtigkeit in den Räumen. „Da haben wir schnell und unkompliziert gehandelt, damit das nicht zu einem Schaden führt“, sagt Strack. Mittlerweile sei die Feuchtigkeit raus und das Dach so gut wie fertig.

Der geplante Grundriss: Im oberen linken Flügel soll die Ü3-Betreuung stattfinden; im rechten, unteren Flügel die U3-Betreuung. Die gemeinsamen Räume findet man im Zentrum. Foto: akr, abfotografiert von Schmidt/Strack

Das Zentrum und der Mittelpunkt der neuen Kita, der große Bewegungsraum, ist schon gut ersichtlich. Ihm schließen sich eine Gemeinschaftszone und eine Mensa samt Küche an. „Hier ist es wichtig, dass die Küche so ausgelegt ist, dass die Kinder mithelfen können“, erklärt Strack im Vorbeigehen. Aus diesem Zentrum führt eine „Schleuse“, also eine Art Zwischenraum, nach draußen, wo die Kinder ihre matschigen Gummistiefel aufziehen können – und damit nicht den Weg durch die Gruppenräume gehen müssen.

Vom Mittelpunkt aus führen die langen Flure in die zwei „Flügel“ der Kita, wo sich je drei Gruppenräume mit Schlafräumen und Nebenräumen anschließen. Darüber hinaus gibt es natürlich die WC-Räume für die Kinder, einen Sanitätsraum, einen Personalraum, ein Bereich für die Kita-Leitung, verschiedene Eingänge, einen Waschraum, einen Technikraum und vieles mehr. „Insgesamt sind es 53 Räume“, sagt Strack.

53 Räume sollen insgesamt in dem Gebäude entstehen.

Fertigstellung für Februar 2022 geplant

Auch wenn man die Auswirkungen der Lieferverzögerungen momentan noch nicht ganz absehen kann, arbeiten alle Beteiligten auf ein Ziel hin: Im Februar 2022 soll die neue Kita fertig sein. So zumindest die Planungen. „Wir sind bereit“, sagt Simone Smakal. Die Leiterin der Kita Wichtelland war in der vergangenen Zeit öfter auf der Baustelle, auch mit ihren Kolleginnen. Gemeinsam wurden alle Räume begutachtet, geplant und mögliche Abläufe für den Umzug besprochen.

„Wir wollen für die Kinder so wenig Unruhe wie möglich.“ Insgesamt finden 111 Kinder aufgeteilt in sechs Gruppen in der neuen Kita Platz: drei U3-Gruppen mit jeweils zwölf Kindern und drei Ü3-Gruppen mit jeweils 25 Kindern. Fünf bestehende Gruppen würden aus dem Wichtelland und der Leuseler Außenstelle umziehen.

Kita-Leiterin Simone Smakal.

Und so gibt die Kita-Leiterin schon einmal einen Ausblick: Auch künftig und im neuen Gebäude wird die Kita weiterhin „Wichtelland“ heißen, immerhin heiße sie seit 30 Jahren so. Auch die einzelnen Gruppen behalten ihre Wichtelnamen: Die Bergwichtel, Wiese-, Blumen-, Feld- und Sonnenwichtel wird es zusätzlich zu einer festgelegten Gruppenfarbe auch in der Feldstraße geben. Ein weiterer Wichtelname wird noch gesucht.

6,5 Millionen Euro soll der Neubau kosten, davon sind etwa drei Millionen Euro Zuschüsse. Für Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule steht eines jedenfalls schon fest: „Ich habe hier nichts gesehen, was mir nicht jetzt schon gut gefällt.“ Mit ihren Klima- und umweltschonenden Elementen scheint die Kita schon jetzt ein Vorzeigeobjekt mit Strahlkraft nach außen zu sein.

Weitere Eindrücke der Kita-Baustelle

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