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Grüne zur Verabschiedung des Nahverkehrsplans in der ZOV-VerbandsversammlungGrüne im ZOV: Ein Nahverkehrsplan ohne Ambition

VOGELSBERG (ol). Am Freitag wurde in der ZOV-Verbandsversammlung der Nahverkehrsplan (NVP) verabschiedet. Wichtige Forderungen an den Plan wurden von der CDU-SPD- Koalition abgelehnt, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen in der ZOV-Verbandsversammlung. Nach Ansicht der Grünen zeigt das den mangelnden Willen, sich den künftigen, durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen zu stellen. Am Ende sei der 2018 begonnene Prozess der Planerstellung wieder zu den Standards des NVP von 2013 zurückgekehrt. Und die waren damals abgesenkt worden.

Dazu der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Buss: „Zwar wurden viele der von uns Grünen vorgetragenen Anregungen übernommen beziehungsweise sollen geprüft werden. Letzten Endes aber führte die Mehrheit der Verbandsversammlung in wesentlichen Fragen (zum Beispiel Abend- und Nachtverkehr) Kostenargumente an, die eine Ausweitung des Angebots verhindern. Besonders ärgerlich ist, dass den Vorschlägen auch nicht bei den Themen Umsteigezeit und Gewährleistung der Anschlusszeiten gefolgt wurde. Das ist vor allem in der Wetterau ein Dauerärgernis.“

Großes Lob verdienen aus Sicht der Grünen die Mitarbeiter von ZOV-Verkehr für ihr unermüdliches Bemühen um die Stärkung des Regionalen Nahverkehrs. Im Gegensatz dazu wird laut Pressemitteilung von Seiten der Politik massiv auf die Bremse getreten. „Deshalb bleiben die Ansätze wenig ambitioniert. Sie werden deshalb zu Recht unter anderem von Fahrgastverbänden stark kritisiert“, heißt es.

So sei verhindert worden, dass die im Nahverkehrsplan gemachten Ankündigungen und Prüfungen einer jährlichen Kontrolle unterzogen werden sollen. Buss: „Offenbar sind die Aussagen dann nicht so ernst gemeint, sonst hätte man diesem Monitoring zustimmen müssen.“ Ebenfalls inakzeptabel sei die mangelnde Bereitschaft, sich eingehender dem Thema Sicherheit von Personal, Fahrgästen und Infrastruktur zu widmen. Buss: „Uns Grünen ist das wichtig. Nur ein sicherer ÖPNV ist ein attraktiver ÖPNV. Das Wegschieben jeglicher Verantwortung durch den ZOV ist hier eindeutig zu wenig!“

Enttäuscht über Umgang mit der Machbarkeitsstudie

Sehr enttäuschend sei auch der Umgang mit der vor über zwei Jahren von den Kreisen Gießen und Vogelsberg in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zu Verbesserungen auf der Vogelsbergbahn. Fraktionsvorsitzender Dr. Udo Ornik: „Daraus wurde eine reine Fahrplananalyse. Nach Auskunft des ZOV werde nun eine neue modifizierte Studie in Auftrag gegeben. Der genaue Auftrag ist uns aber nicht bekannt. Da es verschiedene Beteiligte gäbe, rechnen wir mit einer längeren Dauer. Für die angekündigte Phase der Verteilung neuer ÖPNV-Mitteln seitens des Bundes wird das dann wohl zu spät sein.“

ZOV-Vorstand Joachim Arnold wies laut Pressemitteilung auf vermutlich hohe Kosten für die notwendige Ertüchtigung der Bahninfrastruktur hin. Dr. Ornik: „Das ist unstrittig, zugleich aber vorgeschoben. Im Vergleich mit den Kosten des umstrittenen Ausbaus der A49 sind Investitionen in den Nahverkehr sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoller. Statt Hürden zu benennen, wäre es besser, wenn sich der ZOV-Vorstand weitaus stärker als bisher für eine Politik der Verkehrswende stark macht.“

Problematisch sei für die Grünen die nun erfolgte Ausschreibung der Vogelsbergbahn und die damit verbundene Festschreibung auf die nächsten 15 Jahre.  „Weder alternative Antriebe noch grundlegende Änderungen an Strecken und Fahrplänen werden über diesen Zeitraum möglich sein. Wie soll so ein ÖPNV entstehen, der einen tatsächlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll? Nur wenn er attraktiv, niederschwellig nutz- und regelmäßig verfügbar, schnell, zuverlässig und sicher ist, wird auch wirklich eine Umkehr stattfinden“, so Ornik.

„Die Grünen wollen nun dafür sorgen, dass mit der Verabschiedung des Nahverkehrsplans die aufgeworfenen Themen nicht erledigt sind. Das gilt insbesondere für das Thema Sicherheit. Klar ist aber auch, dass erst die Änderung der Mehrheitsverhältnisse im Verband zu einer ambitionierteren Nahverkehrspolitik führen wird“, so die Grünen abschließend.

5 Gedanken zu “Grüne im ZOV: Ein Nahverkehrsplan ohne Ambition

  1. Ich fahre sehr gerne und sehr viel Zug!

    Die Verbindung nach Alsfeld aber nervt tierisch.

    Die Grünen sind doch in der Landesregierung und verantwortlich im Verkehrsministerium. Wer bindet die Grünen daran, Marburg – Fulda zur IC-Strecke aufzuwerten, ein zweites Gleis dranzubleiben und Alsfeld und Lauterbach endlich einen IC-Halt zu bescheren?!

    Sorry, aber da sollen die Grünen doch endlich mal handeln, anstatt der Vogelsberger Provinzpolitik die Aufgabe einer gescheiten Verbindung aufzubürden.

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    1. Kann ich mich nur anschließen! Eine IC-Verbindung zwischen zwei Gebieten wie Marburg/Gießen und Fulda ist definitiv erforderlich. Hier bleibt heute mit Blick auf die Karte leider viel zu häufig das Auto die einzige Chance.

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    2. Die Strecke Marburg-Fulda müsste erstmal komplett neu gebaut werden. Die gibt es nämlich überhaupt nicht. Wenn, dann die Strecke Gießen-Fulda. Was bitte soll dann ein IC Halt in Alsfeld bzw Lauterbach bringen?
      Klar, die Fahrkarten werden teurer,wegen dem IC Zuschlag. Zudem sind Alsfeld und Lauterbach viel zu klein, weswegen sich ein IC Halt schon allein nicht lohnen würde, da es wahrscheinlich zu wenig Zu- bzw Ausstieg an besagten Stationen geben wird.
      Warum nicht einfach wieder einen RE einsetzen, der meinetwegen in Grünberg, Alsfeld und Lauterbach hält und ansonsten durchfährt. Dazu müssten aber mindestens mehr Kreuzungsmöglichkeiten geschaffen werden, wenn nicht sogar ein kompletter zweigleisiger Ausbau sinnvoll wäre. Die Strecke Gießen-Fulda war im übrigen schon von Anfang an zweigleisig geplant. Das kann man an diversen Brückenbauwerken immer noch erkennen.

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  2. ÖPNV im ländlichen Bereich wird kein Erfolgsmodell mehr werden. Aber den Grünen fällt es halt schwer, zwischen Ballungsraum mit S- und U-Bahn und Provinz mit nix zu unterscheiden. Immer alles schön über einen Kamm geschoren, und immer den Klimaschutz nicht vergessen zu erwähnen. Klima – Klima – Klima – die neue Religion!

    In Zeiten von Corona nutze ich den ÖPNV sowieso nicht. Da fahre ich lieber mit dem eigenen Auto.

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