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Leserzuschrift von Michael Riese zu den drohenden Betriebsschließungen und der Entscheidung des Vogelsberger Kreistags„Kreistag hat sich politisch kastriert in die Sommerpause begeben“

ALSFELD (ol). Die Vogelsberger Linksfraktion fordert, dass sich der Kreis wieder um eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft kümmert, denn bei den großen Vogelsberger Unternehmen sieht es aktuell nicht gut aus. Und die schlechten Nachrichten scheinen auch nicht aufzuhören, denn am Donnerstag kündigte die Firma Kamax an, ihr Werk in Alsfeld bis Sommer 2021 schließen zu wollen. In einer Leserschrift äußert sich Michael Riese, Fraktionsvorsitzender der Vogelsberger Linken im Kreistag, zu den drohenden Betriebsschließungen und der Entscheidung der Kreispolitiker, den Antrag abzulehnen. Die Leserzuschrift im Worlaut.

„Die schlechten Nachrichten um die großen Vogelsberger Unternehmen reißen nicht ab. Nun lässt Kamax verlauten, dass das Alsfelder Werk ganz geschlossen werden soll. Bei Sti in Grebenhain, dieses Werk soll ebenfalls geschlossen werden, geht es vor die Einigungsstelle. In dieser Situation wird bei der Beratung im Kreistag am Mittwoch dieser Woche mit großer Mehrheit ein Antrag der Linken, eine Beschäftigungsgesellschaft im Kreis zu reaktivieren, abgelehnt.

Es wird der Linken der Vorwurf gemacht, sie würde mit ihrem Vorschlag die gefährdeten Arbeitsplätze schon aufgeben. Das ist keineswegs so. Den betroffenen Belegschaften und den Gewerkschaften ist jeder Erfolg zum Erhalt der Arbeitsplätze zu wünschen. Allerdings sollte man nicht so naiv sein, nicht zu erahnen, dass die Vogelsberger Politik in naher Zukunft mehr als ein paar mitfühlende Worte benötigen wird.

Da heißt es seitens der führenden Kreispolitiker von SPD und CDU, man solle zunächst die Entwicklungen abwarten. Aber im Fall der Fälle fehlen dann die brauchbaren Instrumente einer kommunalen Arbeitsmarktpolitik. Offenbar traut man dem festgestellten Fachkräftemangel im Vogelsberg und darüber hinaus zu, beim möglichen Wegfall von Beschäftigungen die Sache schon zu regeln. Aber nun sind nicht alle, deren Jobs jetzt gefährdet sind Facharbeiter und auch diese sind nicht immer ohne Anpassungsqualifizierungen universell einsetzbar.

Wie so oft in der Kreispolitik wird wegen der drohnenden Werksschließungen mit Bedauern festgestellt werden, dass das Problem die Möglichkeiten des Kreises übersteige und man nichts tun könne. So hat sich der Kreistag arbeitsmarktpolitisch ohne jede Entscheidung und somit politisch kastriert in die Sommerpause begeben. Wir haben so den politischen Sachverstand des SPD-Landrats und die Wirtschaftskompetenz der CDU von ihrer besten Seite präsentiert bekommen.

Bleibt noch zu hoffen, dass es den Belegschaften und Gewerkschaften gelingt, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten und in die Vereinbarungen gute Festlegungen zum Transfer und der Qualifizierung von Beschäftigten, deren Jobs nicht erhalten werden können, zu treffen. Denn die Mehrheit des Kreistages hat sich als
Totalausfall erwiesen.“

4 Gedanken zu “„Kreistag hat sich politisch kastriert in die Sommerpause begeben“

  1. Kreis Weihnachten!
    Görig ist doch schon innerlich bei der OVAG und sein Ziehsohn Mischak schmierlappt von Unternehmen zu Unternehmen um die Unterstützung des Kreises anzubieten, welche wenn es eng wird wie bei der Kamax und STI eh nichts wert ist. Die Neue Arbeit war nicht falsch aber einigen Unternehmen ein Dorn im Auge, weil sie sich auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt bewegt hat. Ja Riese hat nicht unrecht er hat aber nach gefühlten 100 Jahren Opposition einfach keine Lobby. Es zählt einfach nicht im Kreis, Geld für Entwicklung und Fortschritt auszugeben, es zählt nur die dümmliche schwarze Null. Wir zahlen später für die fehlenden Steuereinnahmen und die verfehlte Kreispolitik siehe ZAV Erhöhung der Müllgebühren.

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  2. Aus meiner Sicht hat Michael Riese da vollkommen Recht. Gerade in der aktuellen Lage in der nicht wirklich klar ist, wie es wirtschaftlich in diesem Land weiter gehen wird, sollten kommunale Handlungsoptionen ausgebaut werden. Hier wäre eine Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinaus doch auch eine Option. Denn auch im Landkreis Fulda gibt es leider immer wieder schlechte Nachrichten in Sachen Arbeitsplätze…

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  3. Wo Riese Recht hat, hat er einfach Recht! Die schwache und ausgebrannte Schlafwagen-GroKo steuert den Vogelsberg in Richtung Abgrund.

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    1. Oh, it’s me! Der Vogelsberg hing einfach zu lange am Subventions-Topf. Das hat eine Art DDR-Mentalität entstehen lassen. Schließlich waren wir ja auch Zonenrandgebiet und Sonderförder-Zone.

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