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Zur Coronakrise: Reihe „Auf eine TelKo mit…“ Frank Galfe vom Modehaus Campus in Alsfeld und Regierungspräsident Dr. UllrichSolidarisch helfen und Perspektive geben

ALSFELD (ol). Sein Metier ist ansonsten die große Mode. Er kennt sich aus auf den Laufstegen in Paris, Mailand oder Berlin: Frank Galfe, der Modeschöpfer und Textileinzelhändler aus dem Vogelsberg. Bekannt ist er für viele mit seinem Modegeschäft in der Alsfelder Schellengasse, sein Modeatelier im Alten Güterbahnhof oder die Eventlocation. Seit Corona sind die Türen aber geschlossen. Dahinter geht es aber weiter. Darüber sprach Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich mit dem Modeschöpfer.

In der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Gießen heißt es, Frank Galfe und sein Team vom Modehaus Campus haben es sich zum Ziel gesetzt, die Alsfelder Tafel zu unterstützen und in einer schweren Zeit solidarisch zu helfen. „Als ich davon gelesen habe, dass das Modehaus von jedem verkauften Gutschein dreißig Prozent an die Tafel weitergibt, musste ich mehr erfahren“, sagt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. „Wir wollen den Fokus auf diejenigen legen, die trotz aller Schwierigkeiten Mut machen und nach vorne blicken.“

Im Modehaus von Frank Galfe gibt es die großen internationalen Designmarken zu sehen – Versace oder Transit. Man findet aber auch die Marke „Geschwister Galfe“. Das sagt viel über den Inhaber aus: Er ist eng mit seiner Vogelsberger Heimat verbunden. Seit rund eineinhalb Jahren ist er laut Pressemitteilung gemeinsam mit seiner Schwester auch als Modeschöpfer tätig. Alles ist regional. Die Schnitte und Designs machen sie selber. Die Stoffe werden im Vogelsberg gewebt und dort auch verarbeitet.

Corona schlug dann aber auch hier zu. Galfe musste seinen Laden abschließen. „Es war erst einmal ein Schlag für mich und das Team. Viele Fragen haben sich gestellt: Wie geht es weiter und vor allem wann?“, so Frank Galfe. Ihm war jedoch auch schnell klar, dass es Menschen gibt, denen es jetzt noch schlechter geht. „Kurz vor der Schließung habe ich in meinem Laden noch mit jemandem von der Alsfelder Tafel gesprochen. Viele der Helfer sind über 60 und gehören damit zur Risikogruppe. Die Räumlichkeiten der Tafel lassen die derzeit geltenden Abstandsregeln nicht zu und die Spenden des Lebensmitteleinzelhandels sind aufgrund der gestiegen Nachfrage fast komplett ausgefallen.“

Gutscheine verkaufen, Gutes tun

Wer einmal mit Galfe gesprochen hat, merkt, dass er nicht nur kreativ ist, sondern auch großen Anteil am sozialen Miteinander nimmt. Für ihn und sein Team war und ist die Lage auch nicht einfach, doch man wollte helfen, solidarisch teilen. Auch wenn derzeit kein Verkauf stattfindet, wird dieser irgendwann wieder losgehen. Galfe und sein Team kamen auf die Idee, Gutscheine zu verkaufen und damit Gutes zu tun. „Von jedem Euro unserer verkauften Gutscheine geben wir dreißig Prozent solidarisch an die Tafel weiter“, sagt der Vogelsberger Modeschöpfer. „Die Margen sind auch bei uns nicht groß. Aber wir wollen helfen. Und vor allem: Mit dem jetzt geschaffenen Umsatz, haben wir eine Perspektive für das Team. Sie sehen es geht weiter nach Corona.“

Denn auch wenn im Kerngeschäft Galfes derzeit Stillstand herrschen mag. Mit der Unterstützung der Tafel habe man jetzt eine wichtige Aufgabe. Im Güterbahnhof sind die Räumlichkeiten so großzügig, dass man dort eine Lebensmittelausgabe unter Einhaltung der notwendigen Abstände organisieren konnte. Der Umsatz reichte aus, um Lebensmittel in den erforderlichen Mengen einzukaufen. Im Hersfelder Großmarkt SB Union, dessen Umsätze durch zahlreiche Gastronomieschließungen zurückgegangen sind, fand man einen großartigen Partner, sagt Galfe. „Uns wurde ein wahnsinniger Rabatt eingeräumt. Die Marktleiterin war so erfreut und gerührt über den Umsatz, den wir für die Tafel gemacht haben, dass sie persönlich auch noch etwas gespendet hat.“

Das Angebot kam so gut an, dass bereits zweimal eine Ausgabe für die Tafel durchgeführt werden konnte: Jedes Mal für rund zweihundert Bedürftige. „Deutschlandweit waren wir die erste Tafel, die wieder eine Ausgabe organisiert bekam. Wir waren sogar schneller als die Kölner Tafel“, freut sich Frank Galfe. Der Kreativität sind im Hause Galfe aber keine Grenzen gesetzt. So entstanden nun auch noch modische Mundschürzen, die als Schal getragen werden und im Bedarfsfall  auch beim Einkauf als Schutz für die Hände am Einkaufswagen dienen. Auch vom Verkauf dieser Waren geht ein Teil an die Tafel.

Köpfe werden weiter rauchen

„Die Banken haben den ortsansässigen Textileinzelhandel leider abgeschrieben. Der Zugang zu Krediten ist für unsere Branche äußerst schwer. Umso dankbarer sind wir für das Soforthilfeangebot von Bund und Land“, erzählt er im Gespräch mit RP Ullrich. „Das ist nicht viel. Aber es hilft. Ich will mein Geschäft aufrechterhalten und meine Mitarbeiter weiterbezahlen. Wir sind sehr dankbar für diese schnelle und unbürokratische Hilfe.“ In Alsfeld wird das Team vom Modehaus weiter die Köpfe zusammenstecken und diese rauchen lassen. „Ich glaube fest daran, dass wir alle einen Weg aus der Krise finden, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Unser Einsatz hilft heute anderen und wenn die Türen wieder öffnen, werden wir Hilfe erfahren. Irgendwann werden diese Synergien auch monetär sichtbar“, ist sich Frank Galfe sicher. Das Interesse an dieser Aktion ist groß. Fürs Wochenende hat sich die Hessenschau zu Dreharbeiten angekündigt.

„Unsere Region und ihre Menschen machen mich immer wieder sprachlos“, sagt der Regierungspräsident angesichts dieses außergewöhnlichen Engagements. „Gerade ist eine Zeit, in der wir uns trotz aller Schwierigkeiten auf gemeinsame Werte besinnen. Ich hoffe, dass sich in der Zukunft einiges von diesem Geist erhält.“

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