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Seit sechzig Jahren im Posaunenchor: Manfred und Bernd BraunMehr als ein halbes Jahrhundert für die Musik

ALTENBURG (ol). Vor kurzem wurden sie für 60 Jahre Mitgliedschaft im Evangelischen Posaunenchor Altenburg geehrt. Eingetreten sind die Brüder Manfred und Bernd Braun im Jahr 1959 mit 15 bzw. 19 Jahren. Zum 80. Geburtstag von Manfred Braun beantworteten die beiden dem Evangelischen Dekanat Fragen dazu, wie man einem Verein so lange die Treue halten kann, was das Besondere am Posaunenchor ist und warum sie ihren Abschied aus dem Chor immer wieder gerne verschieben.

Manfred und Bernd Braun, Sie wurden für 60 Jahre aktive Mitgliedschaft im Evangelischen. Posaunenchor geehrt, das heißt, Sie sind 1959 eingetreten. Was war der Grund genau dafür?

Bernd Braun: Es war die Zeit, als wir mit der Schule fertig waren und die Ausbildung begonnen hatte. Es war so eine Art Umbruch, auch in der Freizeit. Man hat begonnen auszugehen und eine Beschäftigung zu suchen. Und als wir gemeinsam mit drei anderen Altenburgern von Karl Buchhammer angesprochen wurden, sind wir dann eingetreten.

War Karl Buchhammer zu dieser Zeit schon Chorleiter?

Bernd Braun: Nein, das war Heinrich Beyenbach. Karl Buchhammer machte aber schon die Ausbildung für uns fünf Anfänger und Anfängerinnen. Das ging dann daheim bei ihm im Wohnzimmer los. An diese Zeit haben wir schöne Erinnerungen. Das war der erste Verein, in dem wir angefangen haben.

Gab es denn sonst Freizeitmöglichkeiten auf der Altenburg außerhalb der Vereine?

Manfred Braun: Naja, wir sind dann sonntagsabends ins Kino und haben auf dem Rückweg bei Schönheits (Anmerkung der Autorin: ein Lokal in Altenburg) noch etwas getrunken. Das war dann so der Sonntag.

Bernd Braun: Man war ja auch noch nicht so mobil und daher auch auf die Angebote im Ort angewiesen. Gemeinsam haben wir auch noch Fußball gespielt. Das war ein großes Hobby von uns beiden, genauso wie die Mitgliedschaft im Gesangverein. Ich war darüber hinaus auch in der Feuerwehr aktiv.

Dann hatten Sie ja gut tun….

Manfred Braun: Im Sportverein war zweimal die Woche Training, Gesangverein war freitags und Posaunenchor dienstags – da waren schon mal vier Abende die Woche weg.

Von allen damaligen Anfängern sind Sie dem Posaunenchor nun schon so lange treu – was reizt Sie an dieser Tätigkeit so besonders?

Manfred Braun: Wenn man A sagt, muss man auch B sagen. Vor ein, zwei Jahren habe ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, dass es jetzt langsam mal reichen könnte. Aber es ist schön im Posaunenchor. Es geht oft sehr lustig zu, und so bin ich doch dabeigeblieben.

Bernd Braun: Neben der Freude am Musizieren, spielt die Geselligkeit eine große Rolle, wobei dieser Aspekt früher viel ausgeprägter war: Es gab Familienabende, und wir haben viel unternommen, beispielsweise regelmäßige Mehr-Tages-Ausflüge mit Angehörigen, die unter Pfarrer Zimmer wirklich top organisiert waren. Wir waren u.a. in Südtirol, in Reith im Winkel im Stubaital, im Schwarzwald und auf der Insel Fehmarn. Das war immer über Fronleichnam, da musste der Pfarrer nicht arbeiten und hatte Zeit.

Hatten Sie da auch immer die Instrumente mit?

Manfred Braun: Ja, immer! Wir haben überall geblasen, zum Beispiel in Neustadt im Schwarzwald auf dem Marktplatz oder in Reith im Winkel, wo wir nach einem kleinen Konzert mit dem Trompetenkasten eine Spende eingesammelt haben. Das gehörte immer dazu!

Bernd Braun: Und wir waren auch häufig auf Posaunentagen, die auf verschiedenen Ebenen angeboten wurden. Das ist alles weniger geworden.

Scheuen die Verantwortlichen den Organisationsaufwand oder haben die jüngeren Bläser keine Lust dazu?

Bernd Braun: Es ist von beidem etwas – es ist schwer, so eine Gruppe unter einen Hut zu bringen. Das kostet viel Organisationsaufwand. Und viele Bläser sind auch noch in anderen Chören, die sich überregional zusammenfinden, um spielfähig zu sein. Da ist man ohnehin schon viel unterwegs.

Das Verhältnis zu Vereinen hat sich offenbar geändert…

Bernd Braun: Stimmt. Die Menschen wollen heute, wenn überhaupt, eher in Projekten arbeiten. So wie wir es gemacht haben, an vier Abenden in der Woche und, was den Posaunenchor angeht, für so eine lange Zeit – das will heute keiner mehr!

Es gehören bei so einem Engagement natürlich auch die richtigen Partner dazu.

Bernd Braun: Unsere Frauen haben uns ja schon so kennengelernt und das wirklich alles immer mitgetragen.

Manfred Braun: Was blieb ihnen schon anderes übrig?

Eine andere Beziehung in einer so langen Zeit ist ja die zum Chorleiter. Wie viele haben Sie in dieser Zeit denn kennengelernt?

Bernd Braun: Heinrich Beyenbach, Karl Buchhammer und Anna Lotz. Das ist für sechzig Jahre wirklich nicht viel. Alle haben es sehr lange gemacht, was ein gutes Zeichen für den Chor ist.

Wie war das so für Sie, als sie nach zwei älteren Herren mit Anna Lotz eine junge Frau als Chorleiterin bekommen haben?

Bernd Braun: Wir hatten ja mal vor, nach 50 Jahren aufzuhören. Dann haben wir es verschoben, und gesagt, wenn Karl Buchhammer aufhört, hören wir auch auf. Und dann kam Anna, und wir wollten doch nicht sofort daheim bleiben. Und es hat wieder so großen Spaß gemacht, dass wir doch dabeigeblieben sind.

Manfred Braun: Es ist mit der Truppe auch einfach schön. Wenn es keinen Spaß mehr machen würde, würden wir es heute nicht mehr machen. Aber zuhause in die Ecke setzen, ist ja auch nicht schön.

Bernd Braun: … und wenn man erstmal irgendwo aufhört, gehört man auch nicht mehr dazu; das wäre schade. Außerdem soll man sich ja auch im Alter noch fordern, um der Demenz vorzubeugen. Musik gilt dafür ja als besonders gut geeignet. Wenn man sich anstrengen muss, und die Noten müssen vom Kopf auf die Hände, dann ist das schon was.

Manfred Braun: Wir merken natürlich, dass wir keine fünfzig mehr sind. Gerade wenn neue, moderne Stücke geübt werden, dauert es ein bisschen.

Können Sie die alten und die neuen Zeiten vergleichen? Was hat sich am meisten geändert?

Bernd Braun: Wir hatten früher viel mehr Ständchen als heute. Wir haben zu vielen runden Geburtstagen und Jubiläen gespielt.

Manfred Braun: Da wurde sogar bei den Jubilaren angefragt, ob der Posaunenchor spielen sollte.

Bernd Braun: Und nach dem Ständchen wurden wir  meistens noch zu einem Umtrunk eingeladen.

Sie haben es ja schon angesprochen: Der Posaunenchor spielt längst nicht nur kirchliche Stücke zur Gestaltung des Gottesdienstes, sondern auch Volkstümliches zu Festen oder zum 1. Mai. Mögen Sie diese Art von Musik?

Manfred Braun: Wenn man als Gruppe auch für junge Bläser attraktiv sein möchte, kann man neben kirchlicher Musik, nicht nur alte Volkslieder und Märsche spielen. Damit erreicht man die nicht. Für uns sind diese neuen Stücke, Pop und Swing beispielsweise, zwar eine Herausforderung, aber wenn es gelingt, dann ist es auch immer sehr schön.

Der Posaunenchor Altenburg kann sich derzeit über viel Nachwuchs freuen. Was motiviert denn die jungen Menschen? Wieso kommen sie?

Manfred Braun: Sie bekommen eine qualifizierte Ausbildung, bekommen ein Instrument gestellt und können viel lernen. Wir sehen, dass Kinder und Jugendliche in den Posaunenchor kommen, die sich ohnehin schon für Musik interessieren und begabt sind. Und gemeinsam mit so vielen Generationen etwas auf die Beine zu stellen, ist ein Wert an sich – für alle, denke ich.

Eine andere Aktivität des Posaunenchors ist das Maiblasen, eine Alsfelder Tradition schon seit dem 16. Jahrhundert. Alljährlich im Mai steigen die Bläserinnen und Bläser fast täglich die 142 Stufen auf den Turm der Walpurgiskirche. Waren Sie da von Anfang an und ununterbrochen dabei?

Manfred Braun: Ich habe mal ein Jahr ausgesetzt, als ich Knieprobleme hatte, aber sonst…. Ich kann mich nur an wenige Ausfälle erinnern. Und ich hoffe, dass wir auch in diesem Jahr wieder mit hochgehen können.

Bernd Braun: Also, manche Jahre war es ungünstig, wenn man so am Hausbauen war, zum Beispiel. Aber ich denke, von den sechzig Jahren, in denen wir Mitglied sind, war ich sicher 50 Jahre dabei.

….und so nach 60 Jahren und verschiedenen Aufhörplänen möchten Sie keinen Zeitpunkt mehr zum Aufhören festlegen?

Manfred Braun: Wir merken natürlich, dass es anstrengender wird.

Bernd Braun: Aber wir legen uns jetzt nicht mehr fest. Unser Posaunenchor ist bunt gemischt. Wir mögen uns alle und mit allen zusammen macht es einfach immer noch großen Spaß. Ich denke, wir sind uns einig, wenn wir sagen: Es wird geblasen, so lange es geht.

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