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2. Event F mit Infos zur Abfallvermeidung und zu verantwortungsbewusstem KleidungskaufWie Nachhaltigkeit auch im Alltag gelingen kann

ALSFELD (ol). Es hat sich viel getan seit dem 1. Event F im vergangenen Jahr, das bereits unter dem Motto der Nachhaltigkeit an den Start gegangenen war – kurz bevor Greta Thunberg ihre legendäre Rede auf dem UN-Klimagipfel in Polen gehalten hat. „Die Menschen sind bewusster geworden seitdem“, konstatierte Stefanie Planz, die Initiatorin des Abends.

Dass das bitternötig ist, belegten laut Veranstaltungsnachbericht ihre Ausführungen: Über die Darstellung der Megatrends des exponentiellen Wachstums der Bevölkerung, des Wirtschaftswachstums und des Konsums kam sie zu der Verwendung der Ressourcen: 80 Prozent davon werden von 17 Prozent der Menschheit verbraucht, hatte sie recherchiert. Eine Ungerechtigkeit per se, die mit einem horrenden CO2-Ausstoß einhergeht, der wiederum zum Klimawandel in seinem ganzen derzeit schon wahrnehmbaren Ausmaß geführt hat, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Nachhaltiges Denken sei gefordert, so ihr Fazit, und das nicht nur mit nachhaltigen Geldanlagen, die sowohl klimaschädliche als friedensfeindliche und menschenverachtende Aktien und Fonds ablehnten, sondern auch durch kluges Verhalten im Alltag.

Genau dafür hatte Planz Rita Theiß als Referentin gewinnen können. Mit ihrem Bioladen sei sie seit einigen Jahren eine Institution in Alsfeld, die nicht nur viele regionale Erzeugnisse im Angebot hat, sondern auch stets die neuesten Trends in Sachen Müllvermeidung verfolgt und falls möglich in ihrem Laden umsetzt. Sie hatte viele Tipps für die Gäste der Veranstaltung in den Räumen des Alten Postamts mitgebracht. Diese reichten von der Benutzung von dünnen Beuteln für den Einkauf von losem Obst über die Wiederverwendung von Verpackungsgläsern als Vorratsbehälter oder die Weitergabe von Eierverpackungen an große Versender in der Region als Füllmaterial.

Wie einfach es mit ein wenig Umgewöhnung ist, im Alltag bewusster zu leben, präsentierte Rita Theiß. Fotos: Traudi Schlitt

Auch ein kleiner Schritt ist wichtig

„Es gibt viele kreative Ideen, mit denen man im Alltag Müll vermeiden und vermeintlichen Müll wiederverwerten kann“, so ihre Erfahrung. Für sie selbst sei es immer auch ein Ansporn, zu wissen, dass ihr Verhalten sich keineswegs nur vor Ort auswirke, sondern auch in vielen anderen Ländern der Welt. Daher versuche sie stets auch auf ihre Lieferanten Einfluss zu nehmen, um beispielsweise Alternativen zu Plastikverpackungen zu finden. „Vieles wird nicht von heute auf morgen gehen“, gibt Theiß zwar zu bedenken, „dennoch ist jeder kleine Schritt wichtig und vielleicht der Anfang von weiteren Schritten“. In ihrer Umgebung, sprich in Alsfeld, nimmt sie durchaus ein stärkeres Bewusstsein für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur, der Umwelt und dem Klima wahr.

„Und wir Verbraucher haben mehr in der Hand als wir denken“, appellierte sie an die Zuhörerschaft, den Mut zu haben, sich von liebgewonnenen Bequemlichkeiten zu treffen. Als aktuelle Neuerung nannte sie ein Kaffeebecher-to-go-Pfandsystem, das sie in Alsfeld mithilfe anderer Anbieter installieren wolle. Die Runde der anwesenden Frauen ließ sich nicht lange bitten und diskutierte gerne mit, brachte eigenen Anwendungsfälle vor oder steuerte wertvolle Informationen bei.

Sich immer im Sinne des Klimaschutzes gut zu verhalten, sei schwierig, stellten die Damen unisono fest, und bedauerten, dass viele noch zu dogmatisch gesehen werde. „Denn natürlich kann man immer mehr tun als man tut, aber vielleicht nicht im Moment.“ Die Alsfelder Kolumnistin Traudi Schlitt hatte zu diesem Thema eine Kolumne verfasst, die sie den Gästen vortrug. Sie ging dabei dem Phänomen „Whataboutism“ auf den Grund, ein Begriff, der verwendet wird für die Diskreditierung eines Gesprächspartners durch die Frage nach etwas ganz anderem, mit dem man vielleicht noch nicht so zufrieden sein kann.

Weniger im Kleiderschrank

Als letzten Punkt des „Frauenpowerabends“ nahmen sich Ruth Henkel und Ute Lochno die Kleiderschränke der Damen vor. Schneidermeisterin die eine und Modefachfrau die andere, sprachen sie über weniger im Kleiderschrank. Sie stellten die Aufräummethode nach Marie Kondo vor und erklärten den Trend „Capsule Wardrobe“, der propagiert, dass man mit knapp vierzig gut zu kombinierenden Kleidungsstücken pro Saison immer gut angezogen sein kann.

Sie hatten verschiedene Anregungen zum Thema Nachhaltigkeit: Stefanie Planz, Ruth Henkel, Ute Lochno und Rita Theiß.

Sie belegte dies mit einem gutsortieren Kleidungsständer, den sie den Gästen präsentierte. „Wir produzieren eine Million Tonnen Altkleidung im Jahr, allein in Deutschland – diese Ressourcen sind verloren“, gab Ruth Henkel zu bedenken und sprach sich deutlich für ein bewussteres Einkaufsverhalten aus. Dem stimmte auch Ute Lochno zu. Obwohl sie ein Kleidungsgeschäft in Alsfeld betreibt, plädiere sie für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressouce Kleidung und den damit verbundenen Rohstoffen. Sie verwies auf die Möglichkeit, abgelegte Kleidung zu spenden oder zu verkaufen oder auch Second Hand einzukaufen.

Am Ende des Abends konnten die anwesenden Damen noch schnell einen Klamottentausch machen: Altes gegen Altes konnte über die Stuhlreihen gehen – auch das ein nachhaltiger Ansatz in Alsfeld.

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