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Spatenstich für Breitbandausbau in Mücke„Ein großer Tag für die wirtschaftliche Entwicklung der Region“

MÜCKE (tsz). Was lange währt, soll am Ende gut werden. Ob das auf den Breitbandausbau im Vogelsberg auch zutrifft, darüber sind viele Vogelsberger skeptisch. Jetzt scheint es jedoch Licht am Ende des Tunnels zu geben – jedenfalls wenn man dem Glauben schenken mag, was an diesem Montagvormittag in Mücke gesagt wurde. Mit einem symbolischen Spatenstich begann man dort mit einem weiteren großflächigen Breitbandausbau, der bis Ende 2021 abgeschlossen sein soll.

Seit einigen Jahren ist es ein Leidensthema für die Vogelsberger: Der Breitbandausbau. Schon oft wurden öffentlich Ziele verkündet, die wegen verschiedener Gründe im Nachhinein nicht eingehalten werden konnten. War es 2018 noch der Plan, den Breitbandausbau bis Mitte 2019 vollständig abgeschlossen zu haben, verschob sich dieses Ziel auch wieder nach hinten. Jetzt scheint der Ausbau jedoch auch in der Umsetzung ins Rollen zu kommen. In Anwesenheit der Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus, Landrat Manfred Görig und vielen weiteren Vertretern von Politik und Wirtschaft fand nun im Industriegebiet Gottesrain in Mücke ein symbolischer Spatenstich statt. Das neue Ziel: Bis Ende 2021 soll es jetzt mit dem schnellen Internet im Vogelsbergkreis etwas werden, erzählte der Landrat. Also, diesmal wirklich jetzt.

22 Millionen Euro werden investiert

Dabei kommt der größte Teil der Förderung für das Mammutprojekt, das jetzt in Gang gesetzt wurde, vom Bund. Der fördert den Vogelsberger Breitbandausbau mit 10,4 Millionen Euro. Weitere Fördermittel kommen vom Land Hessen in Höhe von 4,25 Millionen Euro. Neben Bund und Land beteiligen sich auch die EU, die Landkreise Vogelsbergkreis und Wetterau, sowie die Kommunen an der Förderung. „Insgesamt investieren wir 22 Millionen Euro in die Zukunft unseres ländlichen Raums“, verkündet der Landrat. Damit sei der heutige Tag ein „großer Tag für die wirtschaftliche Entwicklung der Region“.

Einmal mit anpacken, Frau Ministerin: Prof. Dr. Kristina Sinemus nimmt den Breitbandausbau selbst in die Hand. Fotos: tsz

Besonders enthusiastisch zeigte sich die Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Dr. Kristina Sinemus. „Dass es hier voran gehen kann, ist für uns eine der wichtigsten Aufgaben, die ich mir auf die Fahne geschrieben habe: Infrastruktur first“, sagte sie. Nach ihrer Ansicht ist wirtschaftliche Innovation auch auf dem Land ohne schnelles Internet nicht möglich.

Reservierung von Verteilerkasten dämpft Ausbautempo

Von den rund 500 Verteilerkästen im Vogelsbergkreis, wie man sie vom Straßenrand kennt, seien ungefähr 65 Prozent bereits „am Netz“ und damit fähig, schnelles Internet zu empfangen. Von den rund 175 verbleibenden, unversorgten Kästen sind jedoch noch mehr als 100 von einem privaten Unternehmen reserviert, weshalb weder die BIGO, noch die Telekom diese Kästen ausbauen kann, heißt es vom Kreis. Das bedeutet konkret, dass die Telekom nur dort ausbauen kann und wird, wo die Verteilerkästen nicht reserviert sind oder in den nächsten Monaten frei werden. Durch BIGO sollen auf jeden Fall die Anschlüsse für Unternehmen und Schulen gebaut werden – und wenn möglich für die Rathäuser. Dort, wo die Konkurrenz ausbaut, werde kein paralleler Ausbau durch die Telekom erfolgen. „Weder jetzt noch später“, betont der Kreis.

Um der kritischen Meinung der Vogelsberger nach den vielen Verzögerungen der Vergangenheit entgegen zu wirken, liegt jetzt auch eine Ausbauplanung für das schnelle Internet vor. Nach dieser soll in fünf geografischen Abschnitten nacheinander aufgerüstet werden.

Der Breitbandausbau im Überblick

Erster Abschnitt (September 2019 bis August 2020)

  • Gemeinde Schwalmtal samt bislang unversorgter Ortsteile
  • Stadt Alsfeld mit Gewerbestandorten und bislang unversorgten Ortsteilen
  • Stadt Kirtorf mit der Kernstadt und dem Stadtteil Ober-Gleen
  • Ortschaften Ohmes und Erbenhausen

Zweiter Abschnitt (September 2019 bis August 2020, parallel)

  • Gemeinde Mücke mit Gewerbestandorten und unversorgten Ortsteilen (außer Bernsfeld)
  • Stadt Ulrichstein mit allen Stadtteilen und Gewerbestandorten
  • Ortsteil Engelrod der Gemeinde Lautertal
  • Stadt Homberg (Ohm) mit allen Stadtteilen, den Gewerbestandorten und den Schulen

Dritter Abschnitt (August 2020 bis Juli 2021)

  • Stadt Schlitz
  • Stadt Herbstein mit dem Ortsnetz Stockhausen
  • Grebenau mit bislang unversorgten Ortsteilen und Gewerbestandorten
  • Kreisjugendheim Landenhausen in der Gemeinde Wartenberg

Vierter Abschnitt (August 2020 bis Juli 2021, parallel)

  • Schlechtenwegen mit allen dortigen Gewerbestandorten und Schulen
  • Gemeinde Gemünden mit allen unversorgten Ortsteilen, Gewerbestandorten und Schulen
  • Gemeinde Romrod mit allen unversorgten Ortsteilen, Gewerbestandorten und Schulen
  • Gemeinde Feldatal mit allen unversorgten Ortsteilen, Gewerbestandorten und Schulen

Fünfter Abschnitt (anschließend)

  • Gemeinde Freiensteinau mit alle Ortsteilen, Gemeindestandorten und Schulen
  • Gemeinde Grebenhain mit alle Ortsteilen, Gemeindestandorten und Schulen
  • Stadt Schotten mit alle Ortsteilen, Gemeindestandorten und Schulen

Ganz nach dem Motto „Was lange währt, wird endlich gut“, soll dann der Breitbandausbau im Vogelsberg bis Ende 2021 abgeschlossen und freigeschaltet sein. Jedoch weist der Kreis auch darauf hin, dass noch einige wenige Verteilerkästen in den ersten Monaten 2022 aufgerüstet werden könnten.

9 Gedanken zu “„Ein großer Tag für die wirtschaftliche Entwicklung der Region“

  1. aber Hauptsache bis 2021 sind wir fertig (schon wieder einmal) den eigentlich sollten wir ja schon Mitte 2019 fertig sein. und dann soll man glauben das man es bis ende 2021 schafft, wer glaubt wird selig sag ich da nur. den bei der Geschwindigkeit dauert das ganze dann doch etwas länger. und mit den 50 bis 20 MB sind wir dann wieder abgehängt, den zu Beispiel in asien ist schon längst 1 GB Standart,da gibt es selbst auf Inseln schnelleres internet wie bei uns.

  2. „…im Ergebnisbericht des Regionalentwicklungskonzepts ‚MORO‘ für den Vogelsbergkreis findet sich im Hinblick auf die Erfordernisse der Daseinsvorsorge kein einziger Hinweis auf den Ausbau des Datennetzes.“
    Der (die/das) MORO hat seine Schuldigkeit getan, der MORO kann gehen! Vielleicht ist ja auch schon anderen aufgefallen, dass diese ganzen aufgeblasenen Forschungsprojekte zur Regionalentwicklung, deren Namen sich die Bürger in der Regel nicht mal merken können geschweige denn deren megawichtige Ergebnisse, in aller Regel nur Placebos sind, die das Papier ihrer Abschluss- und Begleitforschungsberichte, die zumeist mit jahrelanger Verspätung erscheinen, wenn das Forschungsprojekt längst vergessen ist, nicht wert sind. Längst hat die Politik die reale Welt verlassen und sich in eine Welt der Flyer und Vierfarbbroschüren verflüchtigt, während sich die realen Lebensbedingungen der Menschen kaum verändern. Jedenfalls nicht maßgeblich durch die Politik verändert werden. Was haben denn MORO und all die anderen „Projekte“ vor- und nachher an plausiblen und dann auch umgesetzten Maßnahmen erbracht? Vielleicht, dass die Vogelsberger im Kampf gegen den Bevölkerungsschwund das elektrische Licht im Kuhstall ab und zu mal ausmachen sollten?
    Wenn die Akteure in der Wirtschaft nicht selbst wüssten, was ihnen die Zukunft sichert und dafür die Politik-Kasper, auf deren bürokratische Entscheidungen sie ja irgendwann mal angewiesen sein könnten, wohl oder übel mit ins Boot nähmen, würden wir hier im Vogelsberg Steine fressen. Was das Umverteilen von Hunderten von Millionen bringt, die die Geberländer in einen gemeinsamen Topf einzahlen und was dann in einer absolut unüberschaubaren Flut von unkoordinierten Einzelprojekten an Hochschulen oder in die Förderregionen häppchenweise zurück fließt (siehe z.B. https://www.bmbf.de/de/neue-chancen-fuer-strukturschwache-regionen-9118.html), weiß niemand. Kontrollen gibt es nicht. Oder glaubt ernsthaft jemand, eine Frau Karliczek aus Ibbenbühren (https://www.zeit.de/2018/47/anja-karliczek-cdu-bundesbildungsministerium-kritik/komplettansicht) wachte morgens in Berlin auf und verschaffte sich da als erstes mal einen Überblick?

  3. Ich finde es absolut unmöglich, dass unsere Politiker *pauschal* als „verantwortungslos“ abqualifiziert werden. Und das Ganze ohne das „Liefern“ von stichhaltigen Argumenten Viele Politikerinnen und Politiker machen einen ausgezeichneten Job und haben es nicht verdient, dass sie verunglimpft werden.

    Natürlich kann und muss man im Einzelfall Kritik üben, die sollte allerdings sachlich sein und durch Argumente hinterlegt werden.

    Alles andere ist populistisches Gequatsche.

    1. Da hat der Beobachter vor lauter pauschaler Begeisterung für die „Politikerinnen und Politiker“, die „einen ausgezeichneten Job“ machen, wohl am Kern der hier vorgetragenen Kritik vorbei „beobachtet“. Natürlich darf jeder sich zum Deppen machen, indem er realen Tatsachen widerspricht. Haben die maßgeblichen Landes- und Kreis-Politiker das Thema Breitbandausbau in den letzten zehn Jahren verschlafen und die Breitbandversorgung durch falsche Rücksicht auf die Interessen des Telekom-Konzerns, dessen Anteilseigner man ist, verhindert und verzögert? JAAAA! HAT MAN!!!Und hat irgendwer von diesen Nasen dafür offiziell die Verantwortung übernommen? Wüsste nicht, wer!!!
      Und möchten jetzt genau dieselben Politiker sich jetzt dafür loben lassen, dass nun endlich Glasfaser bis 2022 in jedem Verteilerkasten anliegt (veraltete Vektoring-Technik der Telekom!!!), was eben nicht heißt, dass neueste Technologie vom Verbraucher in jedem Haushalt direkt genutzt werden kann? Scheiße, JAAA (von wegen „sachliche Kritik“!)!
      Welche „stichhaltigen Argumente“ liefern Sie denn, Sie blinder Beobachter? Sie können doch nicht einmal die Tatsachen anerkennen, um daraus dann vielleicht nach langem Abwägen Argumente zu machen! Zitat: Die Politiker*innen „haben es nicht verdient, dass sie verunglimpft werden.“ Das ist weder eine Behauptung, die sich auf Tatsachen stützt, noch ein Argument. Die Politiker, die hier abgebildet und gemeint sind, hätten es wohl eher verdient, bei jeder sich bietenden Gelegenheit noch viel stärker verunglimpft zu werden, denn das haben sie sich redlich verdient (siehe oben). Alles andere, Sie sagen es selbst, ist populistisches Gequatsche. Und Sie quatschen wohl gern ein wenig populistisch daher.
      P.S.: Kleines Zitat aus der Gießener/Alsfelder Allgemeinen:
      „Bekanntlich hatten die Telekom und andere Anbieter zunächst kein Interesse, den Vogelsberg auszubauen. Dann wurde die Bigo gegründet, die Teile von Wetterau und den Vogelsberg ausbauen, Leitungen legen und diese vermieten wollte (Betreibermodell). Als die Bigo kurz vor der Vergabe von Dienstleistungen stand, verkündete die Telekom, sie wolle nun doch Wetterau und Teile des Vogelsbergkreises ausbauen. Das Betreibermodell war geplatzt, die Bigo musste eine neue Strategie entwickeln. Sie erschließt nun mit Fördermitteln Schul- und Unternehmensstandorte und verbleibende weiße Flecken. (ks)“
      Quelle: https://www.giessener-allgemeine.de/vogelsbergkreis/warum-buerokratie-breitbandausbau-vogelsberg-ausbremst-11924768.html

      1. Genau, wau, wau! Und hohle Nüsse klappern am lautesten! Da erinnert man sich dank „Zwerg Nase“ doch lieber mit Rührung der „Roaring Twenty4teenth“, als sich Landrat noch auf Handrad oder Kupferdraht reimte, aus dem superhippen Batterie-Dienstwagen mit grinsendem Görig am Steuer ein Verlängerungskabel heraus hing und die Welturaufführung des mit europäischen Fördermitteln „gestalteten“ Vogelsberg-Songs vulkanweit die flashmobgestützte Hauptattraktion darstellte. Man möchte direkt von den Nullen-Jahren sprechen, in denen der in „Aufholjagd“ mit Rhein-Main befindliche Vogelsbergkreis endgültig an die Skyline der südhessischen Metropolregion heran rückte. Der Begriff Glasfaser war noch nicht ins Oberhessische übersetzt, konnte folglich also auch keine Rolle in der Vulkanzukunft spielen, geschweige denn überhaupt gedacht werden. Abgehängt werden ist wohl ohne innerliches Abhängen der dann Abgehängten nicht möglich.

    2. „Unsere Politiker“ stehen wohl neuerdings unter Artenschutz und genießen das ganze Jahr über Schonzeit. „Natürlich kann und muss man im Einzelfall Kritik üben…“
      Wer sind Sie denn? Was wollen Sie denn? Was geschieht denn hier anderes, als dass im Einzelfall (Breitbandausbau im Vogelsberg) Kritik geübt wird? Wer hat denn da in der Region „einen ausgezeichneten Job“ gemacht? Zum Loben „unserer Politiker“ bedarf es ja keiner Qualifikation. Argumente „liefern“ sollen nur die Kritiker. Und zwar „stichhaltige“. Und was ein stichhaltiges Argument ist, beurteilt dann jeder lobhudelnde Zwerg Nase! Wer von diesen Amateurpolitikern, die da im Sand spielen, hat denn bei Zeiten protestiert, als man den überschuldeten Vogelsberg einfach von der technischen Zukunft abgehängt hat (Telekom hielt Glasfaserausbau im Vogelsberg nicht für lohnend, wirksame Hilfe von EU, Bund und Land war nicht in Sicht)? Der Telekom-„Ingenieur“ Görig vielleicht? Oder irgend ein anderer von SPD, CDU oder FDP? Noch 2014, im Ergebnisbericht des Regionalentwicklungskonzepts „MORO“ für den Vogelsbergkreis, findet sich im Hinblick auf die Erfordernisse der Daseinsvorsorge kein einziger Hinweis auf den Ausbau des Datennetzes. Das ist gerade mal fünf Jahre her! Damals hielt man elektrisches Licht im Kuhstall in Hessen wohl noch für den neuesten Stand der Technik! Die „Zukunftsempfehlungen“ des genannten Berichts lesen sich wie ein Memorandum zur Entwicklungshilfe in Nepal!

  4. Ich fasse es nicht! Dieselben, die dafür verantwortlich sind, dass der Breitbandausbau im Vogelsberg lange währte, wollen sich jetzt dafür feiern lassen, dass am Ende noch alles gut… Ja eben nicht wird, sondern erst nach weiteren Jahren endlich gut werden soll. Eine Frechheit ist das! Da stehen sie mit dreistem Grinsen und wie Kinder im Sandkasten mit ihren Schaufeln und spielen „Spatenstich“. Unerträglich! Und Frau Ministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus (nie vorher gehört!) „nimmt den Breitbandausbau selbst in die Hand“. So, wie man das von diesen Politikern insbesondere bei Kranzniederlegungen und ähnlichen bedeutenden Anlässen gewohnt ist. Da kniet man sich mal so richtig rein: „Einmal mit anpacken“! Und dann schnell zum Händewaschen in den Luxus-Bauwagen. Mich würgt doch glatt der Ekel. Mensch, Kabelmann, zieh am Kabelstrang! Damit Häschen wenigstens einmal in die Grube fällt und einen bleibenden Eindruck mit nach Hause nimmt, wie Tiefbau jenseits symbolischer Medienauftritte so schmeckt.

    1. Etwas grenzwertiger Kommentar! Aber ich teile absolut das Befremden gegenüber einer Symbolpolitik, wie sie hier in Wort und Bild demonstriert wird. Dieser Politikerkaste ist wirklich jedes Verantwortungsgefühl abhanden gekommen. Man feiert sogar noch das eigene Versagen und inszeniert es breit grinsend in den Medien.

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