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Manfred Görig in einer Pressekonferenz über den Stand des Breitbandausbaus„Das Ziel ist es, dass wir bis Mitte 2019 fertig sind“

VOGELSBERGKREIS (tsz). Verzögerungen über Verzögerungen. Dass der Breitbandausbau im Vogelsbergkreis schleppend vorangeht, das kann niemand verneinen. Landrat Manfred Görig gab deswegen in einer Pressekonferenz am Mittwoch einen Einblick über den aktuellen Stand des Projektes – und widersprach zumindest teilweise einer kürzlich verschickten Pressemitteilung der Telekom. 

Erst die Deutsche Telekom, dann die Breitbandinfrastrukturgesellschaft Oberhessen GmbH, kurz BIGO, dann wieder die Telekom: Um die Frage zu beantworten, wer für die Beseitigung der mangelnden Breitbandversorgung im Vogelsbergkreis zuständig sein wird, wurde der schwarze Peter immer weitergeschoben. Die aufkommenden Verzögerungen sorgten bei den Bürgern für Unmut.

„Die oberste Priorität liegt immer noch auf der Erschließung der Gewerbebetriebe und der Gewerbegebiete“, sagte Landrat Manfred Görig, der auch der Geschäftsführer der BIGO ist, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zu dem Thema. Es gebe drei Säulen, auf denen das gesamte Projekt beruhen würde, sagte er.

Als erste Säule bezeichnete Görig, der selbst lange Jahre bei der Telekom arbeitete, die „Versorgung der Fläche“. Das soll durch die Erschließung aller Kabelverzweigerstandorte mit Glasfaserleitungen passieren. Durch den sogenannten FTTC-Ausbau sollen spätestens bis Ende März 2019 Bandbreiten von 30 bis 100 Mbit/s möglich sein. Dafür soll die Deutsche Telekom eigenwirtschaftlich verantwortlich sein.

Die bedarfsgerechte Versorgung der Gewerbetreibenden in bewohnten Flächen mit direkten Glasfaseranschlüssen stellt dabei die zweite Säule da. Auch dabei inbegriffen sollen Schulen und Rathäuser sein. „Mit diesem Schritt, der bereits zu Beginn der BIGO im Konzept verankert war, hat Herr Görig seiner Zeit weit vorausgedacht“, sagte Walter Bathke, der Geschäftsführer der Breitband-Beteiligungsgesellschaft Vogelsbergkreis mbH, in der Pressekonferenz. Mit diesem Schritt würde der Vogelsbergkreis in Sachen Breitbandausbau „deutlich weiter als der Standard“ sein.

Landrat Manfred Görig (links) und BBV-Geschäftsführer Walter Bathke (rechts) geben Einblick in die Breitbanderschließung des Vogelsberges. Foto: tsz

Zuletzt steht die Versorgung der baurechtlich förmlichen Gewerbegebiete mit direkten Glasfaseranschlüssen auf dem Plan. Diese dritte und letzte Säule soll dabei helfen, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Gewerbegebiete zu steigern.

Ein langer Weg für Fördermittel

Damit die beiden letzten Säulen verwirklicht werden können, muss der Kreis auf Fördermittel zurückgreifen. Für die dritte Säule, die Erschließung der förmlichen Gewerbegebiete, liegen dabei bereits Fördergelder in Höhe von rund 5,2 Milliarden Euro vor. Die direkten Glasfaserzugänge für die Gewerbegebiete in den gewachsenen Besiedlungen sollen durch den Projektträger des Bundes „ateneKOM“ mit einer Summe von rund 9,5 Milliarden Euro gefördert werden. Weitere Mittel kommen vom Land Hessen, ebenso werden Mittel von Europäischen Fond für die Entwicklung des ländlichen Raums erwartet.

Um die Erschließungsaufträge vergeben zu dürfen, ist jedoch ein europaweites Ausschreibungsverfahren notwendig, welches in der Regel sechs bis acht Monate dauert. „Damit wir den Ausbau nicht noch weiter in die Länge ziehen, werden wir diese Verfahren parallel laufen lassen“, fügt Görig hinzu. Während die Deutsche Telekom also mit dem FTTC-Ausbau bis Ende März 2019 85 Prozent der Haushalte mit Leitungen von 50 bis 100 Mbit/s versorgen will, werden parallel das Ausschreibungsverfahren für die anderen Säulen des Projektes laufen.

Die Schuld an der Verzögerung

Bereits vor der Pressekonferenz hatte sich die Telekom in einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet. In dieser schreibt sie, dass „notwendige Strukturplanungen“ weit fortgeschritten seien und das Netz im Vogelsbergkreis kontinuierlich weiter ausgebaut werde. Die Anbindungen von Schulen und Gewerbegebieten werde im Kreis erweitert. Bis spätestens Anfang 2019 sollen zu den bereits erschlossenen 15.000 Haushalten noch rund 13.000 weitere über schnelles Internet verfügen, sowie rund 6.000 Haushalte im „Nahbereichsausbau“.

Für die Verzögerung „in dem großflächigen Ausbauvorhaben“ sieht das Unternehmen drei wesentliche Ursachen, und richtet sich mit der ersten direkt an die Kreisverwaltung. Die habe nämlich Änderungs- und Gestaltungswünsche, da sie eine Netzanbindung zu „Stärkung der Zukunftsfähigkeit aller Schulen und Gewerbegebiete im Kreis sichergestellt sehen möchte“. Der Ausbau werde in das Ausbaukonzept integriert und erfordere eine Änderung der Struktur- und Feinplanung, die so im zu „100 Prozent durch die Telekom finanzierten Ausbaukonzept“ nicht vorgesehen gewesen sein soll.

Die Deutsche Telekom äußert sich in einer Pressemitteilung zu den Verzögerungen der Breitbanderschließung. Foto: archiv

Zu diesem Vorwurf äußerte sich Landrat Görig in der Pressekonferenz. „Die Bedingungen, die die Telekom hier als Änderung der Struktur- und Feinplanung bezeichnet, waren bereits im ersten Konzept der BIGO so festgelegt gewesen“, stellte Görig die Sicht der Kreisverwaltung da. Man sei trotz des Vorwurfes nicht im Dissens, sondern man freue sich darüber, dass man „nun in Bewegung sei“.

Im über drei Jahre andauernden Abstimmungsprozess zwischen Bundesnetzagentur und EU-Kommission zur Festlegung der regulatorischen Auflagen, sei die Regulierungsentscheidung erst im August 2017 gefallen. Die regele, dass bundesweit alle rund 8.000 Nahbereiche sukzessive bis Ende 2020 umzurüsten seien. Weil eine solche bundesweite Planung einen erheblichen Aufwand an Ressourcen und Koordination erfordere, könne ein exakter Zeitplan für die Kommunen im Vogelsberg derzeit leider noch nicht genannt werden.

Ausbauvorhaben im Vogelsberg sollen wie geplant durchgeführt werden

Weiterhin, so erklärt es die Telekom in ihrer Pressemitteilung, beruhten die Ursachen für die Verzögerungen unter anderem auf unvollständiger oder „verspäteter Leistungserbringung“ wie beispielsweise Lieferengpässe und Ressourcenprobleme von Zulieferern oder Montage- beziehungsweise Tiefbaufirmen.

„Unser Ausbauvorhaben im Vogelsberg werden wir wie geplant durchführen. Wir bedauern sehr, dass es zu Verzögerungen bei den Realisierungsschritten gekommen ist, die allerdings zum Großteil nicht von uns zu vertreten sind“, erklärt Frank Bothe, Leiter der für den Ausbau zuständigen Telekom Technik Niederlassung Südwest. Man führe intensive Gespräche mit Landrat Manfred Görig und allen Bürgermeistern, um den Ausbau im Kreisgebiet voranzubringen und die Bürger und Unternehmen des Vogelsbergkreises so schnell wie möglich mit Breitbandanschlüssen zu versorgen.

Zuversicht für den weiteren Verlauf des Ausbaus

Am Ende der Pressekonferenz zeigten sich Landrat Görig und BBV-Geschäftsführer Walter Bathke zuversichtlich. „Das Ziel ist es, dass wir bis Mitte 2019 fertig sind“, sagte Görig abschließend zur Frage, wann die Breitbanderschließung beendet werde. Ob dieses Ziel jedoch erreicht werden kann und inwiefern es zu weiteren Verzögerungen kommt, das bleibt abzuwarten.

9 Gedanken zu “„Das Ziel ist es, dass wir bis Mitte 2019 fertig sind“

  1. Schade ist so finde ich, dass nicht jeder kann lesen das schöne Gedicht.
    Lasst uns alle schmunzeln und macht es wahr und schreibt in die OZ wie es wirklich war. Jeder soll lachen zum 1. April und wer es nicht glaubt, der braucht ne Brill.

  2. @ Beobachter 09.03.2018 um 10:52 Uhr

    Dichtung kommt ja von VERdichtung,
    der Steigerung von Bild und Sinn.
    Doch hier erkennt man keine Richtung,
    denn der Poet kriegt es nicht hin,
    dass das, was er in Reime kleidet
    dabei nicht zwangsläufig erleidet
    einen Verlust an innerer Klarheit
    bezüglich dichterischer Wahrheit.
    Am Ende bleiben viele Fragen:
    Was wollte uns der Dichter sagen?
    Eigentlich wär‘ auszudrücken,
    wer für die Versorgungslücken
    mit dem schnellen Internet
    Verantwortung zu tragen hätt‘.
    „Görig, Görig mach doch weiter“!?
    Diese Ford’rung stimmt nicht heiter
    und sie wird bestimmt kein Hit,
    denn man fragt sich: „Weiter womit?“
    Die Telekom soll „auf die Leiter“?
    Ein solcher Rat bringt uns nicht weiter!
    Denn auch das Breitband wird nicht breiter
    wenn ein Herr Görig, wie ich hör
    einst selbst ein Telekom-Ingenieur,
    den Schwarm der früheren Kollegen
    anregt, sich höher zu bewegen.
    Besser wär’s doch, wenn diese Nasen
    die ihren schöben unter’n Rasen,
    wo sich derzeit nur Würmer regen,
    um endlich Kabel zu verlegen!
    „Säg‘ und pins’le bunt die Wände?“
    Da sage ich: „Ende Gelände!“
    Gut wär’s, wenn das ein Ende fände.
    Die Leute außerhalb der Inseln,
    die gut versorgt sind, sind das Pinseln
    von immer neuen bunten Wänden
    so langsam leid, denn das wird enden
    bei den Potemkin’schen Fassaden,
    wofür im Eigenlobe baden
    sich Görig und die Entourage
    aus Ludderbachs erster Etage.
    Hier geht es nicht um gut und böse.
    Wir woll’n ohne PR-Getöse
    nur einmal nüchtern bilanzieren:
    Was ist passiert, was hätt‘ passieren
    können, müssen oder sollen
    bei den Versprechungen, den tollen.
    Da dreh’n wir auch an keiner Uhr,
    wir stellen auf die Waage nur
    („Gewogen und zu leicht befunden!“)
    all das bisherige Bekunden.
    Man fragt sich, was den Dichter treibt,
    der sich hier nur die Augen reibt
    und fragt wie ’s Küken in dem Ei,
    ob’s wirklich denn zu spät schon sei.
    Wer über Görigs Scherze lacht,
    fragt sich doch irgendwann am Ende:
    Hat der Mann den Job gut gemacht?
    Oder braucht es jetzt eine Wende?
    Der Junker Zeiten sind vorbei
    und ein Bedarf an (Ried-)Eselei
    besteht im VB wahrlich nicht,
    soviel zur Moral der Geschicht.
    Doch des Beobachters Gedicht
    kommt leider auf den Knackpunkt nicht.
    Er sagt uns mit der Dichtkunst Macht:
    Humor hat, wer trotz Görig lacht.
    Bei dem, was diesem zuzutraun
    will er nur auf die Schenkel haun.
    Am Ende war G. so durchtrieben
    und hat die Verse selbst geschrieben.

  3. @ RacerX
    Wenn etwas nicht funktioniert wie jetzt bei dem Breitband-Desaster im Vogelsbergkreis, gibt es grundsätzlich keine Verantwortlichen. Dabei ist vollkommen klar, dass die Telekom ihre Spielchen mit der Kommunalpolitik spielt und diese sich über den Tisch ziehen lassen. Und die Landesregierung mischt tüchtig mit und treibt die Kommunen in die Abhängigkeit von der Telekom, weil die Kommunen selbst oder Telekom-Konkurrenten als Betreiber des Glasfaserausbaus nicht ausreichend unterstützt werden. Hier nachzulesen: http://winfuture.de/news,98768.html

  4. @ Jens Peppler
    Wie kann es denn sein, dass die Widersprüche zwischen Schein und Sein im Vogelsberg immer größer werden, ohne dass die Normalbürger auf die Barrikaden gehen? Als „Zugereister“ schaue ich diesem Treiben fassungslos zu. Konkrete Politik ist doch hier längst durch Ankündigungs-Rhetorik und anschließendes Eigenlob ersetzt worden. Doch in Wahrheit bewegt sich nichts, kommt alles zu spät oder hat einfach kein Niveau. Es fehlt bundesweit nicht an Zukunftskonzepten für die abgehängten ländlichen Regionen. Es fehlt vor Ort an dem ernsthaften Bemühen, diese auch umzusetzen.

  5. Von großer Wichtigkeit ist es doch zuerst mal die Großstädter mit freiem WLan in Bus und Bahn zu versorgen, damit dirt noch besser gesurft werden kann. Was mit den Leuten auf dem Land passiert ist doch egal. Deutschland ist in Hinsicht auf die Digitalisierung ein echtes Entwicklungsland. Länder wie Ungarn oder die Ukraine sind da deutlich weiter, besser und schneller. Am Ende spricht man von 30Mbit, eine Technik die dann schon wieder überholt ist… Aber Hauptsache schnelles Internet, vielleicht im nächsten 5 Jahresplan.

  6. Ende 2018 soll laut Telekom Webseite Seibelsdorf und Ruhlkirchen angeschlossen sein. Bei Kirtorf und Ohmes gibt es soweit überhaupt gar keine Planung. Mittlerweile bekommt man in Ohmes gar kein Internetanschluss von der Telekom. Nichts zu bestellen, nicht mal DSL Light wie noch früher möglich. Man sieht es geht voran… nur in andere Richtung.

  7. Wer hat an der Uhr gedreht?
    Ist es wirklich schon so spät?
    Soll das heißen, ja ihr Leut‘,
    Mit dem Görig ist Schluss für heut‘
    Görig, Görig mach‘ doch weiter
    Jag‘ die Telekom auf die Leiter
    Säg’und pins’le bunt die Wände,
    Treibe Scherze ohne Ende
    Machst ja manchmal schlimme Sachen,
    Über die wir trotzdem lachen
    Denn du bist, wir kennen dich,
    Doch nur der Telekom´s Bösewicht.

  8. Ganz in der Ferne: die Moderne
    ______________________________

    Der Landrat bringt es selbst ans Licht:
    Als letztes stirbt die Zuversicht.
    Mit dem, was früher wir geglaubt,
    hat man uns schon viel Zeit geraubt.
    Fast, hat’s gehießen, sei’s so weit.
    Wir fänden Anschluss an die Zeit.
    Wir wurden Zeugen, wie erstarkt
    in gnadenloser Aufholjagd
    in kurzer Zeit unsere Region,
    man sah uns fast bei Frankfurt schon.
    Das große Glück schien fast komplett
    bis auf ein schnelles Internet.
    Das, sprach der Landrat noch vor Jahr
    und Tag sei schon zum Greifen nah,
    genau genommen fast schon da.
    Doch blieb es Fata Morgana.
    Zu vielen fehlte das Knoff Hoff.
    Und frei nach Gorbi Gorbatschow
    strafte des Lebens Realität
    denjenigen, der kam zu spät.
    Mit Breitband und mit Vectoring
    verkauft man uns ein altes Ding,
    welches die Fachwelt, wie du weißt,
    verstaubte Brückentechnik heißt.
    Hausanschluss mit Glasfaserkabel
    erhält nur, weil der Bund spendabel,
    dank staatlicher Millionenspritz‘
    der ein oder an’dre Firmensitz.
    Und zusätzlich gibt’s notgedrungen
    ’ne Unzahl von Verzögerungen,
    deren Gründe niemand kennt,
    weil jeder andere benennt.
    Nur eines noch uns trösten kann:
    Dass alles gut wird, irgendwann.
    Und fragst du dich, wann dieses sei?
    Geh mal beim Landratsamt vorbei.

  9. Alibi – Veranstaltung

    Sich hinstellen, feiern lassen, und zum Schluss sagen, es bleibt abzuwarten.
    Dann sag ich doch lieber gar nix, das ist wenigstens ehrlich.

    Aber so wird den Leuten suggeriert, das man was für sie tut. Hauptsache man hat ein Alibi, wenn es dann doch In die Hose geht.

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