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Medienkompetenz anti Cybermobbing: Lehrreiches Webinar für SchülerAm anderen Ende sitzt ein Mensch mit Gefühlen

ALSFELD (ol). Snapchat, Instagram, WhatsApp, Facebook und andere Internetplattformen – für manche unbekanntes Terrain, für andere Alltag und tägliche Kommunikationskanäle, allerdings mit viel Gefahrenpotential, wie die Lehrer und Sozialarbeiter der Geschwister-Scholl-Schule regelmäßig miterleben. Aus diesem Grund gab es an der Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld vor den Ferien ein Webinar zum Thema Cybermobbing. 

Wenn man anonym schreiben kann oder den anderen Menschen hinter dem Computer, Tablett oder Smartphone nicht sieht, schreibt und versendet man Dinge, die man seinem Gegenüber nie persönlich sagen würde – bis hin zu einer Straftat, die unter dem Begriff „Cybermobbing“ verfolgt wird.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung der GSS, aufgrund der vermehrten Nutzung besagter Kommunikationsformen und der zunehmenden Unruhe im Schulalltag, haben die Schulseelsorgerin Heidemarie Lenfer-Nold und Förderschullehrerin Ann-Catrin Schmidt in den letzten Wochen des Schuljahres Projekttage in den Klassenstufen 5 bis 7 in der Alsfelder Haupt- und Realschule organisiert. „Wir bekommen jeden Tag mit, dass es einen sehr unschönen Umgang mit den sozialen Medien gibt – gerade auch in WhatsApp-Gruppen“, erläutert Ann-Catrin Schmidt den Grund für die Projekttage in der Aula der Schule. „Unüberlegt werden schnell Sachen geschrieben oder Bilder weggeschickt, die für viel Streit untereinander sorgen, sich Kinder ärgern, sich ausgegrenzt fühlen oder sich gar nicht mehr in die Schule trauen“, ergänzt die Schulseelsorgerin.

„Die Vermittlung von Medienkompetenz ist unbedingt notwendig!“

Dass das nicht so weiter gehen kann, sei den beiden Lehrerinnen klar gewesen. Hier bestand Handlungsbedarf, damit die Schüler wieder achtsamer miteinander umgehen, Verständnis für die Problematik haben, ein Wissen über die strafrechtlichen Konsequenzen besitzen und sich auch der Gefahren bewusst sind, die diese Plattformen für sie selber als Kinder darstellen. Denn diese Kanäle würden auch oftmals von Erwachsenen genutzt, um Kontakt zu Kindern aufzubauen, die nicht immer unbedenklich seien. Unisono: „Die Vermittlung von Medienkompetenz ist unbedingt notwendig!“

Gemeinsam mit den beiden Mitarbeiterinnen Vladimira Kruskova und Dagmar Haß von der Fachstelle für Sexualisierte Gewalt des Vogelsbergkreises, die von kommunalen Mitteln finanziert wird, hat die Geschwister-Scholl-Schule diese jeweils fünfstündigen Projekttage für die einzelnen Klassenstufen vorbereitet. Die Fachstelle legt ihren Schwerpunkt auf die Präventionsarbeit. „Die Kinder sollen verstehen, was in den digitalen Medien passiert, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt, der auch Gefühle hat und leidet, wenn man unschöne Dinge schreibt“, erläutert Vladimira Kruskova eines der Ziele der Projekttage. 

„Die Kinder sollen weder Täter noch Opfer werden, doch das geht ganz schnell“, gibt Kruskova zu bedenken. „Gerade beim Cybermobbing gibt es so viele Mitläufer, die wissen, was passiert, aber nichts sagen, weil sie sich überfordert fühlen oder gar nicht wissen, wohin sie sich wenden können.“

Für einen achtsameren Umgang mit digitalen Medien sensibilisieren

Um die Schülerinnen und Schüler im achtsameren Umgang mit den digitalen Medien zu schulen und für die Gefahren im Netz sowie für einen gegenseitigen Umgang zu sensibilisieren, griffen die Lehrerinnen und die Mitarbeiterinnen der Fachstelle auf eine Form zurück, die der aktuellen Kommunikation am ähnlichsten ist, in der Hoffnung, die Schüler so zu erreichen und deren ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: ein Webinar.

Nach einer Stunde Vorbereitung durch die Klassenlehrer im Klassenverbund, bei dem individuelle Vorfälle in der Schülerschaft noch mal aufgegriffen und besprochen wurden, trafen sich alle Klassen der jeweiligen Jahrgangsstufen in der Aula der Schule um dort gemeinsam an einem Webinar unter dem Titel „Law for School“ mit Rechtsanwältin Gesa Stückmann aus Rostock teilzunehmen. Diese wurde live hinzugeschaltet, wie an weiteren Schulen in der Bundesrepublik auch.

In den 90 Minuten folgten ihr die Schülerinnen und Schüler aufmerksam: Was ist strafbar, was ist daran so schlimm, welche Strafe kann mich erwarten, wie geht es meinem Gegenüber damit, was können die Folgen meines Handels sein, schützen mich meine Eltern, wie lange wird die Straftat geahndet und viele Antworten mehr bekamen die Schüler. Die erfahrene Rechtsanwältin sprach direkt mit den Schülern, beantwortete Fragen, startete Umfragen, die gleich mehrere Schulen aus Deutschland beantworteten. 

„Die Schüler haben erstaunlich konzentriert mitgemacht und waren bei vielen Antworten richtig überrascht“, resümiert Lenfer-Nold. „Auch ich wusste nicht, dass ein zehnjähriges Mädchen strafrechtlich wegen Cybermobbing verfolgt werden kann!“, gibt sie zu. Die Seelsorgerin war von dem Webinar mehr als angetan, ebenso ihre Kollegen, die sich gemeinsam mit ihr und den jeweiligen Klassenlehrern zur Nachbesprechung im Klassenverbund wiederfanden. „Wir hoffen, dass die Projekttage und das dadurch geschaffenen Bewusstsein für die Problematik, die strafrechtlichen Konsequenzen und auch den Schmerz, den man seinem Gegenüber zufügt, dafür sorgt, dass etwas mehr Entspannung in den Schulalltag einkehrt.“ 

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