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Erste-Hilfe-Kurs für Streitschlichter der Geschwister-Scholl-SchuleSouveränität und Sicherheit auf dem Schulhof

ALSFELD (ol). Alltagsszene: Große Pause. Schulhof in der Jahnstraße. Kinder toben, spielen, lachen – und streiten. Wie gut, dass es in der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld sogenannte Streitschlichter unter den Schülern gibt, die die Lehrerschaft unterstützen und einschreiten, wenn aus einer kleinen Kappelei mehr wird. Damit sich die Streitschlichter noch sicherer in ihrem ehrenamtlich sozialen Engagement fühlen können, hat die Schule zum Schuljahresende einen Erste-Hilfe-Kurs organisiert – über 20 Schülerinnen und Schüler waren mit Feuereifer dabei und sind nach acht Stunden gestärkt und selbstbewusst aus dem Kurs gekommen.

Schon seit über zehn Jahren gibt es die Streitschlichter an der Alsfelder Haupt- und Realschule. Sie sind in der Schulgemeinde sozial engagiert, werden von externen Fachleuten oder „alten Hasen“ an Streitschlichtern ausgebildet, um positiv auf die Mitschülerinnen und -schüler einzuwirken und kleine Streitigkeiten untereinander selbst zu klären. So aus der Pressemitteilung der Schule.

„In der ersten großen Pause können diese Schüler unseren Streitschlichterraum nutzen und Schlichtungen durchführen, die einen eigenen Raum benötigen“, erläutert Ann-Catrin Schmidt das dauerhafte Projekt der Schule zur Förderung der Sozialkompetenz. Sie selbst ist Förderschullehrerin mit dem Schwerpunkt Erziehungshilfe und ist in dem Beratungs- und Förderzentrum der Geschwister-Scholl-Schule, das inzwischen im Namen der Erich-Kästner-Schule läuft, engagiert. Zu ihren Aufgaben gehört der Umgang mit Schulschwänzern, Betreuung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten oder Kinder, die Wiedereingliederung erfahren. Auch die Betreuung der Streitschlichter ist seit einigen Jahren die Aufgabe der gebürtigen Altenburgerin.

Streitschlichter werden von Schülern und Lehrern empfohlen

Streitschlichter werden die Kinder, die von ihren Mitschülern und Lehrern empfohlen werden, da sie sich durch hohe Sozialkompetenz auszeichnen und wenig in Streitigkeiten verwickelt sind. Sind diese bereit, sich als solche zu engagieren, erhalten sie von älteren Mitschülern, die als Streitschlichter schon länger aktiv sind, eine Ausbildung. Zudem kommen in unregelmäßigen Abständen externe Ausbilder, die die Kinder in Gesprächsführung, Fragetechniken oder Körpersprache in Form von Rollenspielen ausbilden. Auch wird ihnen die Bedeutung der Allparteilichkeit und notwendigen Neutralität verdeutlicht. „Letzteres ist manchmal schwierig, denn wenn befreundete Klassenkameraden bei einem Konflikt beteiligt sind, fällt es schon schwer, nicht Partei zu ergreifen“, weiß Ann-Cathrin Schmidt.

Doch da es einige Streitschlichter in der Schule gibt und die Lehrer auch immer beiseite stehen, besteht die Möglichkeit solche Konflikte bei Befangenheit einfach abzutreten. „Gleiches gilt, wenn die Schüler wesentlich älter sind als die Streitschlichter“, betont Schmidt. „Wenn Zehntklässler sich streiten, kann ein Mädchen aus dem 7. Schuljahr natürlich nicht viel ausrichten“, gibt die Förderschullehrerin zu. „Dies kommt aber selten vor, die meisten Konflikte haben wir in den fünften und sechsten Schuljahren und das bekommen die älteren Schüler super hin.“

Acht Stunden Schulung in Erster Hilfe liegen hinter den Streitschlichtern der Geschwister-Scholl-Schule. Foto: Ann-Catrin Schmidt

Da das so gut klappt, unterstützen die Streitschlichter durch ihr Präsens in der ersten großen Pause auf dem Schulhof der jüngeren Schüler in der Jahrstraße auch die Lehrer bei der Pausenaufsicht. Auch wenn sie nicht für die Aufsicht verantwortlich sind, merke man schon, dass allein deren Anwesenheit positive Auswirkungen auf das Miteinander auf dem Schulhof habe. „So kamen wir auch auf die Idee, mal einen Erste-Hilfe-Kurs für die Streitschlichter durchzuführen“, verrät Ann-Cathrin Schmidt. „Ein Streitschlichter aus der 7. Klasse bekam mit, dass ein Kind ein Pflaster brauchte und fragte nach, ob die Streitschlichter nicht mal einen Kurs machen könnten, was bei Unfällen oder nach Verletzungen zu tun ist.“ 

erste-Hilfe-Kurs bei einer ehemaligen GSS-Schülerin

Da die Schulverwaltung konstruktiven Vorschlägen aus der Schülerschaft immer positiv gegenüber steht, hat die Schule mit dem Roten Kreuz, Kreisverband Alsfeld, einen achtstündigen Kurs organisiert, an dem über 20 Streitschlichter der Schule einen Grundausbildung in Erster Hilfe bekamen. 

Den Kurs leitete eine ehemalige Schülerin der Geschwister-Scholl-Schule, Catrin Kratz, die jetzt in Marburg Erziehungs- und Bildungswissenschaft studiert und ehrenamtlich beim DRK als Sanitätshelferin mit Ausbilderschein arbeitet. „Ich habe mit den Kindern einen etwas abgewandelten Erste-Hilfe-Kurs gemacht, der etwas auf die Schüler und Situationen im Schulalltag zugeschnitten war“, erklärt die 22-jährige Romröderin. So wurden Vorfälle wie Hitzeschlag nach Sportfesten, allergische Reaktionen auf Lebensmittel oder Stiche sowie Epileptische Anfälle genauso thematisiert wie das Anlegen von verschiedenen Verbänden nach Sportverletzungen oder Unfällen. Auch die Reanimation an der Puppe wurde geübt, letztes beeindruckte vor allem die jüngeren Schüler sehr. 

„Frau Kratz hat das wirklich wunderbar und vor allem für die Schüler sehr gut verständlich vermittelt“, konstatiert ihr Ann-Cathrin Schmidt, die vor allem von den mitgebrachten, anschaulichen Plakaten angetan war. „Die Schüler haben viel gelernt und sind selbstsicherer hier raus gegangen.“ Etwas, was sich im bald beginnenden Schuljahr positiv auswirken wird, wenn diese Streitschlichter noch souveräner als bisher auch zu kleinen Verletzungssituationen, die es nun mal im Schulalltag gibt, hinzugerufen werden.   

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