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Bürgermeisterkandidat für Antrifttal: Dietmar Krist im Portrait„Wir haben in Antrifttal noch viele Aufgaben zu erledigen“

ANTRIFTTAL (akr). Fast fünfeinhalb Jahre ist es her, dass Dietmar Krist sein Amt als Bürgermeister von Antrifttal angetreten hat. Am 26. Mai steht in Antrifttal wieder die Wahl des Gemeindeoberhauptes an. Neben Sebastian Schwarzburg und Martin Schlitt hat sich Dietmar Krist erneut um das Amt des Bürgermeisters beworben. Ein Gespräch mit dem Amtsinhaber über Erreichtes, Zukunftspläne und Dinge, die anders hätten laufen können.

Es ist ein recht großer, heller Raum mit einem hell – und dunkelbraunen Boden in Fließenoptik. Auf der linken Seite der geöffneten Tür steht ein schwarzer, runder Tisch mit vier schwarzen Lederstühlen, dahinter ein hellbrauner, leicht nach außen gewölbter Schreibtisch mit grauer Blende. An diesem Tisch sitzt Dietmar Krist und arbeitet gerade an seinem Computer. Dann steht er auf, nimmt seine weiße Kaffeetasse, setzt sich auf einen der Lederstühle und beginnt zu erzählen.

„Es ist schon ein anderes Gefühl, zwei Gegenkandidaten zu haben. Mit einem habe ich gerechnet“, sagt er und erinnert sich an die Bürgermeisterwahl 2013. Damals trat er allein an, einen Gegenkandidaten gab es nicht. „Ich habe damals überall Plakate aufgehängt. Manche Leute mussten schon etwas lachen, als sie die Plakate gesehen haben und meinten, du wirst ja eh gewählt, es gibt keinen Gegenkandidaten‘“, erzählt er und muss dabei selbst schmunzeln.

Eine Wahl, drei Kandidaten

Bei dieser Wahl tritt er nicht alleine an. Sebastian Schwarzburg und Martin Schlitt haben ebenfalls ihren Hut in den Ring geworfen. Sie wollen das Gemeindeoberhaupt von Antrifttal werden, Krist möchte es bleiben. „Ein Wettbewerb kann von Vorteil sein, um das eigene Profil zu schärfen“, sagt er und nimmt einen Schluck Kaffee zu sich. Jetzt habe die Gemeinde eben die Wahl. Sorgen mache sich der amtierende Bürgermeister nicht, schließlich habe man in den letzten fünfeinhalb Jahren Etliches auf den Weg gebracht.

„Als ich 2014 angefangen habe, war Antrifttal noch eine Schutzschirmkommune. Seit vier Jahren haben wir ausgeglichene Haushalte und in diesem Jahr haben wir sogar einen Haushalt ohne Haushaltssicherungskonzept“, lächelt Krist. Darauf sei er besonders stolz. Die finanzielle Situation, den Schutzschirmvertrag erfüllt zu haben und mit rund 800.000 Euro aus der Hessenkasse belohnt zu werden – daran erinnert er sich besonders gern zurück. „Das Geld wollen wir gut investieren“, sagt er. So sollen unter anderem nach und nach alle Feuerwehrfahrzeuge ausgetauscht werden. Im Herbst soll zunächst für Ruhlkirchen ein neues Löschfahrzeug angeschafft werden, auch Seibelsdorf soll ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser erhalten.

Aber nicht nur die finanzielle Situation Antrifttals stimmt Krist froh, auch viele weitere Dinge, die seiner Ansicht nach in den letzten Jahren erreicht wurden. Er erinnert sich an den Kindergartenbus in Ruhlkirchen, der 2014 aufgrund der finanziellen Lage der Gemeinde fast hätte aufgegeben werden müssen. „Wir wollten den Bus erhalten und wir haben es geschafft“, erzählt er mit Stolz. Auch die Brücke in Seibelsdorf konnte trotz Schutzschirm erneuert werden.

Dietmar Krist vor der Gemeindeverwaltung in Antrifttal. Foto: akr

Seinen ersten Amtstag hatte Krist am 1. Februar 2014. Aufgeregt sei er nicht gewesen. „Ich wusste ungefähr, was mich erwartet“, erzählt der 44-Jährige, der zuvor als stellvertretender Referatsleiter im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung gearbeitet hat. Er habe sich den Mitarbeitern vorgestellt und sich einen kleinen Überblick verschafft. „In den ersten Tagen war ich einfach viel in der Gemeinde unterwegs, habe beispielsweise geschaut, wie es mit der Wasserversorgung aussieht, wo überall Brunnen stehen und vieles mehr“, erinnert er sich an seine ersten Tage als Bürgermeister.

Schnelles Internet und Handyempfang als Grundvoraussetzung

Bei seinem ersten Wahlkampf habe er zudem bemerkt, wie viele Menschen in Antrifttal eigentlich von Zuhause aus arbeiten. „Dieses Home-Office musste und muss einfach mehr gefördert werden“, sagt er mit ernster Stimme. Schnelles Internet und überall Handyempfang ist ihm ein wichtiges Anliegen: „Es ist einfach eine Grundvoraussetzung zum Leben“. In vier von fünf Ortsteilen gebe es bereits schnelleres Internet, also Glasfaser bis zum Kasten. Lediglich Ohmes fehlt noch. Das Dorf soll noch über die Bigo ausgebaut werden.

Auch in Sachen Handyempfang soll sich in der kleinsten Gemeinde des Vogelsbergkreises noch einiges tun. „In Vockenrod haben wir schon einen Handymast umsetzten können. Ruhlkirchen, Bernsburg und Ohmes sind aktuell im Gespräch, da haben wir die Standorte schon abgeklärt“, freut sich der dreifache Familienvater. Doch Krist schaut weiter in die Zukunft. Ihm reicht es nicht, Glasfaser nur bis zum Kasten zu haben. Er möchte es bis ins Haus bekommen. „Wir haben schon einen Antrag auf ein Leerrohr-Konzept gestellt, als Vorbereitung, wenn es ein passendes Förderprogramm gibt“.

„Es ist einfach wichtig, dass man von Zuhause aus gut arbeiten kann“, betont das Gemeindeoberhaupt erneut. Man könne in Antrifttal gut und günstig wohnen, doch es müsse eben auch in Sachen schnelles Internet und Handyempfang stimmen. Doch damit auch wirklich jeder gut und günstig wohnen kann, muss noch ein weiteres Thema angegangen werden: Die Straßenbeiträge.

Wir haben noch viele Aufgaben zu erledigen, deswegen kann jetzt noch nicht Schluss sein.Dietmar Krist

In Alsfeld wurden sie abgeschafft, in der kleinsten Gemeinde des Vogelsbergkreis gibt es sie noch. „Wir müssen uns in naher Zukunft mit den Straßenbeiträgen auseinandersetzen“, weiß Krist und lehnt sich zurück in den schwarzen Lederstuhl. In Vockenrod und in Seibelsdorf steht nämlich die Sanierung der Ortsdurchfahrten an. Das Thema Straßenbeiträge müsse so abgearbeitet werden, dass es keine Härtefälle gebe. „Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist die Straßenbeiträge im Rahmen einer moderaten Erhöhung der Grundsteuer zu finanzieren“, erklärt Krist und senkt seinen Blick leicht nach unten, als würde er wissen, dass mit dieser potentiellen Lösung nicht jeder zufrieden sein würde.

„Wir haben noch viele Aufgaben zu erledigen, deswegen kann jetzt noch nicht Schluss sein“, sagt der 44-Jährige. Man habe zwar schon viel erreicht, beispielsweise die Brücke in Seibelsdorf, das Gemeindezentrum in Ruhlkirchen, die Beseitigung zahlreicher Straßenschäden oder auch die Erneuerung des Wasserwerks in Ohmes, dennoch gebe es immer noch einiges zu tun. Er möchte den Weg, den er eingeschlagen hat, gemeinsam mit den Bürgern fortsetzen, sagt er.

Die Gemeinde habe seiner Meinung nach einfach viel zu bieten. Hier gebe es eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft, ein tolles Vereinsleben, gute soziale Strukturen, es werde viel ehrenamtlich geleistet. „Das alles unterscheidet uns vom anonymen Ballungsraum“, betont er.

Diesen Vorwurf muss er sich gefallen lassen

Es gibt aber auch Sachen, die in seiner Amtszeit nicht so gut gelaufen sind – die Fusion mit Kirtorf zum Beispiel. Ein kleiner Rückblick: Damals geschah eine Wendung, die man am 22. Juni 2018 so wohl nicht erwartet hätte. Es war Freitagabend, an dem die Kommunalparlamente von Antrifttal und Kirtorf den Weg für einen Bürgerentscheid frei machen sollten. Die Bewohner der Gemeinden sollten selbst entscheiden, ob die beiden Gemeinden miteinander fusionieren sollen. Während man in Kirtorf einstimmig für einen Bürgerentscheid stimmte, zog Dietmar Krist noch vor der Abstimmung in Ohmes die Notbremse. Der Bürgerentscheid hatte sich erledigt, die Fusion wurde aufs Eis gelegt.

„Wenn man eine Entscheidung trifft, muss man mit 100 Prozent dahinterstehen. Wenn die Zahlen nicht stimmen, muss man auch die Notbremse ziehen. Dass es im letzten Moment war, den Vorwurf muss ich mir schon gefallen lassen“, erklärt Krist. Seine Entscheidung bereue er nicht, sagt er heute. Seiner Meinung nach hätte die Fusion nur einen einzigen Vorteil gehabt: „Wenn jemand im Hauptamt oder so krank ist, dann hätte man in Kirtorf eine Vertretung“. Das sei ihm zu wenig gewesen. „Dafür geben wir unsere Eigenständigkeit nicht auf“. Man solle einen Weg finden, wie Antrifttal auch Antrifttal bleiben kann. „Wir wollen weiterhin mit Kirtorf interkommunal zusammenarbeiten, aber nicht fusionieren“, sagt er.

Krist verweist also weiter auf inhaltliche Gründe, die seiner Meinung nach gegen einen Zusammenschluss sprachen. Kritiker merken jedoch an, dass vor allem das zerrüttete Verhältnis zwischen Kirtorfs Ex-Bürgermister Künz und Krist der Grund für den Notstopp gewesen sei. Krist widerspricht: „Das hat nichts mit Persönlichkeit zu tun. Ich habe mir Herrn Künz keine Probleme, ich könnte jederzeit mit ihm einen Kaffee trinken gehen.“

Krist, der mit seinen drei Kindern und seiner Frau in Seibelsdorf lebt, hat in Marburg Politik mit den Nebenfächern Geschichte und Rechtswissenschaften studiert. Seit über 20 Jahren ist er kommunalpolitisch aktiv und hat 2007 angefangen, als stellvertretender Referatsleiter im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung zu arbeiten. Dort habe er viele Erfahrungen sammeln können, „man weiß dann einfach, wen man anrufen muss, weil das Wirtschaftsministerium ein solch breites Spektrum abdeckt“.

Kreispolitisches Engagement

Der 44-Jährige ist unter anderem auch Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion und dort im Ausschuss für Bauen, Wohnen und ländlicher Raum und Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung des Vogelsbergkreises. Darüber hinaus ist er auch Mitglied des Aufsichtsrats der Raiffeisenbank Kirtorf. Durch seine vielen Tätigkeiten sei er viel unterwegs. Zeit für Hobbys bleibe da wenig. „Das ist eben so, wenn man sich auch noch in der Kreispolitik engagiert und maximal zwei Abende die Woche daheim ist.“ Doch wenn er mal Zeit habe, zu entspannen, dann gehe er Angeln, gerne auch mit seinem Sohn. Der Hobbyangler ist nämlich auch im Angelverein Seibelsdorf.

Auch wenn er nur wenig Zeit für Hobbys habe, selten zuhause sei, liebe er sein Amt, liebe er es, sich politisch zu engagieren. „Wenn man für Antrifttal arbeiten kann, dort wo man geboren und aufgewachsen ist, dann ist das etwas ganz Besonderes“, lächelt er. Doch das könnte bald vorbei sein, sollte Krist die Wiederwahl verlieren.

Sollte das der Fall sein, dann hätte er am 31. Januar 2020 seinen letzten Amtstag. „Das würde mich natürlich schon traurig stimmen, aber das muss einem von vornerein bewusst sein, wenn man ein solches Amt antritt“, betont Krist. Doch es könne jetzt noch nicht vorbei sein. „Ich will die Politik fortsetzen, die ich angefangen habe, nur gemeinsam lässt sich das erreichen“. Das Schöne an der Kommunalpolitik sei, dass man sehe, was man macht und die Veränderungen miterleben könne – und das will Krist auch weiterhin.

2 Gedanken zu “„Wir haben in Antrifttal noch viele Aufgaben zu erledigen“

  1. Hallo, kann mir mal bitte jemand erklären warum Plakate von Herrn Krist, jegliche Hinweise auf seine Mitgliedschaft in der CDU verbergen? Er ist ja nicht irgendein Mitglied sondern lokaler Funktionär. Möchte er sich nicht „outen“ oder will die CDU im Kreis ihm nicht helfen?

    1. Ist das wichtig? Kommt es nicht tatsächlich darauf an, was Herr Christ als Bürgermeister für die Gemeinde leistet? Er hat seine CDU-Zugehörigkeit doch nie verleugnet. Vor der letzten Wahl ist er aber, zwar als CDU Mitglied, als Parteiloser angetreten, also als von keiner Partei offiziell unterstützter Kandidat ins Rennen gegangen, mit dem Ziel möglichst viele Bürgerinnen und Bürger in die Politik einzubinden. Seine Politik ist bisher auch Stark vom Gedanken des Konsenz geprägt. Nur so kann ein Bürgermeister in einer so kleinen Gemeinde auch überleben. Vereinen und nicht trennen. Da ist es konsequent es nun auch wieder so zu halten. Nichts desto trotz kommt der Gemeinde die Parteizugehörigkeit sehr entgegen, da die Wege nach Wiesbaden kurz sind und auch das wurde immer offen dargestellt.

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