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Weltgebetstag mit Schwerpunkt Slowenien – gemeinsames Projekt der Dekanate und der StadtmissionFür eine Vision von einer Welt mit selbstbestimmten Frauen

ALSFELD (ol). „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ – das waren am Freitagabend anlässlich des Weltgebetstages gut drei Dutzend Menschen, die sich auf Initiative einer Gruppe von Frauen aus dem Evangelischen und Katholischen Dekanat sowie der Stadtmission im Tilemann-Schnabel-Haus trafen.

In einer schönen Liturgie aus sehr melodiösen, rhythmischen Liedern, Informationen rund um das themengebende Land Slowenien, Fürbitten und Gebeten begaben sich die Teilnehmenden laut Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg auf eine Reise in eines der kleinsten und jüngsten Länder Europas. Ehemals zu Jugoslawien gehörend, ist Slowenien seit 1991 unabhängig und seit 2004 Mitglied in der EU.

„Alles ist bereit!“ – Ein gedeckter Tisch mit landestypischen Speisen und Getränken symbolisierte die Botschaft des Weltgebetstages. Fotos: Traudi Schlitt

„Dober vecer!“ – Mit der landestypischen Begrüßung begann der Abend, der unter dem Motto „Kommt, alles ist bereit“ einen Kontext zum Lukas-Evangelium herstellte. Stets steht ein Land im Fokus des Weltgebetstags. Dieses Land und seine Menschen, insbesondere die Frauen, stellt die Projektgruppe vor.

In diesem Jahr lernten die Gäste ein Land kennen, das von Gott mit Naturschönheiten beschenkt wurde, wie es in dem Einleitungstext hieß, so schön, dass Gott es eigentlich für sich selbst aufgehoben hatte. Ein Land, in dem bereits seit über tausend Jahren Christen leben und dessen Menschen sich am Meer und an Weinbergen erfreuen. Untermalt wurden diese Schilderungen, die gleichzeitig ein Ruf zu einem Gebet waren, mit stimmungsvollen Bildern aus Slowenien. Auch der Tisch war mit landestypischen Spezialitäten reich gedeckt.

Perspektiven unterschiedlichster Frauen auf ihr Land

Ein Trio aus zwei Gitarren, einer Cajón und drei schönen Stimmen lud die Gemeinde zum Mitsingen ein. Im Mittelpunkt des Abends standen die Perspektiven unterschiedlichster Frauen auf ihr Land: Marjeta, eine Frau, die Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurde, die Flucht und Migration erlebte und erst im Alter in ihr Heimatland zurückkehrte. Sie wünscht sich, dass ihr Land Haltung zeigen möge gegenüber Menschen, die heute auf der Flucht sind und Schutz suchen.

Frauenleben aus Slowenien stellten die Mitwirkenden des Alsfelder Weltgebetstagteams vor (v.l.n.r.): Rita Bücking, Magdalena Heun, Verena Habermehl-Pleil, Kerstin Fischer, Ursula Freundlieb, Elvira Weyhrauch.

Mojca, eine Frau Mitte dreißig, die ihr erstes Kind zunächst als alleinerziehende Studentin durchbringen musste, wünscht sich für Frauen, die häufig die doppelte Last der Berufstätigkeit und Familie tragen, mehr Möglichkeit zur gleichberechtigten Teilhabe. Als Dritte berichteten die Frauen von Marija. Ema ist schon über siebzig und lebt auf dem Land in sehr bescheidenen Verhältnissen. Sie erzählt davon, dass viele junge Menschen die Dörfer verlassen, wo sie keine Perspektive sehen. Ihr Wunsch ist, dass alten Menschen mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge zuteilwird.

Von Alkoholmissbrauch, einem in der slowenischen Gesellschaft offenbar sehr präsenten Thema, berichtet Ema. Sie fürchtet, dass die Gesellschaft die Augen vor den Gefahren der Alkoholsucht verschließt und hofft, dass junge Menschen lernen mögen, ohne Alkohol zu feiern und ihre Probleme zu lösen. Von einer ethnischen Minderheit, den Roma, berichtet Natascha. Sie erzählt von immer noch unzumutbaren Bedingungen, unter denen ihre Volksgruppe leben muss. Ihr Gebet umfasst den Wunsch, Menschen zu akzeptieren und Ausgrenzung zu überwinden.

Dem Lukas-Evangelium zugewandt

Mit Blick auf das Motto des Weltgebetstages wandte sich die Gruppe nun dem Lukas-Evangelium zu und griff damit noch einmal das Thema Ausgrenzung und deren Überwindung auf: Zum Festmahl des Reichen waren Arme, Krüppel, Blinde und Lahme eingeladen – eine Aufforderung, die – an die heutigen Gesellschaften gerichtet – sicher nicht überall auf Gegenliebe stöße.

Ein Zeichen gelebter Solidarität waren auch die Gebete für eine Welt von selbstbestimmten Frauen (v.l.n.r.): Rita Bücking, Magdalena Heun, Verena Habermehl-Pleil, Kerstin Fischer, Ursula Freundlieb, Elvira Weyhrauch.

Ein letzter Gedanke, bevor schließlich ein Abschlussgebet das gemeinsame Essen aller Gäste einläutete, galt der Künstlerin, einer fast blinden slowenischen Frau, die mit ihrem Motiv verschiedene Menschen würdigt, die alle am Rand der Gesellschaft stehen, die Beistand und auch politische Unterstützung brauchen: die alleinerziehenden Mütter, die behinderten Menschen, die Kranken, die Notleidenden. Der Weltgebetstag gilt den Frauen als Zeichen von gelebter Solidarität mit Frauen weltweit, als Ausdruck einer Vision von einer Welt von selbstbewussten Frauen.

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