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Ein kleiner Einblick in das Leben des JubilarsEhemaliger Lehrer Wilhelm Mattheis feiert 100. Geburtstag

ALSFELD (ol). Wilhelm Mattheis aus Alsfeld feierte kürzlich einen runden Geburtstag – genauer gesagt seinen 100. Im Kreise der Familie und zahlreichen Gästen gratulierte Bürgermeister Stephan Paule dem Jubilar zu seinem Ehrentag. Paule überbrachte die Glückwunsche der Stadt Alsfeld, des Landrats sowie des Hessischen Ministerpräsidenten und erhielt einen Einblick in das Leben des ehemaligen Hattendorfer Lehrers.

In der Pressemitteilung der Stadt Alsfeld heißt es, Mattheis kam am vor 100 Jahren, am 19. Februar 1919 als siebtes Kind der Familie Mattheis in Lischeid im Kreis Ziegenhain zur Welt. Der Jubilar berichtete dem Bürgermeister, dass er als Jüngster die Möglichkeit haben sollte, das Gymnasium zu besuchen und dann zu studieren. Das war zu der damaligen Zeit noch sehr mühsam, denn er musste täglich viele Kilometer mit dem Fahrrad und anschließend mit dem Zug zur weiterführenden Schule nach Kirchhain fahren. Für die letzten drei Jahre seiner Schulzeit hatte er sich in Marburg ein Zimmer gemietet, da er nur dort sein Abitur machen konnte.

Hattendorf wurde zur Heimat

Seinen Wunsch, Jura zu studieren, konnte der Jubilar wegen des 2. Weltkrieges leider nicht realisieren, da er unmittelbar nach dem Abitur zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht eingezogen wurde. Während des Krieges lernte er seine Frau kennen und beide heirateten 1944. Nach dem Ende des Krieges entschied er sich schließlich für den Lehrerberuf und bekam nach der Ausbildung im Jahr 1946 eine Stelle in Hattendorf. Schon nach kurzer Zeit konnte er feststellen, dass es, wie er sagte „ein kleines Dorf mit aufgeschlossenen, intelligenten und sehr netten Menschen war.“ Hier fühlten sie sich wohl und Hattendorf wurde für seine Frau, seine fünf Kinder und ihn zur Heimat.

Die Arbeit in der Schule bereitete ihm viel Freude. Wilhelm Mattheis unterrichtete die Klassen 5 bis 8, die, wie es damals auf dem Dorf noch üblich war, alle in einem Klassenzimmer gleichzeitig unterrichtet wurden. Besondere Höhepunkte im Schulalltag waren für ihn die Theaterspiele. In der Weihnachtszeit wurde jedes Jahr ein Krippenspiel eingeübt, das am Heiligen Abend im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand. Andere Theaterstücke wurden im großen Saal beim Bürgermeister aufgeführt.

Sehr gute Ergebnisse haben die Hattendorfer Kinder immer bei den Sportfesten gezeigt – den Bundesjugendspielen – die einmal jährlich in Ottrau stattfanden. Dort trafen sich alle Schüler der umliegenden Orte. Viel Freude bereitete ihm das Training der Hattendorfer Handballmannschaft, die sehr erfolgreich war. Auch die Sonntage waren zeitweise ausgefüllt, wenn er den Pfarrer vertreten sollte und den Lesegottesdienst in der Kirche hielt.

Umzug nach Alsfeld

Während seiner Tätigkeit in Hattendorf schrieb er die Dorfchronik, die zum 700-jährigen Jubiläum des Ortes durch verschiedene Beiträge ergänzt wurde und als Buch erschien.
Da seine Frau aus Bad Harzburg kam und beide die Möglichkeit hatten, im Haus bei ihren Eltern und Geschwistern zu wohnen, fuhren sie in den Ferien immer zu ihnen. Ab dem Schuljahr 1979/80 wurde Mattheis nach Alsfeld versetzt und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung an der Gerhart-Hauptmann-Schule in Alsfeld. Ihren Wohnsitz verlegte Familie Mattheis auch nach Alsfeld und war glücklich, in einem eigenen Haus und Garten sein zu können.

Da seine Kinder – zwei Mädchen und drei Jungen – inzwischen alle erwachsen waren, und zwischen Kiel und Freiburg lebten, wandte sich das Ehepaar Mattheis neuen Interessen zu: Sie spielten Tennis, traten dem Alsfelder Höhenclub bei und nahmen an vielen schönen Wanderungen teil. Viel Freude hatten beide auch im Tanzclub. Das gemeinsame Tanzen hielt sie jung und beweglich. „Die Kinder und Enkelkinder – inzwischen waren es acht geworden – besuchten uns oft,“ berichtet Mattheis. „Leider starb meine Frau 2012 im Alter von 90 Jahren nach einem ausgefüllten, langen Leben.“

Heute sei er dankbar und glücklich seinen 100. Geburtstag im Kreis der Familie, seiner Freunde und Nachbarn feiern zu können. Als eine besondere Ehre habe er es immer empfunden, wenn der Posaunenchor aus Hattendorf unter der Leitung von Frank Merle ihm zu seinem Geburtstag ein Ständchen gebracht habe. Wie geht es dem Jubilar heute? „Ich freue mich jeden Tag auf mein Sudoku in der Oberhessischen Zeitung und löse es gleich nach dem Frühstück. Auch Schach spiele ich noch gerne mit meiner Pflegerin – manchmal gewinne ich auch.“

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