Historischer Schatz in zwei alten Heftchen: über 100 Jahre alte Fotografien in AlsfeldAlte Fotos nehmen mit auf eine Zeitreise
ALSFELD (aep). In den Jahren 1981 und 1984 gab der Geschichts- und Museumsverein zwei unscheinbare Hefte heraus, die heute kaum noch bekannt sind. Tatsächlich aber enthalten sie historische Schätze: Ansichten Alsfelds aus den Anfängen und der Frühzeit der Fotografie. Heißt: aus der Zeit der Jahrhundertwende oder gar dem 19. Jahrhundert – aus einer Zeit also, die kein aktueller Zeitgenosse erlebt hat. Dennoch: Manche Bilder kommen vertraut vor, andere völlig unbekannt. Genießen Sie also hier die fotografische Zeitreise.
Manche alte Bilder Alsfelds kennt man sattsam, und sie kursieren praktisch ständig durch soziale Netzwerke: das Deutsche Haus von allen Seiten, die Eisdiele auf dem alten Kasinoplatz, das Rathaus mit kleinen und großen Erkern. Viele von den Fotos entstanden in den 1950er Jahren, als das Fotografieren die Breite der Bevölkerung erreichte. Vor dem Zweiten Weltkrieg und erst Recht vor dem Ersten gab es nur wenige Fotoapparate und entsprechend wenige Fotos. Es war dem Wetzlarer Feinmechaniker Oskar Barnack zu verdanken, dass die einst großen und schweren Kameras handlich wurden und die Bilder reichlicher. Er baute 1914 die erste Kleinbild-Kamera mit dem 24×36 Millimeter-Filmformat, die sogenannte Ur-Leica als Schnappschuss-Gerät für seine Wanderungen. Der Rest ist bekannte Foto-Geschichte, derweil Alsfeld sich wandelte.
Aber die Fotos zeigen, was nur die Historie noch weiß: dass der Klostermauerweg auf dem Grund der früheren Alsfelder Stadtmauer verläuft, die bis in die zwanziger Jahre noch zu sehen war. Oder, dass der Marktplatz einst eine Turmspitze mehr aufwies und der Ludwigsplatz einst als Erholungspark angelegt war – sehr hübsch übrigens und völlig autofrei. Das klingt nur im ersten Moment erstaunlich, denn 1903 gab es eh nur so wenige Benzinkutschen wie heute Elektro-Autos.
Fast erstaunlicher ist, auf den Bildern zu sehen, was sich alles nicht verändert. Im Groben erkennt man sofort: Das ist die Untere Fulder Gasse, das die Obere, und der Marktplatz hat sich bekanntlich 500 Jahre lang nicht wesentlich verändert. Da lohnt dann der Blick aufs Detail. Bis wann gab es denn auf dem Marktplatz eine Toreinfahrt? Wie lange war die Marburger Straße eine Allee? Und wie lange floss die offene Wasserrinne durch die Altstadt? Statt Autos säumten Karren und Pferdekutschen die Gassen, verraten dabei mehr über die Zeit als das weitgehend unveränderte Fachwerk. Und dieses Haus da, das etwas verloren an den Gleisen liegt – das war der erste Alsfelder Bahnhof 1870. Es fällt ein: Viel länger gibt es auch die Eisenbahn nicht.
Dazwischen wenige Fotos mit Menschen – Schnappschuss-Möglichkeiten heutiger Art gab es halt noch nicht: Alsfelder Kinder in Kleidern, Männer mit Zylinder, eine alte Frau mit Kopftuch. Sie sind alle längst vergangen aber erzählen auf Fotopapier von ihrer Zeit.
Es mag der Sammelwut des früheren Alsfelder Historikers Dr. Herbert Jäkel zu verdanken sein, dass etliche dieser alten, von diversen, zum Teil unbekannten Fotografen produzierten Zeitzeugnisse in der Obhut des Geschichts- und Museumsvereins zusammen kamen und schließlich in den Heftchen den Weg in die Öffentlichkeit fanden. Der vor wenigen Jahren verstorbene Zeitungsfotograf Rudi Kaus reproduzierte die Fotos aus den uralten Negativen, die Druckerei Ehrenklau stellte die Hefte her.
Heute, über 30 Jahre später, taucht hier und da wieder eines auf, wandern Bilder durchs Internet und werden zu bestaunten alten Alsfelder Stadtansichten. Mit freundlicher Erlaubnis des Geschichts- und Museumsvereins veröffentlichen wir hier und in nächster Zeit eine ganze Reihe hübscher oder denkwürdiger Stadtansichten aus den Druckwerken.
…mein Michael / nun glaubt uns kein Mensch, wie schön’s hier war!
Weiß noch jemand, wie die heute so bunten Fachwerkfassaden zur damaligen Zeit aussahen? Von Marburg ist die Bezeichnung „Grauburg an der Lahn“ bekannt (stammt aus dem 19. Jahrhundert von irgend einem berühmten Dichter). Ich vermute, dass viele Fachwerkstädte und -dörfer alles andere als Farbenfroh waren.
Guten Tag,
kann mir mal jemand erklären welches Bild hier im Bericht Bild 1 mit dem Ludwigsplatz sein soll?
Außerdem finde ich es interessant das hier Kommentare von 07.2015 aufgeführt sind???
Der Beitrag stammt ursprünglich vom 28.07.2015. Der alte Link ist tot. Nach Rückfrage bei OL wurde mir mitgeteilt, dass der Beitrag bewusst „aufgewärmt“ worden ist. Aus technischen Gründen werden (leider) auch die alten Kommentare gelistet.
Vermutlich wurde inhaltlich nichts geändert. Andererseits würde es die Wahl des „Ludwigsplatzes“ erklären – zumindest die in 2015 ;). Warum man den alten Beitrag – trotz Redundanz – nicht einfach in den neuen kopiert hat, kann ich nicht sagen.
Bild 1 ist NICHT der Ludwigsplatz, sondern die Untere Fulder Gasse und das Fulder Tor! Zur Orientierung: Vorne rechts lag das ehemalige HaWeGe.
Unter https://www.regionalmuseum-alsfeld.de/dokumente/veroeffentlichungen/weitere/ werden die beiden Hefte gelistet.
– „Alsfeld um die Jahrhunderwende“, 1981 (vergriffen)
– „Alsfeld im 19. Jahrhundert“, 1984 (noch viele vorrätig)
Bild 1 ist das Haus „Ludwigsplatz 2+3“ mit der Parkanlage davor….die Grünanlage wird ja wegen weiterer Windkraftanlagen Anfang 2019 nochmals reduziert (1 kleiner Baum wird umgepflanzt, 2 Bäume werden gefällt)
zu bild 1:
Das Bild zeigt den Ludwigsplatz, Haus Ludwigsplatz 4. Wie bereits beschrieben ohne Autos dafür aber mit großen Linden die nun der Energiewende zum Opfer fallen sollen.
zu Bild 2:
das Bild zeigt ebenfalls den Ludwigsplatz in östliche Richtung gesehen. Am rechten Bildrand das Eckhaus Obergasse/Schellengasse. Später war darin das Cafe Krone oder wie man in Alsfeld gesagt hat das ´“Kronecafe“. Das stattliche Gebäude im Bildmittelpukt ist das alte „Hotel Krone“.Das Gebäude wurde abgerissen und das Postamt dort gebaut. Heute ist dort nach wie vor die Post. Das Gebäude wird zudem anderweitig genutzt. Gastronomie, Redaktion OL und ein IT Büro haben dort nun ihr Domizil
Interessant wäre, wenn letztendlich diese erwähnten Heftchen mit den alten Fotos wieder nachgedruckt und zum Verkauf angeboten werden könnten.
Ludwigsplatz
Ludwigsplatz, heute post Gebäude
Natürlich der Ludwigsplatz, ohne Autos,