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Namensverwechslung führte zu peinlichem MissgeschickSparkasse schaltet Nachruf für noch lebenden Ex-Mitarbeiter

REGION (jal). Als Hermann R. am Dienstagmorgen seine Zeitung aufschlug, war er plötzlich wie vom Donner gerührt. Bei den Todesanzeigen fand der 78-Jährige Storndorfer einen Nachruf seines ehemaligen Arbeitgebers auf sich selbst. Die Sparkasse Oberhessen trauerte dort um ihren langjährigen Mitarbeiter. Nur ist Hermann R. noch quicklebendig – und auch erst 78, und nicht 93, wie es in der Todesanzeige hieß. Was war da los? 

Todgesagte leben länger, heißt es so schön. Manch einer würde vielleicht schmunzeln, wenn er seinen eigenen Nachruf in der Zeitung lesen würde. Doch Hermann R. war anfangs eher nicht zum Schmunzeln zumute.

Denn einen Tag bevor in der Zeitung die Anzeige erschien war der ehemalige Sparkassenmitarbeiter auf der Beerdigung eines Mannes, der den selben Namen wie er trug und aus dem selben Ort stammte, aber 15 Jahre älter war als er. „Bei der Beerdigung ständig meinen Namen zu hören war nicht leicht. Dann auch noch am nächsten Tag diese Anzeige mit meinem Namen zu sehen – das war schon eine Belastung“, sagte der 78-Jährige am Telefon gegenüber Oberhessen-live. Der Apparat stand heute nicht still. Ständig hätten Leute wegen des Nachrufes bei bei ihm angerufen, sagte er.

Der ganze Nachruf.

Der ganze Nachruf.

Bei der Sparkasse, für die er über 40 Jahre lang in leitender Position tätig war, hatte man die Todesanzeige des wirklich verstorbenen Mannes gesehen und daraufhin bei der Zeitung einen Nachruf geschaltet – ohne mit der Familie des vermeintlich verstorbenen Mitarbeiters Rücksprache zu halten. Das bestätigte so Bernd Kunzelmann, Sprecher der Sparkasse Oberhessen, auf OL-Anfrage. Unterschrieben ist der Nachruf auf den Mitarbeiter vom Vorstandsvorsitzenden Günter Sedlak und von Gerold Helfrich, dem Vorsitzenden des Personalrats der Sparkasse Oberhessen.

„Menschlicher Fehler“, der nicht hätte passieren dürfen

„Wir bedauern das wirklich enorm“, sagte Kunzelmann. Dem Unternehmen sei ein „menschlicher Fehler“ unterlaufen, der „keinesfalls hätte passieren dürfen“, den man nun aber nichtmehr ungeschehen machen könne. Mittlerweile habe man sich persönlich vor Ort bei dem ehemaligen Mitarbeiter entschuldigt, auch der Familie des verstorbenen Mannes mit dem selben Namen habe mein sein Bedauern ausgedrückt. Morgen soll in der Zeitung eine Richtigstellung erscheinen.

Fehler passieren – doch dieser kommt für die Sparkasse Oberhessen zur Unzeit. Die Bank erholt sich gerade von dem Imageschaden, der durch die gerichtliche Aufarbeitung des Untreuefalls bei ihr auftrat. Einem Mitarbeiter war es gelungen, über Jahre hinweg 8,7 Millionen Euro zu veruntreuen. Das Gericht sprach im Prozess von einem „Totalausfall“ der „faktisch nicht vorhandenen“ Sicherheitsmechanismen bei der Sparkasse Oberhessen.

6 Gedanken zu “Sparkasse schaltet Nachruf für noch lebenden Ex-Mitarbeiter

  1. Apropos Pleiten, Pech und Pannen-Vorstand der Spaßkasse Wetterau: Sollte der gute Herr Sedlak nicht „in einer demnächst stattfindenden nicht öffentlichen Sitzung des Haupt-und Finanzausschusses“ des Wetteraukreises Rede und Antwort bzgl. des Unterschlagungsskandals stehen? Das stand mal mitte Dezember 2017 in der Zeitung. Seitdem niemehr was davon gehört. Naja: Eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus, nicht wahr!?

  2. Oh, entschuldigen Sie bitte diesen enormen Fehler von mir.
    Ich bin einem Fehler aufgesessen. Ich las irgendwo von einem Chef der Verantwortung übernommen habe für riesige Versäumnisse im Sicherheitssystem seines Unternehmens und hatte versehentlich an die Sparkasse dabei gedacht.
    Entschuldigung

  3. Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich bedauere den heutigen Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse sehr. Ich hatte immer einen sehr guten Kontakt zu ihm, er war immer freundlich und nett.

  4. @Heinrich:

    Diese Verwechslung ist sehr bedauerlich und ganz und gar nicht „schön“ für alle Beteiligten, aber aufgrund dieser Tatsache muss kein Vorstandsvorsitzender oder so seinen Posten räumen. Bezüglich der Veruntreuung haben Sicherheitsmechanismen nicht gegriffen bzw. waren diese nicht vorhanden. Hier bedarf es ggf. eines „Kopfes“, aber nicht wegen eines bedauerlichen menschlichen Fehlers.

    Sie gehören sicherlich zu den fehlerfreien Menschen……

  5. Man sieht hier wieder deutlich, wie der Supermanager Sedlak den Laden im Griff hat. Wann will dieser überforderte Mensch denn endlich Verantwortung übernehmen und das Unternehmen verlassen? Für dieses Jahresgehalt darf man eigentlich mehr erwarten!!! Ist sein Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Landrat Görig immer noch so überzeugt von ihm? Was muss eigentlich noch alles passieren. Eine billige Entschuldigung für diesen neuen Vorgang ist eigentlich zu wenig. Haben hier wieder alle Kontrollmechanismen funktioniert?

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