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KOMMENTAR zur Veruntreuung bei der Sparkasse Oberhessen„Die Kontrolle der Sparkasse hat total versagt“

MEINUNG|REGION. Ein Mitarbeiter der Sparkasse Oberhessen hat gestanden, über Jahre hinweg mehrere Millionen Euro veruntreut zu haben. Welche Schuld der Mann genau auf sich geladen hat, muss ein Gericht klären. Sollte seine Aussage sich bewahrheiten, steht jedenfalls fest: Die Kontrollmechanismen der Bank haben total versagt. 

Sparkassen tun viel für ihre Region – auch die Sparkasse Oberhessen. Sie sind es, die die örtlichen Vereine unterstützen, wohltätige Zwecke fördern und ein zwar schrumpfendes, aber dennoch bislang dichtes Filialnetz auch in der Provinz am Laufen halten. Die Deutsche Bank hat bislang recht wenig für Fußballer, Musikvereine und Kindergärten im Vogelsberg getan. So ein Engagement kostet Geld – und das ist in Zeiten von Niedrigzinsen schwer zu verdienen. Deswegen erhöhten immer mehr Banken und Sparkassen in letzter Zeit ihre Gebühren  – sehr zum Ärger ihrer Kunden.

Der jetzige Skandal kommt für die Sparkasse Oberhessen daher zu einer Unzeit. Wobei es natürlich nie einen richtigen Zeitpunkt für die Veruntreuung von mehr als vier Millionen Euro gibt. Es sei nochmal gesagt, dass die Ermittler mit ihrer Arbeit erst am Anfang stehen. Dennoch deutet einiges bislang darauf hin, dass ein Mitarbeiter der Sparkasse schwere Schuld auf sich geladen hat. Der Mann habe ein vollumfängliches Geständnis abgelegt, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

„Sicherheitsmechanismen müssen auf den Prüfstand“

In Zeiten des geringen Vertrauens in Banken und Sparkassen ist es jetzt die oberste Pflicht der Sparkasse Oberhessen, die richtigen Konsequenzen aus der Affäre zu ziehen. Das Geldinstitut wird sich die Frage gefallen lassen müssen, wie die mutmaßliche Tat so lange – nämlich über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren hinweg  – unentdeckt bleiben konnte. Egal wie die Ermittlungen und der wohl folgende Prozess ausgehen: Die Sicherheitsmechanismen der Sparkasse müssen auf den Prüfstand gestellt werden, denn sie haben allen Anschein nach katastrophal versagt.

Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Sparkasse Oberhessen eine öffentlich-rechtliche Einrichtung ist. Landrat Manfred Görig sitzt in ihrem Verwaltungsrat, die Politik lenkt die Geschicke des Instituts mit und soll es kontrollieren. Es ist daher im besonderen öffentlichen Interesse, dass der Fall schnell aufgeklärt wird und am Ende echte Konsequenzen gezogen werden, die über Lippenbekenntnisse hinaus gehen.

Es ist löblich, dass die Sparkasse selbst Anzeige erstattete, nachdem sie den Fall bemerkte. Auf Anfrage von Journalisten hieß es gestern bei der Pressestelle der Sparkasse und der Staatsanwaltschaft Gießen gleichermaßen, dass Privatkunden wohl nicht geschädigt wurden. Dennoch: Weder im Pressemitteilungsarchiv der Sparkasse, noch auf ihrer Facebookseite, noch in dem hauseigenen Blog wurde bis gestern Abend über die Geschehnisse informiert. Echte Transparenz geht anders – und nur durch sie lassen sich Kunden in solchen Zeiten beruhigen.

5 Gedanken zu “„Die Kontrolle der Sparkasse hat total versagt“

  1. Hier wir so schön erklärt welche Aufgabe eine Sparkasse hat. Fakt ist, dass das Kontrollsystem der Sparkasse versagt hat. Interessant ist, dass genau das Kontrollsystem innerhalb der Marktfolge versagt hat und nicht der Mitarbeiter am Markt. Der Mitarbeiter hätte täglich plus minus 1000 EUR veruntreuen müssen, um innerhalb von 8 bis 10 Jahren 4 Mio zu erwirtschaften. Das soll nicht aufgefallen sein? Unvorstellbar.

  2. Wenn so etwas über Jahre nicht auffällt,dann stimmt doch im ganzen System der Sparkasse irgendwas nicht!!!

  3. Herr Hartung, was wollen Sie mit Ihrem Kommentar bezwecken? M.M. nach sollte die gesamte Überwachungsriege, quasi die Cotrolling Abteilung der Sparkasse ausgetauscht bzw. von externen ersetzt werden. Es wird Zeit für frischen Wind in diesem gesamten Konstrukt. Wahrscheinlich müssen jedoch typischerweise, wie man das so kennt die normalen Sachbearbeiter tagtäglich diese „Vorfälle“ ausbaden.

  4. Der Beschuldigte hatte ein besonderes öffentliches Amt als Vorsitzender der Gemeindevertretung Limeshain. Sein Name ist daher qua Amt öffentlich bekannt. In seiner Funktion als Sparkassenmitarbeiter und als Parlamentsvorsitzender hat er sich öffentlich präsentiert. Der Beschuldigte war langjähriger Beschäftigter (Leiter des Rechnungswesens) der Sparkasse Oberhessen in Nidda in Trägerschaft durch eine Gebietskörperschaft (Wetteraukreis, Vogelsbergkreis). Sparkassen arbeiten auf Grundlage des Gemeinnützigkeitsprinzip. Diese Aufgaben betreiben sie im öffentlichen Interesse, das die Beachtung des Gemeinwohls verlangt. SIE SIND KEINE SELBSTBEDIENUNGSLÄDEN! Ihre Geschäftstätigkeit üben Sparkassen auf der Grundlage eines öffentlichen Auftrags und des Gemeinnützigkeitsprinzips aus. Ihr öffentlicher Auftrag besteht darin, das Geschäftsgebiet mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen zu versorgen, Sparen und allgemeine Vermögensbildung zu fördern und für die Bevölkerung und für die mittelständische Wirtschaft Dienstleistungen zu erbringen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben ergeben, dass bei seinen Vernehmungen der Sparkassenmitarbeiter gestanden hat, auf der Arbeit nach und nach mehr als vier Millionen Euro veruntreut und sich selbst überwiesen zu haben. Mehr als drei Millionen Euro fand die Staatsanwaltschaft auf beschlagnahmten Konten des Mannes.

  5. Wer über Jahre so viel Geld veruntreut hat …kann man das überhaupt alleine machen? Stecken da noch Mitwisser im Boot. Was ist mit dem Vier-Augen Prinzip? Leid tun mir die vielen Sparkassenangestellten, die jetzt noch mehr High-Level-Controlls über sich ergehen lassen müssen.

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