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Deutsche Jugendliche und Kinder neigen vermehrt zu Übergewicht – falsche Ernährung und Bewegungsmangel sind oft der GrundDer Albtraum vom Bewegungsmangel

ALSFELD (ls). Morgens oder besser mittags aufstehen. Vom Bett direkt auf das Sofa. Playstation an und spielen. Nebenbei eine Tüte Chips und einen Liter Cola. Wie schnell letztendlich der Tag wieder rum ist, merken die wenigsten Jugendlichen – und das ohne, dass sie sich bewegt haben. Klischees oder Vorurteile? Leider nicht, wie aktuelle Studien beweisen.

Früher war so einiges anders. Wenn man aus der Schule kam, konnte man es kaum erwarten, sich für den Nachmittag zum Spielen zu verabreden. Damals traf man sich noch, um gemeinsam draußen durch die Gegend zu toben. Fangen und Verstecken Spielen, ein Budchen bauen, Fahrrad fahren, Seilspringen, Hüpfkästchen malen oder schwimmen gehen. Bewegung gehörte zum ganz normalen Alltag dazu – und das über mehrere Stunden am Tag. Heute ist das anders. Kinder verabreden sich immer noch, aber anstatt den Tag gemeinsam draußen zu verbringen, setzen sie sich gemeinsam vor die Spielekonsole oder vor den Computer.

Bewegungsmangel und körperliche Inaktivität

Und dort bleiben sie zunächst erst mal sitzen. Das bestätigte die „KiGGS“-Studie des Robert Koch Instituts Berlin bereits 2013. Demnach beschäftigen sich etwa 20,3 Prozent der Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren und 10,6 Prozent der Mädchen in der gleichen Altersklasse, mehr als sechs Stunden täglich mit Fernsehen, Spielekonsolen oder Computern. Neben der Schule, in der die Kinder auch hauptsächlich sitzen, bleibt hier nicht mehr viel Zeit für Bewegung und Sport.

Die elektronischen Medien sind aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Sie werden zum Spielen und als Freizeitbeschäftigung benutzt.

Zeitliche Konkurrenz zwischen Mediennutzung und körperliche Aktivität

Der Gebrauch von Medien in der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen ist an sich nichts Verwerfliches – man möchte den Kindern schließlich nichts vorenthalten. Allerdings entsteht somit eine Konkurrenz zwischen der Mediennutzung und der körperlichen Aktivität der Kinder. Die gesundheitlichen Risiken, die daraus entstehen, sind den Kindern und vor allem Eltern meist nicht bekannt. Bewegungsmangel, Übergewicht, Adipositas und vermehrt psychische Erkrankungen sind Folgen, die aus Bewegungsmangel und einer falschen Ernährung entstehen.

„Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein Problem, das ist keine Frage. Außerdem hat es enorme Folgen mit steigendem Alter“, so Renate Braun, die Leiterin des Jugendärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes im Vogelsbergkreis. Seit mittlerweile über 6 Jahren betreut sie die Schuleingangsuntersuchungen des Kreises und beschäftigt sich somit regelmäßig damit.

Internationale Studien empfehlen Jugendlichen, sich 60 Minuten pro Tag zu bewegen, sodass der Pulsschlag erhöht werden kann und man ins Schwitzen kommt. 60 Minuten am Tag – eigentlich nicht viel. Trotz allem ist es ein Wert, der oftmals nicht mehr erreicht wird.

Falsche Ernährung unterstützt Übergewicht

Hinzu kommen die Veränderungen in den Essgewohnheiten: Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur für Erwachsene ein essenzieller Faktor für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Besonders für Kinder, die sich noch im Wachstum befinden, spielt eine gesunde Ernährung eine wichtige Rolle. Vor dem Hintergrund des steigenden Bewegungsmangels und der wachsenden Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas muss vermehrt darauf geachtet werden. Pfunde, mit denen man im Erwachsenenalter zu kämpfen hat, entstammen meist aus dem Kindesalter. Dass das alles andere als leicht ist, lässt sich definitiv nicht verleugnen.

Gerade Kinder mögen Süßes. Sie mögen Süßigkeiten, süße Softdrinks, fetthaltige und kohlenhydratreiche Lebensmittel. Pommes, Pizza, Nudeln, Chips, Fanta, Schokolade und Cornflakes sind deutlich attraktiver als Gemüse, Salat, Putenbrust und Vollkornbrot – das geht selbst vielen Erwachsenen so. Viele Kinder essen mittlerweile sogar Portionen, die nicht einmal manch Erwachsener zu sich nehmen kann. An dieser Stelle muss den Kindern das Bewusstsein für eben diese ungesunde Ernährung und deren Folgen in Zusammenhang mit dem Bewegungsmangel näher gebracht werden. Dazu braucht es manchmal Hilfe.

Ein Fitnessstudio für Kinder?

Ein erneuter Blick auf die KiGGS-Studie zeigt, dieses Mal aus dem Jahr 2007 – Tendenz dabei steigend: Insgesamt sind 11,4 Prozent der 11 bis 13-Jährige übergewichtig. 7,2 Prozent sind sogar adipös. 8,6 Prozent der 14- bis 17-Jährigen sind ebenfalls übergewichtig und 6,3 Prozent in dieser Altersklasse sind adipös.

Das Problem haben einige Fitnessstudios erkannt und bieten entweder ein spezielles Programm für Kinder oder Trainingsgruppen für Kinder. Sogar eigens für Kinder angelegte Fitnessstudios gibt es bereits. Sie bieten neben Förderprogrammen, Kraft- und Ausdauerübungen auch Ernährungsprogramme auf einer kindgerechten Ebene an. Ziel der Ernährungsprogramme ist nicht die Kinder zu einer Diät zu bewegen, sondern gesunde von ungesunden Lebensmitteln zu unterschieden, um einen bewussten Umgang zu fördern.

Auch Alexander Graulich vom Injoy in Alsfeld bestätigt auf Anfrage den Trend: „Auch wir beschäftigen uns mit den aktuellen Studien. Jeder der Kinder hat, wird es sowieso spätestens an ihnen zu spüren bekommen, wo der Trend hingeht“. Um nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern für dieses Thema zu sensibilisieren, bietet auch sein Studio regelgerechte Förderprogramme an.

Etwa 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an Bewegungsmangel und sind körperlich inaktiv. Ein erschreckender Prozentsatz, der allerdings mittlerweile zur Norm gehört und keinem mehr so wirklich auffällt. Gegen den Albtraum des Bewegungsmangels und dessen Folgen muss etwas getan werden – und das wird es. „Mit dem Jugendtarif des „You Abos“ können Kinder und Jugendliche auch die Studios in Alsfeld und Atzenhain bereits ab 29 Euro im Monat nutzen. Damit müssen sie nicht auf die kompetente Begleitung des Trainerteams verzichten“, so Graulich. Ein Anfang ist damit gemacht, jetzt muss es nur noch genutzt werden.

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