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Kriminalstatistik: Straftaten in Osthessen im Jahr 2015 rückläufig – Aber:Wachsende Zahl der Einbrüche bereitet Sorgen

VOGELSBREGKREIS (cdl.) Die Polizei hat heute in Lauterbach die polizeiliche Kriminalstatistik 2015 für den Vogelsbergkreis vorgestellt. Laut den offiziellen Zahlen ist die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten im vergangen Jahr in Osthessen von 19.196 in 2014 um 4,7 Prozent auf 18.293 im Jahr 2015 zurückgegangen, während sie im Vogelsberg leicht von 3.746 um 1,5 Prozent auf 3.801 angestiegen ist. Mit Sorge beobachtet die Polizei die gestiegene Anzahl an Wohnungseinbrüchen.

Im vergangen Mai erschütterte eine Einbruchserie den Vogelsberg, die ihren Anfang in Lauterbach und Herbstein nahm. Insgesamt stieg die Zahl begangener Wohnungseinbrüche von 89 auf 115 im Vogelsberg, davon allein 47 in Lauterbach, an. Die Polizei hatte daraufhin eine Arbeitsgruppe eingerichtet und konnte bereits eine Vielzahl der Einbrüche aufklären. Eine zehnköpfige aus Albanien stammende Gruppe hatte die Einbrüche in Lauterbach verübt, wie die Polizei ermitteln konnte. Darüber hinaus war die Einbrechertruppe in anderen Orten in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinlandpfalz aktiv. Drei Täter befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft, die anderen sind weiter auf der Flucht.

Die gestiegene Anzahl an Einbrüchen sei momentan bundesweit zu beobachten und die Polizei sieht diesen Trend mit Besorgnis. Gerade Ortschaften in der Nähe der Autobahn wie Alsfeld, Mücke oder Homberg seien gefährdet. Meist seien organisierte Banden für die Einbrüche verantwortlich, die nicht aus der Gegend stammen. Im Nachhinein seien dann die Täter schwer zu ermitteln, weil das Diebesgut fernab der Tat verkauft wird. Die Polizei rät den Bürgern zur Vorsorge. Oft würden bereits einbruchsichere Fenster und Türen die Täter im Vorfeld abschrecken.

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Diebstähle und Sachbeschädigungen am häufigsten

Rund ein Drittel aller Straftaten in der Kriminalstatistik sind Diebstähle. Besonders skurril war hier der Fall eine 61-jährigen aus Alsfeld. Sie hatte insgesamt 460 Postsendungen entwendet. Als die Polizei sie Dingfest machte fehlte zwar das Geld in den Postsendungen, aber die meisten Kuverts hatten sie gar nicht geöffnet. Bei ihr wird eine psychische Störung als Motiv vermutet und sie befindet sich in psychiatrischer Behandlung.

Weitere Straftaten – wie PKW-Diebstähle und Autoaufbrüche – sind rückläufig und nahezu auf einem historischen Tiefststand. Beim Tatbestand der Sachbeschädigung ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen. Der Fall mit der größten Aufmerksamkeit ereignete sich im Jahr 2015 in Schotten. Eine Serie von Schüssen auf insgesamt 56 parkende PKWs und sechs Häuser verunsicherte Teile der Bevölkerung. Verantwortlich dafür waren zwei junge Männer im Alter von 19 und 23 Jahren, die als Motiv für ihre Taten schlicht Langeweile angaben. Da der Fall jedoch noch nicht abgeschlossen ist, wird die Serie von Sachbeschädigungen erst in der Kriminalstatistik 2016 auftauchen.

Tötungsdelikte selten – reale Zahl der Sexualdelikte ungewiss

Die Anzahl an Tötungsdelikten oder versuchten Tötungen ist im Vogelsberg gering. Im vergangen Jahr gab es insgesamt fünf Fälle, wovon drei tödlich endeten. Der bekannteste Fall im vergangen Jahr war ein Familiendrama: ein Vater warf seine beiden Kinder von der Rombachtalbrücke und sprang anschließend selbst von der Brücke. Insgesamt 47 Sexualdelikte wurden im Jahr 2015 im Vogelsberg angezeigt. Hier geht die Polizei jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Für die größte Aufmerksamkeit sorgte eine Vergewaltigung in Leusel. Die Polizei konnte anhand von DNA-Spuren den Täter überführen. Der aus Rumänien stammende Mann konnte in seinem Heimatland ausfindig gemacht werden. Allerdings wurde er dort wegen einer weiteren Vergewaltigung verhaftet und das Auslieferungsverfahren ist noch im Gange, da zunächst der Fall in Rumänien aufgeklärt werden soll.

Bürger wenden sich öfter an die Polizei

Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik zeigte sich der Polizeipräsident Alfons G. Hoff mit den erreichten Zahlen hoch zufrieden. Insbesondere die hohe Aufklärungsrate im bundesweiten Vergleich von 64,1% in Osthessen und 63,7% im Vogelsberg hob er hervor. Für die guten Zahlen sei vor allem auch die verbesserte Kommunikation aus der Bevölkerung verantwortlich. Straftaten oder verdächtige Personen würden häufiger gemeldet und somit die Polizei bei der Aufklärungsarbeit unterstützt. Hier zeige es sich auch, dass man keine Bürgerwehren oder sonstiges brauche, wenn Bürger und Polizei gemeinsame Sache machen. Er appellierte bei Verdacht lieber den Hörer einmal mehr in die Hand zu nehmen als zu wenig. Auch wenn Hinweise sich im Nachhinein nicht bestätigten, sei es die Aufgabe der Polizei den Verdächtigungen nachzugehen.

Wenig Kriminalität in Notunterkünften

Beim Thema Ausländerkriminalität verwehrte sich der Polizeipräsident zunächst gegen die Anschuldigungen, dass es eine Anweisung gegeben habe, Straftaten von Ausländern nicht öffentlich zu machen. „Das ist absolut nichts dran.“ Vielmehr mache die Polizei ihre normale Pressearbeit und leite alle relevanten Informationen an die Presse weiter. Inwiefern sich die Flüchtlingsströme auf die Kriminalitätsstatistik auswirken, sei bisher absolut nicht absehbar. Der Flüchtlingsstrom habe erst im vergangen Jahr eingesetzt und ob dies Auswirkungen hat, werde man erst in den nächsten Jahren sehen können. Kriminaldirektor Andreas Böhm, Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg, berichtete von der Ausnahme einer Massenschlägerei in Homberg Ohm. „Tatsächlich waren die Straftaten in den Flüchtlingsunterkünften sehr sehr gering.“ Aufgrund der Notunterbringung in den Turnhallen und der fehlenden Privatsphäre habe er vielmehr Konflikte erwartet. Er lobte die Organisation des Landkreises sowie die Arbeit der Flüchtlingsbegleiter, Dolmetscher und der Security, die zwischen den verschiedenen Landsmannschaften vermittelt haben. „Man sieht daran, dass das keine Kriminellen sind, die zu uns kommen. Das sind friedliche Familien, Menschen die vor dem Krieg geflüchtet sind.“

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