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In der Schlosskirche wurde am Freitag der Schwälmer Weihnachtsmarkt eröffnetEine Eröffnung im Zeichen der Vielfalt und Flüchtlinge

ZIEGENHAIN (aep). Draußen regnet es, aber drinnen wird es richtig gemütlich, wenn ein Kinderchor anstimmt „Ihr Kinderlein kommet“. Somit läuteten die „Treysaer Kirchenläuse“ die Eröffnung des Schwälmer Weihnachtsmarktes am Freitagnachmittag in der Ziegenhainer Schlosskirche schon besonders stimmungsvoll ein. Auch in diesem Jahr eröffneten die Schwalmstädter ihren Weihnachtsmarkt mit einer Feierstunde, deren Stimmung niemanden unberührt ließ. Die Zeremonie stand auch im Zeichen der Flüchtlingskrise.

„Der Schwälmer Weihnachtsmarkt ist immer etwas Besonderes“, erklärte der Willingshäuser Bürgermeister Heinrich Vesper in seiner einleitenden Ansprache, in der er als stellvertretender Vorsitzender der Schwalmtouristik auch Landrat Winfried Becker und den Kreistagsvorsitzenden Michael Kreutzmann voll besetzten Schlosskirche begrüßte. „Der Schwälmer Weihnachtsmarkt ist der schönste in der Region“, setzte er noch drauf, denn an diesem Wochenende werde den Besuchern mit vielfältigen Ständen und einem stimmungsvollen Programm auf dem schönen Paradeplatz die Möglichkeit geboten, sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Sein Dank galt dabei den Organisatoren Doris Heinmüller und Gerhardt Reidt, aber auch den vielen Helfern, die den Markt verwirklichen.

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Der Willingshäuser Bürgermeister Heinrich Vesper begrüßte die Besucher in der vollen Kirche als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Schwalm-Touristik.

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In der Tat hat sich der große Schwälmer Weihnachtsmarkt in diesem Jahr noch selbst übertroffen: mit rund 100 Ständen auf und am Paradeplatz, mit einem großen Rahmenprogramm über das Wochenende, in dessen Zentrum der Auftritt der Gregorianiker und der Coca Cola-Truck stehen werden. Besonderen Charakter hat aber auch stets die Eröffnung mit einem feierlichen Gottesdienst in der Schlosskirche: mit viel Musik und weihnachtlichen Gedanken – und auch einem Gedicht in Mundart, vorgetragen von dem Schwälmer Trachtenkind Marie Jungermann.

Da stellte der Dekan Christian Wachter in diesem Jahr die Vielfalt der Menschen in den Mittelpunkt seiner Ansprache, feststellbar an der Vielfalt der Namen. In Anspielung an die aktuelle Flüchtlingsdiskussion stellte er fest, dass auch deutsche Fußballnationalspieler heute Özil oder Boateng heißen. Das sei in den siebziger Jahren einfacher gewesen, als noch vor allem Müller und Meier auf dem Platz standen – heute gebe es mehr Vielfalt.  Und Namen hätten schon immer auch Bedeutung gehabt – jener, den Maria und Josef ihrem Sohn gaben, Jesus, bedeute einfach: Gott hilft.

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Die „Kirchenläuse“ stimmten das Publikum unter der Leitung von Livia Mühling mit Weihnachtsliedern ein.

Ganz konkret um Flüchtlinge ging es auch in dem Auftritt des Hugenotten und Geschichtsvereins Frankenhain: mit der Fluchtgeschichte von Jaquette Nougaret vor 300 Jahren. Die Geschichte hat Hintergrund, denn das thüringische Frankenhain, so wurde erklärt, wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg von aus Frankreich geflüchteten Hugenotten gegründet: Weil sie bei den Einheimischen nicht wohl gesonnen waren, mussten sie auf dem flachen Land eine eigene Siedlung gründen – was ihrer Integration nicht gut tat. Lange hätten die Hugenotten gebraucht, um sich in der Region einzuleben.

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Wie ist das so als Flüchtling? Die Frankenhainer Hugenotten erklären es mit ihren Erfahrungen.

„Eine besondere Atmosphäre liegt über den Platz“, stelte auch der Erste Stadtrat Detlef Schwierzeck in Vertretung für den erkrankten Bürgermeister Dr. Gerald Näser fest. Seit seiner Gründung im Jahr 1986 sei der Schwälmer Weihnachtsmarkt zu „einem der größten und schönsten Weihnachtsmärkte in Nordhessen“ gewachsen – und mache Schwalmstadt weit über die Region hinaus bekannt. Der Weihnachtsmarkt sei die Möglichkeit, einmal den Stress außen vor zu lassen und die Vorweihnachtszeit zu genießen. Er appellierte auch zu etwas Dankbarkeit. Denn die Menschen könnten viele Dinge nicht beeinflussen. Daher „sollten wir dankbar sein, wenn wir Gesundheit und Frieden haben können.“

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Die Namen und die Vielfalt: Dekan Christian Wachter in seiner Ansprache.

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Lena-Sophie Pudenz sang das „Ave Maria“.

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