Konzertreihe "Weltklassik" in MelchiorsgrundBeethoven 250+2 bei Weltklassik in Melchiorsgrund
SCHWALMTAL (ol). Sie sind virtuose Wanderer zwischen den Welten, die jungen Künstler, die Monat für Monat in der Konzertreihe „Weltklassik“ in Melchiorsgrund auftreten. Sein Können zeigte kürzlich Andrey Denisenko am Klavier.
Andrey Denisenko ist einer von ihnen. Als er sein Programm zu Ehren Beethovens, zu dessen 250. Geburtstag vorbereitete, kam es schließlich 2020 coronabedingt nicht zur Aufführung. Er feierte Beethovens Geburtstag im Exil unter Quarantänebedingungen.
Im Exil deshalb, weil er auch keine Chance hatte in seine Heimat, zu seiner Familie in Rostow am Don zu reisen. Andererseits lebt er gerne in Hamburg. Anfang des Jahres war es dann so weit: Anlässlich eines Benefizkonzerts für die Ukraine konnte er sein Programm in der Berliner Philharmonie darbieten. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass er gegen den Krieg eingestellt ist. Das wird vermutlich sein Exil verlängern, heißt es in der Pressemitteilung des Melchiorsgrund.
Aufgewühlt und gleichzeitig lauschend-fragend
Doch kommen wir zur Musik, dem Lebenselixier für Andrey Denisenko. Der Vortrag des Abends beginnt mit der „Sturmsonate“ – Sonate Nr. 17, ein Werk, das Beethoven unmittelbar nach der Gewissheit gewordenen Vermutung geschaffen hat, dass er Schritt für Schritt seinen Hörsinn verlieren wird.
So aufgewühlt und gleichzeitig lauschend-fragend erklingt das bekannte Werk, als säße der Meister selbst am Instrument und würde trotzig gegen den fortschreitenden Hörverlust anspielen.
Wenn dann der Blick auf Denisenko fällt, könnte man meinen, eine gewisse Ähnlichkeit mit Beethoven, wie man ihn von unterschiedlichen zeitgenössischen Darstellungen kennt, zu entdecken. Eine besondere Art der musikalischen Verlebendigung.
In den sechs Variationen op. 76 und den sechs Bagatellen op. 126, blätterte Denisenko die ganze Vielfalt und Vollkommenheit des umfassenden Werks Beethovens auf und demonstrierte, dass Virtuosität, ernsthafte musikalische Kosmologie und Leichtigkeit sich keinesfalls ausschließen, ja sich sogar bedingen, um das gesamte Spektrum gottgleichen Wirkens, wie es Thomas Mann einst beschrieb, zur Geltung bringen zu können.
Nächstes Konzert im Januar geplant
Im zweiten Teil des Konzerts blieb dann nur noch Platz für die letzte vollendete Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111 für Klavier, die Beethoven in lichtdurchfluteter Vollendung inmitten seiner bereits jahrelang bestehenden Dunkelheit der Gehörlosigkeit schuf. Das Rätsel um das Geheimnis der vollkommenen Musikschöpfung bleibt nach dem perfekten Vortrag Denisenkos klingend im Raum bestehen.
Folgerichtig gibt es keine Zugabe. “Nach diesem Werk ist es nicht möglich noch eine andere Musk zu spielen“, erklärt der Künstler in charmanter Deutlichkeit. Begeisterter Applaus quittiert die Wertschätzung des in Beethovens Musik aufgehenden Künstlers.
Die nächste Gelegenheit, ein besonderes „Weltklassik“ Konzert zu erleben, gibt es am Sonntag, den 15. Januar 2023 um 17 Uhr im Theatersaal Melchiorsgrund. Nikita Volov spielt sein Programm: „Rachmaninow zum 150. Geburtstag – im Kreise seiner Freunde“ Reservierungen sind über E-Mail: info@weltklassik.de, oder die Webseite oder über Telefon: +49 151 125 855 27 möglich.
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