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Konrad Rüssel mit der goldenen Anstecknadel und Wappenteller der Stadt Alsfeld ausgezeichnetEin Projekt im Zeichen der Erinnerungskultur

ALSFELD (tsz/ls). Es ist schon eine besondere Auszeichnung, die den ehemaligen ASS-Schulleiter Konrad Rüssel da zuteil wurde. Es ist aber auch ein besonderes, ehrenamtliches Engagement, das dieser Auszeichnung vorangegangen ist. Für seinen unermüdlichen Einsatz rund um die Gedenkstätte Haus Speier wurde Konrad Rüssel mit der goldenen Anstecknadel und dem Wappenteller der Stadt ausgezeichnet.

Unbekannt ist Konrad Rüssel in Alsfeld wahrlich nicht. Das liegt aber nicht nur an seinem Engagement als Lokalpolitiker oder aber an seiner Bekanntheit als ehemaliger Schulleiter des Alsfelder Gymnasiums, vor allem aber liegt das an dem vielfältigen Engagement, was Rüssel seit vielen Jahren ehrenamtlich rund um die Stadt aufbringt. Genau dafür wurde er nun mit der goldenen Anstecknadel und dem Wappenteller der Stadt ausgezeichnet.

Es war eine Feierstunde in einem kleinen Rahmen, jedenfalls wenn man sie mit den Auszeichnungen in der Vor-Corona-Zeit vergleicht. Dennoch sei sie würdig, erklärte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule zur Feierstunde im Rathaus.

Sowohl im Schulleben, als auch im Berufsleben hätten sich sein Leben und das von Konrad Rüssel schon mehrfach gekreuzt, was die Vielseitigkeit des Engagements zeige. An diesem Tag allerdings, ging es zu großen Teilen um die Verdienste Rüssels rund um die heutige Gedenkstätte Haus Speier in Angenrod, die er gemeinsam mit dem gleichnamigen Verein wieder aufgebaut hat – „ein Beitrag, der in dieser schwierigen Zeit ein Zeichen der Erinnerung setzt“, wie es Rüssel später selbst beschreiben sollte.

Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule übergab Konrad Rüssel die Goldene Anstecknadel und en Wappenteller der Stadt. Fotos: tsz

Vor 55 Jahren habe Rüssel in Alsfeld seine neue Heimat gefunden und an der Albert-Schweitzer-Schule als Lehrer unterrichtet – die letzten Jahre bis hin zu seiner Pension in 1997 sogar als Schulleiter. Schon früh habe er begonnen, sich ehrenamtlich zu engagieren und wurde 1972 zum ersten Mal in die Stadtverordnetenversammlung gewählt, wo er sein Mandat ein ganzes Jahrzehnt innehatte. Nachdem er sich 16 Jahre im Ortsbeirat von Altenburg engagierte, sitzt er seit diesem Jahr erneut in den Reihen des Alsfelder Stadtparlaments: als Mitglied der ALA.

Schon in den 1990er Jahren engagierte sich Rüssel bei der Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“, die sich für den Schutz und die Rechte von asylsuchenden Menschen in Deutschland und Europa einsetzt und natürlich der Wiederaufbau der heutigen Gedenkstätte Haus Speier in Angenrod, wofür er sich die letzten Jahre engagiert hatte. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern und Asylbewerbern wurde zunächst der gleichnamige Verein gegründet und dann im Laufe der Jahre das denkmalgeschützte Haus saniert und wieder aufgebaut. Heute dient es als Gedenkstätte an die jüdischen Dorfbewohner, ehe sie in der NS-Zeit deportiert wurden.

Speier Haus als Sinnbild für bunten Vogelsberg

Damit, so rundete Paule seine Rede ab, habe die Geschichte bis hin zu dieser Auszeichnung seinen Lauf genommen. Joachim Legatis, der Vorsitzende des Vereins zum Haus Speier, beschrieb das Projekt als ein Brücken-Schlagen  zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, was federführend durch Rüssel erst gelungen sei, der die vergangenen Jahre die Zügel in die Hand genommen habe und dabei „willensstark, aber demokratisch“ vorgegangen sei.

„Das, was wir schaffen wollten, war eine Vogelsberger Erinnerungskultur“, erinnert Legatis an die Beweggründe. Die Anfänge seien nicht leicht gewesen, war doch die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht groß. Mittlerweile sei auch die Bevölkerung begeistert von dem Projekt und er sei froh, dass Rüssel das Vorhaben mit voller Kraft durchgezogen habe.

Paule beim Verlesen der Urkunde.

„Manchmal frage ich mich: ‚Warum habe ich das alles gemacht?'“, warf Rüssel selbst ein. Er habe eine einfache Antwort darauf gefunden: Es habe ihm Spaß gemacht – vor allem, da es ein Projekt mit Nachhall für die kommenden Generationen sei. Mitunter sei sein Optimismus ein Ansporn gewesen, etwas zu erreichen und es sei erfreulich, dass etwas entstanden sei, das auch gut aussieht. „Das Haus Speier ist eine gelungene Sache geworden. Ein Beitrag, der in dieser schwierigen Zeit ein Zeichen der Erinnerung setzt“, kommentierte Rüssel.

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