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Ein Besuch bei den Oldtimer-Freunden Ohmtal in Dannenrod„Bei der ersten Restauration hat es ‚Klick‘ gemacht“

DANNENROD (akr). Die zwei Hallen am Ortseingang des Homberger Stadtteils Dannenrod lassen von außen zunächst nicht erahnen, welche Schätze sie im Inneren beherbergen. Die Schätze, damit sind Oldtimer der Oldtimer-Freunde Ohmtal gemeint.  Aber eben nicht nur alte Traktoren, Autos, Motorräder oder sonstige Fahrzeuge, sondern auch alte Gegenstände und Maschinen. Über 200 Exponate gibt es dort in den beiden Hallen zu entdecken. Und so kann es eben sein, dass man an einer alten Kreissägenschärfmaschine vorbeiläuft und plötzlich in einer Werkstatt eines Schuhmachers aus den 30er Jahren steht, nicht weit entfernt von einer Esso-Zweitaktzapfsäule, die noch von Hand betrieben wurde.

„1986 waren es zwei Verrückte aus Ober-Ofleiden, die auf Jagd gingen, mittlerweile sind es etwa 150“, erinnert sich Karl-Heinz Pfeffer zurück an die Gründung des Vereins, der für die zahlreichen Schätze auf dem großen Gelände des rund 200-Seelen-Dorfes verantwortlich ist. Einer der Verückten ist Pfeffer selbst, der Verein von dem gesprochen wird die Oltimer Freunde Ohmtal. Pfeffer und sein Freund Harald Wendrich waren von Beruf Jäger. Als sie damals einen Hochsitz bauen wollten, brauchten sie für die Beschaffung des Materials einen Bulldog – doch die Bauern hatten keine Zeit. Also entschlossen sich die beiden kurzerhand selbst einen Bulldog zu restaurieren, die Geburtsstunde des Vereins.

Immer mehr Gleichgesinnte haben sich gefunden

Mit der ersten Restauration war die Leidenschaft geboren. „Bei der Restauration hat es Klick gemacht, so hat uns der Virus erreicht“, lächelt Pfeffer. So war es nicht verwunderlich, dass nach und nach immer mehr Bulldogs hinzukamen. Doch nicht nur das: es fanden sich auch immer mehr Gleichgesinnte, 1988 bestand der Verein – damals noch nicht offiziell eingetragen – aus 15 Mitgliedern. Auch das erste große Dreschfest in Erbenhausen war ein voller Erfolg. Irgendwann kam dann aber die Frage auf: wohin mit den ganzen Bulldogs? Die alte Mühle in Ober-Ofleiden war zu klein geworden, neue Räumlichkeiten mussten her.

Mit einem Bulldog fing alles an – mittlerweile stellt der Verein rund 200 Exponate in den zwei Museumshallen aus Fotos: akr

In Mardorf, einem Stadtteil von Amöneburg, sind die Oldtimer-Liebhaber dann fündig geworden. In einem alten Kuppelbau sollten die mittlerweile 15 Schätze untergebracht werden. Als man dann mit dem ersten Bulldog in den 300 Quadratmeter großen Saal fuhr, machte es plötzlich „knack“. Der Holzboden konnte dem Gewicht des Oldtimers nicht stand halten. Mit Eisenträgern und Beton hat es dann schlussendlich geklappt. In Mardorf blieben die Oldtimer-Freunde dann erstmal für ein paar Jahre.

1995 entschied man sich dazu, sich mit den Dannenröder Bulldog-Freunden zusammenzuschließen. „Aus wirtschaftlichen und kameradschaftlichen Gründen, wir wollten zusammenarbeiten“, erzählt Pfeffer. Gemeinsam suchte man erneut nach einer Unterkunft, die man dann mit dem Gelände am Ortseingang von Dannenrod fand. „In Schweinsberg wurde vor Jahren von einigen Vereinsmitgliedern eine alte Scheune gerettet, die eigentlich verbrannt werden sollte.

Am Ortseingang von Dannenrod fand der Verein eine neue Heimat.

Stück für Stück baute man sie auseinander, alle Teile wurden nummeriert. Sechs Jahre haben wir sie bei einem Mitglied in Erbenhausen gelagert, erinnert sich Pfeffer zurück. Da auf dem Grundstück keine Halle stand, baute man die gerettete Scheune in Eigenarbeit wieder auf, die seit jeher besser bekannt ist als „die kleine Halle oder kleine Museumshalle“.

Zeit für die heilige und für die große Halle

Die Ärmel hochgekrempelt und in die Hände gespuckt wurden dann noch zwei weitere Male: in Eigenregie entstand zunächst das Vereinsheim „Glühkopf“. In der „heiligen Halle“, wie sie die Mitglieder liebevoll bezeichnen, finden die regelmäßigen Stammtische statt. Hier tauscht man sich aus, hier nimmt man sich eine Auszeit vom Restaurieren. Das zweite große Projekt war die große Halle. Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten, die teilweise in Eigenregie erfolgten. „Auch die kleine Halle war eben irgendwann zu klein“, lacht das Gründungsmitglied. „Und auch die große Halle platzt wieder aus allen Nähten“, flüstert er und kann sich das Grinsen dabei nicht verkneifen.

In all den Jahren sind nämlich nicht nur Bulldogs von den Vereinsmitgliedern wieder hergerichtet worden. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, „altes Kulturgut“ zusammen zu tragen, vor dem Verfall zu retten, für die Ewigkeit festzuhalten. „Alles was alt ist, das ist unser Ziel“, sagt Pfeffer – und da ist in den rund 24 Jahren einiges zusammengekommen, das man in den beiden Hallen nach telefonischer Vereinbarung besichtigen kann. Der Museumsführer ist kein anderer als das Gründungsmitglied Pfeffer selbst. Zu jedem der 200 Exponate kann er eine Geschichte erzählen.

Ein echter Hingucker ist auch der Nachbau einer Daimler Motorkutsche, die Karl Heinz Pfeffer und zwei Kameraden nach originalen Zeichnungen gebaut haben.

Von allerlei alten Landwirtschaftsmaschinen, Feuerwehrautos, Motorräder oder Seifenkisten oder LKWs bis hin zur Zweitakt-Zapfsäule und Schuhmacher-Werkstatt – alles wurde liebevoll in stundenlanger Handarbeit wieder hergerichtet und funktionstüchtig gemacht. „Alles was hier steht fährt und auch alle Maschinen funktionieren“, erzählt Pfeffer mit Stolz und schmeißt die Kreissägenschärfmaschine an. Auch in der alten Schuhmacher Werkstatt könne man locker noch Schuhe herstellen.

In diese zwei Schätze wird noch viel Arbeit gesteckt

Zwei neue Schätze sind aber noch nicht auf Vordermann gebracht worden. So zum Beispiel die Kartoffeldämpfanlage. Allerdings kein kleines Küchengerät, sondern eine Großanlage aus der Viehzucht – und die soll spätestens bis zum großen Oldtimer-Treffen am ersten Septemberwochenende wieder fit sein. Das Oldtimerfest steht in diesem Jahr nämlich unter dem Motto „Kartoffel“ und der Dämpfer soll da zum Einsatz kommen.

Aber selbst wenn die Oldtimer-Liebhaber das zeitlich nicht schaffen sollen, immerhin ist die Anlage in einem ziemlich schlechten Zustand, komplett durchgerostet, können sie immer noch auf die anderen zurückgreifen, die sie in ihrem Bestand haben. „Wir haben aber schon so viel erreicht, ich bin mir sicher, dass wir es dieses Mal auch schaffen“, blickt das Gründungsmitglied positiv auf das erste Septemberwochenende.

Noch wird fleißig an den Teilen der Kartoffeldämpfanlage gearbeitet.

Das jüngste Oldtimer-Schätzchen ist eine alte Dampfmaschine, die von 1940 bis 1986 in einem Sägewerk in Londorf in Betrieb war. „Sie sollte verschrottet werden. Das wäre eine Schande gewesen, sie nicht für die Nachwelt zu erhalten“, betont Pfeffer. Doch bis auch sie ordentlich präsentiert werden kann, wird es noch eine ganze Zeit dauern. „Da wird noch ordentlich Arbeit reingesteckt“, freut er sich.

Und dann, wenn alles funktioniert, sich die Räder wieder drehen, Dampf erzeugt wird, ja dann wird das Gründungsmitglied wieder den Besuchern erklären können: „So hat das früher funktioniert“.

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