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Wie hat der Dreißigjährige Krieg in Alsfeld gewütet? Touristisches Angebot erweitert - Rundgang als Broschüre vorgestellt36 Seiten Dreißigjähriger Krieg in Alsfeld

ALSFELD (akr). Im vergangenen Jahr jährte sich der Dreißigjährige Krieg zum 400. Mal, von 1618 bis 1648 wütete er in Stadt und Land. Auch Alsfeld war mittendrin im Geschehen, konnte sich seinen Gräueltaten nicht entziehen. Doch wie ist dieser Krieg überhaupt entstanden? Wie hat das „Monstrum“ in Alsfeld gewütet? Fragen, die jetzt neben weiteren in der Broschüre „Als viele frembde voelcker unser land verwüsteten…“ und in einem zukünftigen Stadtrundgang erörtert werden.

„Es sind Momentaufnahmen, festgezogen an 18 Stationen der Stadt Alsfeld. Es ist keine gesamte Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“, erklärt der ehrenamtliche Stadtarchivar Michael Rudolf, von dem die Idee und die Texte der Broschüre stammen. Insofern erhebe die Broschüre keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was in diesem Umfang nicht zu realisieren sei.

Nachdem der Stadtarchivar im Herbst des vergangenen Jahres einen Rundgang zum Dreißigjährigen Krieg ihm Rahmen der Volkshochschule angeboten hatte, kam der Gedanke auf, das Gesagte in einem touristischen Angebot zu verschriftlichen. Rudolf betonte jedoch, dass er das Projekt nicht in der Rolle des Lehrers ins Leben rief, sondern als ehrenamtlicher Stadtarchivar. „Es ist ein städtische Projekt“, sagt er. Unterstützt wurde er bei der Drucklegung von Simone Schneider, der Leiterin des Tourist Center Alsfeld.

Der ehrenamtliche Stadtarchivar Michael Rudolf bei der Vorstellung der Broschüre. Alle Fotos: akr

Eine Broschüre über Krieg, Armut und Verwüstung

Es geht um Krieg, um Armut und um Teuerung. Es geht um die Verwüstungen im Land, die Pest und die Drangsale gegen die Alsfelder seit 1622. Doch nicht nur das: es geht auch um das militärische, politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Stadt. Um so manchen Verstoß gegen die Zucht und die Ordnung. Und all das gibt es in der Broschüre auf 36 Seiten zusammengefasst, die die Ereignisse in Wort und in Bild darstellen.

Doch die Broschüre ist noch nicht alles, denn sie bildet lediglich die Grundlage eines Stadtrundganges, der am 23. Juni, anlässlich des Alsfelder Kräuter- und Märchentages mit Zunft- und Handwerkermarkt, Premiere feiert. „An insgesamt 18 Stationen soll man einen Eindruck von der damaligen Not und des Elends vermittelt bekommen, was aber hier und da mit freudigen Ereignissen wie einer Hochzeit aufgehellt wird“, ergänzt Rudolf.

Auch dankte Rudolf Andreas Lenth, ohne dessen Mitwirken die Herausgabe undenkbar gewesen wäre, da er seine Sammlung an alten Postkarten und Fotos öffnete und die Broschüre mit Leben füllte. Auch die Reproduktionen von Marion Jäckel und Romina Scherz und die unkomplizierte Zusammenarbeit aller Beteiligten habe neue Perspektiven der Thematik eröffnet. Dafür dankte Rudolf allen Mitwirkenden.

TCA-Leiterin Simone Schneider, Michael Rudolf und Bürgermeister Stephan Paule bei der Vorstellung.

Geplant sei zudem, dass der Rundgang mit Spielszenen bereichert wird. „Menschen wollen nicht nur Geschichte hören, sie wollen Geschichte erleben“, betonte Schneider. Deshalb suche die Stadt auch Jugendliche, die sich für Schauspiel interessieren, die Lust haben, an den Rundgängen mitzuwirken. „Zehn Jugendliche haben sich schon bereit erklärt“, freut sich Rudolf.

Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten fördert das Projekt

Auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule lobte die Akteure und das städtische, sowie ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten. „Es ist eine tolle Aktion“, lobte der Rathauschef. Als Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins beantragte er gegenüber dem Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten eine finanzielle Unterstützung des Projekts. Und da das Projekt als besonders förderungswürdig eingestuft wurde, da der Dreißigjährige Krieg einen europäischen Konflikt mit weitreichenden negativen Folgen ist, der Europa bis heute prägt, gab es natürlich die entsprechende Förderung.

„Alsfeld ist ein Modell, das in die Wirren der machtpolitischen Interessen involviert wurde, in den Sog der territorialen Auseinandersetzungen geriet und mitwirken musste“, erklärte Paule. Auch CDU-Landtagsabgeordneter Michael Ruhl ließ es sich nicht nehmen, zur Vorstellung der Broschüre und dem touristischen Vorhaben der Stadt zu kommen. „Geschichtlich bin ich sehr begeistert“, sagte er und machte deutlich, dass das Thema von Landes- und europäischem Interesse ist.

Die Broschüre zum Thema „Als viele frembde voelcker unser land verwüsteten“ – Alsfeld 1618 bis 1648 – was ein Stadtrundgang über den Dreißigjährigen Krieg offenbart. Das Cover „Die Beschießung Alsfelds 1646“ stammt als Repro von Bodo Runte vom Geschichts- und Museumsverein. 

Die Broschüre bildet allerdings nicht nur die Grundlage für den neuen Stadtrundgang, sie soll auch in den Schulen für den Geschichts-, PoWi – und Religionsunterricht genutzt werden, „wenn man mal das Klassenzimmer in einen außerschulischen Lernort verlegen will“, lächelt Rudolf. Viele interessante Fragen also, die künftig mit einer 36-seitigen Broschüre und einem passenden Rundgang in Alsfeld beantwortet werden.

Ein Gedanke zu “36 Seiten Dreißigjähriger Krieg in Alsfeld

  1. Wo bitte, kann ich die Broschüre bekommen ? Als alter Alsfelder interessiert mich das schon.

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