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"Nie wieder Krieg"-Lesung und Konzert mit Esther Bejarano und Microphone Mafia in Nieder-Gemünden am 16. FebruarEine Jüdin, ein Katholik und ein Muslim auf einer Bühne

NIEDER-GEMÜNDEN (ol). Es dürfte wohl eine besonders außergewöhnliche Mischung sein: Eine 94-jährige deutsch-jüdische Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau und die Hip-Hop-Musiker der Bank Microphone Mafia. Seit zehn Jahren stehen die Jüdin, der Katholik und der Muslim gemeinsam auf der Bühne und bieten mit einer Mischung aus Rap und Widerstandstexten einen kraftvollen und zugleich berührenden Auftritt. Am 16. Februar sind sie gemeinsam in der evangelisches Kirche in Nieder-Gemünden und bieten mit ihrem Auftritt die Eröffnung der Kulturwochen.

In Nieder-Gemünden starten am 16. Februar die Gemündener Kulturwochen – und dazu hat das Organisations-Team von der Flüchtlingsinitiative Gemünden gleich eine ganz besondere Veranstaltung auf die Beine gestellt: Eine Lesung samt Konzert. Dazu kommt die 94-jährige Esther Bejarano in die evangelische Kirche nach Nieder-Gemünden.

Als Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau, spielte sie zusammen mit Anita Lasker-Wallfisch im Mädchenorchester. Später engagierte sie sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregims und im Internationalen Auschwitz-Komitee. Ihr Leben lang hat sie bereits auf der Bühne gestanden und kämpfte mit Auftritten im Bundestag, in Schulen, Kirchen Konzerthäusern sowie im TV und auf Demos gegen Rassismus und das vergessen.

Seit mittlerweile zehn Jahren geht sie gemeinsam mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia aus Köln auf Tour und kommt damit jetzt nach Nieder-Gemünden. Alles begann mit einem einfachen Telefonat: „Hallo hier ist der Kutlu von der Microphone Mafia“ und der erbosten Antwort: „Warum ruft die Mafia bei mir an, mit der Mafia will ich nichts zu tun haben“. 2008 trafen sich daraufhin Esther Bejarano und Kutlu Yurtseven von der Microphone Mafia in Hamburg und dieses Treffen war der erste Schritt dieses Leben gemeinsam zu leben, zu lieben: „Ama la vita“

Niemand, vor allem nicht Esther und Joram Bejarano sowie Kutlu und Rossi von der Mic Mafia selber, hätte gedacht, dass aus sechs Liedern, zwei Alben und aus einigen geplanten Konzerten in den letzten achteinhalb Jahren, über 600 Konzerte wurden. Aus dem Projekt wurde eine kleine Familie. Hier hat sich musikalisch, politisch aber vor allem menschlich eine Einheit entwickelt, die das gemeinsame Leben schätzt, schützt und liebt. Diese Liebe zu dem Leben und den Einsatz für ein solidarisches und respektvolles Zusammenleben, vermitteln die vier in ihrer Musik und vor allem im Umgang auf und neben der Bühne. Alle musikalischen, kulturellen und persönlichen Unterschiede bilden den Fundus für ihren künstlerischen und menschlichen Reichtum und Mix.

Der Rap von Kutlu Yurtseven, sowie die Widerstandslieder und Texte der 94-jährigen Sängerin versprechen einen kraftvollen und berührenden Abend und ein einzigartiges Erlebnis. „Ich singe solange, bis es keine Nazis mehr gibt“, sagte Bejarano einmal. Und noch immer singt sie – und am 16. Februar wird sie in Nieder-Gemünden singen.

Los geht es in der evangelischen Kirche in Nieder-Gemünden. Einlass ist ab 19 Uhr. Das Konzert beginnt nach der Eröffnung der Kulturwochen um 20 Uhr.

2 Gedanken zu “Eine Jüdin, ein Katholik und ein Muslim auf einer Bühne

  1. „Als Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau, spielte sie zusammen mit Anita Lasker-Wallfisch im Mädchenorchester. Später engagierte sie sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregims und im Internationalen Auschwitz-Komitee. Ihr Leben lang hat sie bereits auf der Bühne gestanden und kämpfte mit Auftritten im Bundestag, in Schulen, Kirchen, Konzerthäusern sowie im TV und auf Demos gegen Rassismus und das Vergessen.“
    Sonderbare Art, eine Biografie zusammen zu basteln! Als ob der „Auftritt“ im Mädchenorchester des KZs Auschwitz-Birkenau die erste Stufe einer internationalen Bühnenkarriere gewesen sei. Und natürlich spielte Esther Bejarano im KZ-Orchester nicht „als Überlebende“, sondern musste das Vernichtungslager während dieser Schicksalsjahre erst noch überleben. Als Überlebende spielte Bejarano im Mädchen-Orchester des KZs Auschwitz-Birkenau unter Garantie nicht mehr, denn nur ein Teil der Mitglieder hatte das Lager überlebt (https://www.dtv.de/buch/fania-fenelon-das-maedchenorchester-in-auschwitz-13291.pdf/). Bei Auflösung des Lagers gab es das Orchester schon nicht mehr.
    Auch ungeschickter sprachlicher Ausdruck kann der Darstellung der Realität die Schärfe nehmen und trägt so ungewollt zu ihrer Verharmlosung bei.

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