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Nach der Bedrohungslage in der Shell-Tankstelle in Lauterbach„Niemand sollte den Helden spielen“

LAUTERBACH (akr). Es ist das Horrorszenario eines jeden Kassierers und einer jeden Kassiererin. Vermummte betreten das Geschäft, zücken eine Waffe, bedrohen die Angestellten – so wie jetzt bei der Shelltankstelle in Lauterbach. Wie sollten sie sich in einem solchen Fall verhalten? Ein Anruf bei Wolfgang Keller, dem Pressesprecher der Polizei.

Gestern Abend gegen 23 Uhr: Ein unbekannter, maskierter Mann betritt die Lauterbacher Shell-Tankstelle in der Fuldaer-Straße. Nach Angaben der Polizei zückt er eine Schreckschusswaffe, bedroht die beiden Angestellten. Danach gibt er mehrere Schüsse in Richtung der Decke ab.

Bereits eine dreiviertel Stunde zuvor soll der Mann schon einmal in der Tankstelle gewesen sein und sich dabei daneben benommen haben. Die Angestellten sollen ihn daraufhin gebeten haben zu gehen, was der Mann auch getan haben soll. Doch er kam den Schilderungen der Polizei nach wieder, mit der Waffe. Geld oder dergleichen forderte der Mann nicht, es handelt sich also über keinen Raubüberfall, die Polizei spricht bei so etwas von einer Bedrohungssituation.

Oftmals sind es aber doch Kriminelle, die mit einer Waffe eine Tankstelle oder ein anderes Geschäft betreten, um die Tageseinnahmen oder Waren zu fordern. Polizeisprecher Keller gibt Tipps zum Verhalten in diesem Fall – und erklärt, warum Tankstellen oft ein beliebtes Ziel von Räubern sind.

Interview mit Polizeisprecher Wolfgang Keller

Oberhessen-Live: Herr Keller, täuscht das oder werden Tankstellen besonders häufig überfallen?

Wolfgang Keller: Tankstellen stehen schon im Fokus von Tätern. In Osthessen kommen Bedrohungen oder Überfälle von Tankstellen allerdings nicht so häufig vor.

Was glauben Sie macht Tankstellen für Überfälle so attraktiv?

Viele Tankstellen sind rund um die Uhr geöffnet. Viele Täter fühlen sich wahrscheinlich im Schutz der Dunkelheit sicher, wenn sie dann jemanden bedrohen oder tatsächlich ausrauben. Sie sehen es dann wahrscheinlich als einfache Möglichkeit, an Geld zu kommen.

Wie soll man sich als Angestellte verhalten, wenn man mit einer Waffe, einem Messer oder sonstigem bedroht wird?

Es ist zwar leichter gesagt als getan, aber man sollte definitiv Ruhe bewahren. Den Täter und sein Verhalten beobachten. Man sollte auf die Forderungen eingehen, die er stellt und auf keinen Fall den Helden spielen, denn das kann gefährlich werden. Wenn die Situation dann vorbei ist, dann sollte sofort die Polizei eingeschaltet werden.

Haben Tankstellen sowas wie einen „Stummen Alarmknopf“, den man drücken kann, wenn es zu einem Vorfall kommt?

Es besteht die Möglichkeit, dass solche Knöpfe vorhanden sind, viele Tankstellen haben aber stattdessen eine Videoüberwachung.

Bietet die Polizei ein Training für Angestellte an, um sich auf Überfälle vorzubereiten?

Ja, sowas gibt es. Ich bin selbst in der Prävention tätig und habe schon öfter Vorträge gehalten, wie man sich Tätern gegenüber verhalten sollte.

Wenn man überfallen wird, hat das ja in den meisten Fällen auch psychische Auswirkungen für die Betroffenen. Gibt es für die Opfer psychische Hilfestellungen?

Ja die gibt es. Wir stehen beispielsweise in Kontakt mit der Opferhilfe in Fulda oder dem Weißen Ring. Beides sind Vereine, die Menschen helfen, die Opfer von Kriminalität und Gewalt geworden sind. Das Unternehmen Shell bietet auch seinen Mitarbeitern psychologische Hilfe an.

Eine Sprecherin von Shell wollte sich nicht dazu äußern, ob die Tankstellen der Kette gegen Überfälle versichert sind. Wissen Sie, wie das Tankstellen generell handhaben?

Dazu kann ich keine Auskunft geben.

Welche Strafen drohen den Tätern?

Bei einem Raubüberfall mit Waffe, also einem schweren Raub, kann dem Täter laut § 250 des Strafgesetzbuches eine Freiheitsstrafe von fünf bis 15 Jahren drohen. Wenn man jemanden bedroht, ohne etwas zu fordern, dem droht laut § 241 des Strafgesetzbuches eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

3 Gedanken zu “„Niemand sollte den Helden spielen“

  1. @ Angestellte
    Erinnert mich sehr stark an die Situation der „Schlecker-Frauen“, die in der Regel mutterseelenallein in ihrer Filiale standen und die deshalb beliebtes Ziel von Raubüberfällen waren. Auch gegen den üblichen Kunden-Klau war man weitgehend machtlos, weil man nicht gleichzeitig hinten Ware auspacken und vorn an der Kasse auf die Zigaretten aufpassen konnte.

  2. An dem Tag war ich zufälligerweise bei der Tankstelle, die Dame an der Kasse war sehr freundlich, bevor ich den Laden verlies habe ich noch gedacht, gut das es noch so freundliche Menschen gibt die diese minderbezahlten Arbeiten machen.
    Gerade solche guten Menschen muss sowas treffen, war mein Gedanke als ich die nachricht laas.
    Wünsche den Damen alles gute und dem Täter den härtesten Richter Deutschlands.

  3. Das ist Wunschgedanke.
    Die Realität sieht so aus:
    Ein Bekannter von mir arbeitet in einem Getränkemarkt.
    Dieser Getränkemarkt wurde vor ca. 5 Jahren überfallen.
    Erste Frage des hessenweit mit Standorten versehenen Unternehmens:
    Wieviel Geld ist geraubt worden?
    Zweite Frage:
    Warum haben sie im Laufe des Tages keine Einnahmen abgeschöpft?
    Erst die dritte Frage lautete:
    Was ist ihnen passiert?
    Das sagt alles!!
    Zudem wurde der Mitarbeiter genötigt noch in der Folgewoche wieder zu arbeiten.
    Von Hilfe oder gar psychologischer Betreuung seitens des Unternehmens keine Spur.
    Es wurden seitdem keinerlei Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Kameras getroffen. Auf Nachfrage kam die Antwort: „Wer soll das bezahlen bei XXX Märkten?“
    Über einen stummen Alarmknopf kann man nur müde lächeln.
    Sowas gibt’s nur bei der Bank.
    Selbst die Tageseinnahmen muß man nach Feierabend (während der Freizeit) auf eigene Spritkosten und vor allem eigenes Risiko auf die Bank bringen.
    Da kommt kein Prosecure-Geldtransport am Folgetag und holt die Einnahmen ab wie bei einem Lebensmitteldiscounter.
    Für die hohen Herren sind die Mitarbeiter hier alles nur Nummern und keine Namen. Einen Betriebsrat gibt es nicht.
    So what?!?

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