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Sabine aus Alsfeld hatte kürzlich gefiederten Besuch aus dem ErzgebirgeWie Tabea, die Brieftaube, ihren Täuber wiederfand

ALSFELD (akr). Als Sabine am Donnerstag vor knapp zwei Wochen nach der Arbeit ihren Garten betrat, wollte sie sich einfach entspannen. Sie ahnte nicht, dass sich noch jemand dieses Plätzchen ausgesucht hatte, um sich auszuruhen: In der Ecke am Eingang kauerte eine kleine Brieftaube. Und die wurde von jemandem schon schmerzlich vermisst. 

Zunächst wusste Sabine gar nicht, dass es sich bei dem Besuch um eine Brieftaube handelte, erst eine Bekannte vom Tierheim machte sie darauf aufmerksam. Die tierliebe Frau handelte sofort, sie stellte der Taube einen Napf mit Wasser hin. „Verletzt war sie Gott sei Dank nicht“, sagt Sabine. Sie war einfach erschöpft. Schnell holte sie noch ein wenig Brot. Doch das rührte Tabea – so taufte Sabine ihren Schützling liebevoll – nicht an. „Mir war zunächst nicht bewusst, dass Tauben kein Brot essen, sondern nur Körner“, sagt sie. Die Tauben, die man beispielsweise aus der Innenstadt kennt, die essen Brot, weil sie einfach ausgehungert sind.

Dem kleinen Gast wurde erst einmal eine große Schüssel Körner gegeben. Foto: privat

Tabea wird nicht nur von ihrem Züchter vermisst

Sabine meldete sich beim Verband Deutscher Brieftaubenzüchter und wurde an einen Experten aus Angenrod weitergeleitet. Eine Woche lang verbrachte die Taube bei Sabine im Garten, wo sie von ihr aufgepäppelt wurde. „Sie hat im Garten auf mich gewartet, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Sie hat sogar auf ihren Namen gehört“, freut sie sich. Richtig zahm sei sie gewesen. Sogar nachgeflogen ist Tabea ihr ein Mal: „Ich wollte in den Bioladen gehen, auf einmal hörte ich Tabea im Baum“. Doch auch als sich Tabea wieder erholt hatte, machte sie sich nicht auf dem Heimweg.

Sabine kontaktierte den Taubenzüchter aus Angenrod, der sie abholte und in einer Voliere, einem großen Vogelkäfig, in dem die Vögel fliegen können, unterbrachte. Über ihren Ring konnte der Züchter herausfinden, wem Tabea eigentlich gehört. „Der Besitzer war überglücklich, als man ihn anrief, dass seine Taube gefunden wurde“, erzählt Sabine.

Die drei Jahre alte Tabea wurde nämlich schon eine Weile vermisst: Vor ungefähr zwei Wochen wurde sie und viele weitere Brieftauben aus dem Erzgebirge mit dem sogenannten „Kabinenexpress“, einem Lastwagen, speziell für den Transport von Brieftauben, zum Flugplatz bei Leusel gefahren. Hier sollten die Tauben als Trainingsflug wieder zurück ins Erzgebirge fliegen – innerhalb von vier Stunden.

Tabea in der Voliere in Angenrod. Foto: privat

Doch aus unerklärlichen Gründen wurde Tabea bei ihrem Flug gestört. „Vier Tage irrte sie um Alsfeld herum, bis sie bei mir im Garten ankam“, erzählt Sabine. Das traurige an der Geschichte: Tabea hat einen Taubenpartner, einen Täuber, der im Erzgebirge schon auf seine Dame wartet. „Tauben bleiben ein Leben lang zusammen und sind sich treu“, sagt sie. Der Täuber sei schon ganz traurig gewesen, habe ihr der Besitzer erzählt. Der hat Tabea inzwischen abgeholt.  „Ich werde sie schon echt vermissen“, sagt Sabine leicht bedrückt.

„Aber ich habe ja ein paar Erinnerungsstücke von ihr“, lacht sie und deutet auf den Vogelkot auf dem Sonnenschirm im Garten. Und Sabine hat etwas dabei gelernt. Es sei wichtig, dass Menschen wüssten wie sie sich zu verhalten hätten, wenn sie eine Taube finden. „Manchmal wollen die sie sich nur ein wenig ausruhen, dann stellt man ihnen Wasser und etwas zu Essen hin und schaut, ob sie von alleine wieder wegfliegen.“

Zum Schluss spricht Sabine noch eine kleine Einladung aus: „Das war eine Bereicherung für mein Leben, ihr Tauben könnt euch gerne alle bei mir im Garten ausruhen“, sagt sie, und lacht dabei.

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