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Ein Bild im Film "Monsieur Pierre geht online" sorgt für ÜberraschungWie es Alsfelds Rathaus ins französische Kino schaffte

ALSFELD (jal). Ist das, ist das nich…? Nein, das kann doch gar nicht sein. Oder doch? Neee! Doch, doch das ist es. Wahrhaftig! Gegen Ende eines französischen Kinofilms huscht die Kamera ein paar Mal über ein Bild an einer Wand, das beim genaueren Hinsehen das Alsfelder Rathaus zeigt. Nur: wieso? Die Geschichte einer kleinen Spurensuche. 

Es ist Montag, der 5. Februar, als plötzlich das Telefon in der OL-Redaktion klingelt. Ein Leser ist dran. Er habe gerade etwas total verrücktes entdeckt, sagt er sinngemäß. Das Alsfelder Rathaus. In einem Kinofilm aus Frankreich. Bei Minute 72 bis 73. Der Name des Streifens: Monsieur Pierre geht online. Ob das nicht eine kleine Geschichte sei, fragt er.

Verdutztes und gleichzeitig aufgeregtes Schnattern in der Redaktion. Der Film sagt niemandem etwas. Schnell setzt man sich an die Rechner, um die gängigen Streamingportale zu durchforsten. Im Kino läuft der Film nämlich schon eine Weile nicht mehr. Maxdome? Nichts. Netflix? Auch nicht. Da! Amazon hat ihn – aber er ist nicht im Filmabo mit enthalten. Digital kann man ihn aber ausleihen. Die 1,99 investieren wir gerne.

Die Redaktion versammelt sich also um einen der Computer, man spult vor – und guckt gemeinsam verdutzt. Es müsste wahrlich mit dem Teufel zugehen, wenn das da nicht unser Alsfelder Rathaus sein sollte. Es hängt an einer Wand vor bordeaux-beige-weiß gestreifter Tapete in einer etwas düsteren, aber gemütlich eingerichteten Wohnung.

Um was geht es in dem Film?

Unterhalb des Bildes sitzen zwei dunkelhaarige und eine blonde Frau gemeinsam mit einem älteren Mann mit langen, grauen Haaren an einem Frühstückstisch. Ob das dieser Monsieur Pierre ist? Gute Frage. Noch bessere: Um was geht es eigentlich in dem Film? Schnell mal in der Beschreibung lesen. „Pierre ist ein vereinsamter, griesgrämiger Witwer. Um ihn zurück ins Leben zu schubsen, bittet seine Tochter Sylvie Alex, einen erfolglosen Schriftsteller und Freund ihrer Tochter, Pierre mit der Welt des Internets vertraut machen. Das Lernduo tut sich schwer, bis Pierre über ein Datingportal stolpert.“

Aha.

Unser Interesse ist geweckt. Also, weniger an dem Film an sich fürs Erste, dafür an der Frage, wie unser Rathaus da reingekommen ist. Nach einer kurzen Netzrecherche hat man plötzlich die Chefin einer PR-Firma am Telefon. Irgendwie freudig aufgeregt schildert man ihr sein vielleicht etwas schräges Anliegen, fragt, ob sie vielleicht rauskriegen könnte, wie und warum da so ein Foto an der Wand  – und so weiter.

Die Dame wirkt etwas gestresst. Und sie ist es auch. Die Berlinale steht vor der Tür. Ausnahmezustand, heißt das übersetzt. Da müssen sich alle, die Fragen nach irgendwelchen Provinzrathäusern in französischen Komödien haben, ganz hinten anstellen. Mitte März sei alles rum, da könne man ja mal eine Mail schreiben, heißt es.

Man gehorcht und schreibt nach der Berlinale brav seine Mail. Einige Zeit später dann die Antwort: „Lieber Herr Auel, ich habe Ihre Fragen an den deutschen Koproduzenten weitergeleitet, der quasi der einzige ist, der sie beantworten könnte. Sobald ich von ihm höre, melde ich mich bei Ihnen.“

Nicht vergessen: Das A ist kurz!

Entweder ist inzwischen schon wieder ein Ausnahmezustand in der Filmwelt ausgebrochen – oder der Herr Koproduzent hatte keine Lust die vermutlich 8437 Requisiten-Listen durchzuwühlen und herauszuklamüsern, warum er jetzt ausgerechnet dieses verflixte Bild an diese Wand dübeln ließ, wo genau er es her hatte und ob es wirklich das Rathaus von diesem Alsfeld (von dem man auf keinen Fall das A langgezogen aussprechen darf, weil einen dann sonst alle dort hassen) zeigt.

Denn bis heute haben wir leider keine Antwort erhalten, was ziemlich schade ist. Weil wir euch trotzdem an unserem bisherigen Wissen teilhaben lassen wollten, ist dieser Text entstanden. Den Film gibt es auf DVD – und mittlerweile auch doch als Stream im Prime-Abo bei Amazon. Viereinhalb von fünf Sternen hat er dort bekommen. Auch die OL-Redaktion meint: „Monsieur Pierre geht online“ ist typisch französisches Kino und wirklich sehenswert – und das liegt nicht nur am Gastauftritt des Alsfelder Rathauses.

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