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Eichhof-Stiftung Lauterbach und Vogelsberger Lebensräume realisieren Jugend- und Familienhaus in LauterbachEinen Ort für ein lebendiges Miteinander schaffen

LAUTERBACH (ol). Auf dem Areal der ehemaligen „Alten Gärtnerei“ an der Wascherde in Lauterbach-Blitzenrod wird ein inklusives Jugend- und Familienzentrum der Vogelsberger Lebensräume entstehen.

In Kooperation mit dem Jugendamt in Lauterbach ist ein Ort des Zusammenwachsens und der Begegnung geplant. Im Rahmen von „HueD – Hilfen unter einem Dach“ soll dieser zwölf stationäre, sechs teilstationäre und 27 ambulante Plätze anbieten. Investor und Träger des 2,5 Millionen Euro teuren Projektes ist die Eichhof-Stiftung Lauterbach.

Wohnortnahes Familien- und Jugendzentrum

Nachdem der Magistrat der Stadt Lauterbach grünes Licht für den Verkauf des Grundstücks gegeben hat, der Umzug des Personals der Stadtgärtnerei in den städtischen Betriebshof bereits vollzogen ist und in den nächsten 6 Monaten die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden, solle auf dem ca. 4.000 Quadratmeter großen Gelände ein Gebäude mit 1.200 Quadratmetern Nutzraum entstehen, sowie eine Außenanlage mit Terrasse und Garten angelegt werden. Hier werde ein wohnortnahes Jugend- und Familienzentrum entwickelt, das alle Hilfen für Familien, Eltern, Jugendliche und Kinder – von der Beratung über ambulante und teilstationäre bis zu stationären Leistungen – personenbezogen anbiete.

Geplant sei ein Haus für zwölf Kinder bzw. Jugendliche und ihre Familien, die den Schutz des Daches auch über Nacht benötigten, für sechs Kinder bzw. Jugendliche und ihre Familien, mit denen der Tag gestaltet werde, und für 27 Kinder und Jugendliche und ihre Familien, die in ihrer häuslichen Umgebung unterstützt werden sollten. Die Lage des Grundstücks mit der Nähe zur Schule, zu den Freizeitanlagen und zum Stadtzentrum sei ideal, sind sich die Verantwortlichen der Eichhof-Stiftung Lauterbach, der Vogelsberger Lebensräume und des Jugendamtes Lauterbach einig.

Der Architektenplan zum Projekt soll bis zum Herbst dieses Jahres umgesetzt werden. Foto: Eichhof-Stiftung Lauterbach

Seit mehreren Jahren laufe der Umbau in der Jugendhilfe im Vogelsbergkreis hin zu mehr Sozialraumorientierung. Dabei werde vermehrt auf die Zusammenarbeit zwischen Jugendämtern und freien Trägern gesetzt. „Es ist eine einmalige Chance, die familiäre Lebenswirklichkeit einer ganzen Region mitzugestalten. Ziel ist es, mit pädagogischer Unterstützung und Hilfestellung Familien, deren Verbund aus den Fugen geraten ist, wieder zusammenzuführen“, erklärt der Leiter der Vogelsberger Lebensräume Harry Bernardis. Das Jugendamt des Vogelsbergkreises ist Partner der Einrichtung und finanziere als Leistungsträger den laufenden Betrieb über ein pauschales Entgelt. Ein Team von 20 bis 25 ausgebildeten Sozialpädagogen in Voll- und Teilzeit soll die Begleitung und Unterstützung der Familien übernehmen.

Bernardis wolle das Jugend- und Familienhaus nicht als Betreuungseinrichtung verstanden wissen. „Wenn Eltern ihre Erziehungsleistung nicht mehr selbstständig erbringen können, Kinder und Jugendliche in Not Hilfe suchen oder das Jugendamt Bedarf zur Unterstützung sieht, dann sind wir gefordert, gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen, wie das familiäre Miteinander, das Verständnis füreinander und Liebe als Basis von Wertschätzung und Versöhnung behutsam wieder aufgebaut werden können.“

Ein Raum für Schutz und Begegnungen

Um den hohen inhaltlichen Ansprüchen des Projektes gerecht zu werden, haben sich die Verantwortlichen der Vogelsberger Lebensräume gemeinsam mit dem in Fulda lebenden Philosophen, Theologen und Religionswissenschaftler Dr. Christoph Quarch der Frage gewidmet, was die Wesensmerkmale des Wohnens seien und versucht, die Bedeutsamkeit für die soziale Arbeit und die architektonische Umsetzung zu formulieren. „Es gilt einen Raum zu gestalten, der offen und geschlossen zugleich ist, der schützt und zu Begegnung einlädt und dabei so viel Normalität wie möglich zulässt.

Dazu gehört auch, dass Freunde und Gäste der Heranwachsenden jederzeit zu Besuch kommen können“, erklärt Harry Bernardis. In seinem Vorhaben habe der erfahrene Sozialpädagoge mit dem Architekturbüro Dominique Tzschoppe aus Frankfurt am Main einen Partner gefunden, der über ein großes Verständnis für derlei inhaltliche Ansatzpunkte verfüge und bereits an anderer Stelle erfolgreich in ähnlichen Projekten tätig gewesen war.

Unterstützung bekommen die Vogelsberger Lebensräume auch vom Förderverein Psychiatrie Vogelsberg e. V., deren Vorsitzende Dr. Britta von Molo sich aktiv der Mittelakquisition – neudeutsch Fundraising – widmen will. „Wir wollen dafür Sorge tragen, dass neben der Regelversorgung darüber hinausgehende Projekte möglich sind. Dazu gehört die Anschaffung von besonders haltbaren Spielgeräten, Fahrrädern oder die Einrichtung eines Basketballplatzes. Auch in der Ausstattung des Gebäudes wollen wir mehr Wertigkeit zum Beispiel mit Holzmöbeln schaffen“, erklärt die Vorsitzende. Ihrer Erfahrung nach würden hochwertige Gegenstände mehr wertgeschätzt, da sich diese Wertewahrnehmung auch auf die Menschen übertrage.

Die Suche nach Sponsoren

Ein weiteres Anliegen sei es dem Förderverein auch, ein Nachbarschaftscafé einzurichten, damit Freunde, Nachbarn oder Gäste des Jugend- und Familienhauses bewirtet werden können und einen Ort vorfänden, an dem eine zwanglose Begegnung stattfinden könne. Zu diesem Zweck suche der Förderverein private Sponsoren und Unternehmen, die bereit wären, mit kleinen und großen Spenden das einmalige Vorhaben in Lauterbach zu unterstützen. „Wir werden in den kommenden Wochen mit einem Anschreiben an Unternehmen in der Region für unser Projekt werben“, sagt Dr. Britta von Molo.

Aber auch Kleinspenden seien dem Förderverein sehr willkommen. Selbstverständlich werde der Förderverein dafür Sorge tragen, dass die Gelder zweckgebunden eingesetzt werden. Auf einer Tafel sollen die Sponsoren genannt werden und sie können sich – wenn alles nach Plan verläuft – ab Herbst dieses Jahres von der Umsetzung selbst ein Bild machen, denn dann soll die „Alte Gärtnerei“ den Betrieb aufnehmen.

7 Gedanken zu “Einen Ort für ein lebendiges Miteinander schaffen

  1. Peinlich!
    Ich frage mich ernsthaft ob Herr Bernardis, wirklich weiß wo von er da spricht. Wann hat denn Herr Bernardis das letzte mal mit Jugendlichen und deren Lebenswelt zusammen gearbeitet. Ich selbst bin schon ewig in der Jugendhilfe tätig, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das hier alles ein Stück weit ein große Show ist. Solch eine Möglichkeit sollte man doch eigentlich nicht zur Selbstdarstellung nutzten sondern eher mal den Fokus auf die Familien, Kinder und Jugendlichen richten. So langsam geht mir diese Sozialraum Geschichte auf die Nerven. Wenn sozialräumliches arbeiten im Vogelsbergkreis bedeutet, dass derjenige Gewinnt, der sich am besten präsentieren kann, dann gute Nacht. Liebe Vohelsberger Lebensräume weniger ist manchmal mehr. Ja PR gehört zu einer Eröffnung dazu, aber wenn nur eine, noch nicht mal eröffnete Einrichtung immer nur im Rampenlicht steht, dann frage ich mich, wo bleibt die Sozialraumorientierte Nachrichtenerstattung? Gibt es denn nicht noch unzählige ander Jugendhilfe Einrichtungen, die seit Jahren gute Arbeit leisten und eine Berichterstattung verdient hätten?
    Bis zur Eröffnung darf es nun auch mal stiller werden um die Lebensräume! Den anderen Einrichtungen zuliebe, die es im Vogelsbergkreis nun mal auch gibt. Letztendlich kann ich mich allem gesagten nur anschließen.
    Liebe Vogelsberger Lebensräume, ihr kocht letztendlich auch nur mit Wasser!

  2. Kritische Worte/ Gedanken werden also Komentarlos gelöscht? Schade! Da hätte ich mehr erwartet!

  3. Ein paar Ausgaben „Schöner Wohnen“ hätte meine Oma auch noch im Keller und könnte diese Spenden! Herr Lange vielleicht sollten wir uns zu einer sammelspende zusammen schließen?

    Meiner Meinung nach Realitätsfern… Bei dem ganzen Gerede über Einrichtung, Lebenswelt usw. kommt mir die eigentliche Arbeit zu kurz!

    Mein Rat weniger Bla Bla mehr Taten sprechen lassen.

    Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall! Und die Leidtragenden sind dann die Kinder und ihre Familien.

  4. Sorry,
    mein PC spinnt regelmäßig, wenn UPDATES geladen werden. Bitte letztes Wort (Anschaffungen) streichen. Und natürlich heißt es A-k-tivitäten.

  5. Ein sehr modernes, offenes Konzept der Kinder- und Jugendhilfe, das so gar nichts mehr zu tun hat mit den früheren Hlfe- bzw. Heimstrukturen. Es ist sicherlich auch sinnvoll, wenn die Planer und das spätere Mitarbeiterteam sich frühzeitig zusammen setzen, um die Architektur und die Einrichtung möglichst gut auf den zukünftigen Alltag abzustimmen. Das funktioniert erfahrungsgemäß nur, wenn alle Beteiligten sehr genaue Vorstellungen von den zukünftigen Arbeitsabläufen haben. Und eine zweite Erfahrung ist, dass die spätere Praxis dann alle Vorausplanungen wieder über den Haufen wirft. Mein Rat: Nicht immer wieder das Rad neu erfinden wollen und nicht zu verstiegene Konzepte und Ansprüche formulieren, denn an denen wird man hinterher gemessen. Vor einiger Zeit war unter Sozialpädagogen der Spruch sehr verbreitet: Kinder brauchen keine Therapie, sondern einen besseren Alltag! So ein besserer Alltag ist oft mit sehr bodenständigen Mitteln und ohne hochtrabende Theorien herzustellen. Da sind vielleicht die Beschaffung zusätzlicher Mittel durch den Förderverein Psychiatrie Vogelsberg e.V. für Anschaffungen und Ativitäten über den Regelbedarf hinaus wichtiger als bewusstseinsfördernde Exerzitien über die „Wesensmerkmale des Wohnens“
    an und für sich.
    Anschaffungen

  6. Korrektur:
    Die mag ja darin bestehen, „gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen, wie das familiäre Miteinander, das Verständnis füreinander und Liebe als Basis von Wertschätzung und Versöhnung behutsam wieder“ aufzubauen i s t .

  7. „Es ist eine einmalige Chance, die familiäre Lebenswirklichkeit einer ganzen Region mitzugestalten.“
    Da spricht man ein großes Wort gelassen aus. Ein wohnortnahes Jugend- und Familienhaus soll also entstehen. Neue Formen von Einrichtungen, begleitet von einem Schwall darauf zugeschnittener theoretischer Vorüberlegungen und Konzepte, entstehen praktisch am laufenden Band. Oft ist das alter Wein in neuen Schläuchen oder umgekehrt. Der in aller Regel reformskeptischen Bevölkerung sind solche Neuerungen – nicht nur angesichts einer hoch abstrakten wissenschaftlichen Rhetorik – immer schwerer zu vermitteln.
    Was soll sich in dem neuen wohnortnahen Jugend- und Familienzentrum eigentlich abspielen? Was ist ein „wohnortnahes Zentrum“? Entweder wohnortnah, also dezentral, oder zusammengefasst in einem Zentrum. Das Paradox müsste einem erklärt werden. Dem Bericht entnimmt man: Es wird dort gewohnt: teils stationär, teilstationär und ambulant. Die Bewohner sind Kinder und Jugendliche, also dürfte es sich um eine Art Kinder und Jugendheim handeln. Irgendwie sind auch die Familien dieser jungen BewohnerInnen beteiligt und können in den offenen Tagesbereich integriert werden; wohnen dort aber offensichtlich nicht. „Betreuung“ im herkömmlichen Sinn soll dort nicht geleistet werden. Aber andererseits auch wieder doch. Denn was ist die Arbeit mit „Eltern [, die] ihre Erziehungsleistung nicht mehr selbstständig erbringen können“, Kindern und Jugendlichen „in Not [, die] Hilfe suchen“ oder für die „das Jugendamt Bedarf zur Unterstützung sieht“, anderes als „Betreuung“? Die mag ja darin bestehen, „gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen, wie das familiäre Miteinander, das Verständnis füreinander und Liebe als Basis von Wertschätzung und Versöhnung behutsam wieder“ aufzubauen. Aber warum darf man das jetzt nicht mehr Betreuung nennen? Und was machen die Betreuer, pardon, was macht das „Team von 20 bis 25 ausgebildeten Sozialpädagogen in Voll- und Teilzeit“ so den lieben langen Tag? Ach ja, die sollen „die Begleitung und Unterstützung der [ansonsten unbetreuten] Familien übernehmen“, machen sich aber ihre Aufgabe angesichts der „hohen inhaltlichen Ansprüche[n] des Projektes“ offensichtlich reichlich schwer. Es wird dort – man merke auf – nicht einfach nur platterdings gewohnt, sondern „im Bewusstsein der Wesensmerkmale des Wohnens“. Um letztere in ersteres zu rufen, wurde ein „in Fulda lebende[n/r] Philosoph[en], Theologe[n] und Religionswissenschaftler“ (Kein Quarch!) gedungen, der – Bonus, Bonus! – zusätzlich dabei hilft, „die Bedeutsamkeit [dieser Wesensmerkmale] für die soziale Arbeit und die architektonische Umsetzung zu formulieren“. Das ganze noch mal fachlich anspruchsvoll zusammengefasst: „Es gilt einen Raum zu gestalten, der offen und geschlossen zugleich ist, der schützt und zu Begegnung einlädt und dabei so viel Normalität wie möglich zulässt.“
    Haben Sie’s jetzt verstanden? Ich habe noch ein paar Jahrgänge „Schöner Wohnen“ aus dem Lesezirkel im Keller. Die würde ich für den guten Zweck sehr gerne und dringend sachspenden!!!

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