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„Ahleburg Helau“ mit schrägem Humor und vollem DGH als Garant für gute StimmungWenn der Lappearsch mit der Loreley Altenburger Schach spielt

ALTENBURG (ol). Schon lange vor dem offiziellen Start um 19.11 Uhr war der Saal im Altenburger DGH brechend voll – „Ahleburg Helau“ hieß an diesem Abend, und 260 Gäste aus nah, fern und sehr fern waren in den fantasievollsten Kostümen gekommen, um gemeinsam nach Herzenslust zu feiern. Musikus Bernd Scheuer machte sich das zunutze und heizte dem Publikum schon mal kräftig ein.

So war es noch früh am Abend, als der Saal erstmals kochte und Scheuers diesjähriges Faschingscredo „Steh auf – mach laut!“ einübte. Schon lange ist die kleine, aber feine Faschingsveranstaltung auf der Altenburg kein Geheimtipp mehr; in diesem Jahr wurden sogar Gäste aus Köln begrüßt. Zu ihren Fans zählt auch die Bundeskanzlerin (Stephanie Ebert), die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal die Gäste begrüßte und wieder gemeinsam mit ihrer heimlichen Liebe Horst Schlämmer (Carsten Ebert) durchs Programm führte.

Alle Fotos: Traudi Schlitt

„Ich würd‘ ja kommen“, rief sie ihm von einem Bühnenende zum anderen zu, „aber die Brücke ist gesperrt.“ Zum dritten Mal bereits dient das Brückendesaster von Altenburg für kleine und große Gags, und man hatte nach diesem Abend durchaus das Gefühl, dass das auch noch die nächsten Jahre so bleiben könne: Weder der Ortsvorsteher noch der Bürgermeister mochten sich da festlegen.

Nach den üblichen Plänkeleien, bei denen Horst Schlämmer bereits Teile seinen Riesengebisses eingebüßt hatte, eröffnete traditionell und fulminant die Konfetti-Garde des ACC das Programm. Sie boten eine sagenhafte Performance und waren – wie nicht anders zu erwarten – eine richtige Augenweide.

Rhythmisch und mysteriös: Auftritt der „Castle Hills Girls“ unter Schwarzlicht

Mit sichtlicher Freude trat danach Bürgermeister Stephan Paule in die Bütt. Er ist ein treuer Gast und großer Fan des Altenburger Faschings, der sich auch als profunder Kenner Altenburger Interna entpuppte: Die Verwirrung um die Straßennamen, die bei den Rettungsdiensten zum „Altenburger Schach“ führt, Beschwerden über Lärmbelästigung durch den Kindergarten oder die Entdeckung des Kasper-Gedächtnis-Weges: Kein Geheimnis war vor ihm sicher. Die Kommunalpolitik kommentierte er mit Anekdoten zum Kita-Neubau – hier prophezeite er den Jetztgeborenen, dass sie die Kita auf jeden Fall von innen sehen würden, spätestens, wenn sie ihre eigenen Kinder dort abliefern würden -, zur Sanierung des Erlenteiches oder der Lindenfällung am Ludwigsplatz. „Dagegen sein ist immer leicht“, postulierte er und nutzte die Bühne, um für ein wenig mehr Reflexion und etwas weniger gedankenlose Kritik in den sozialen Medien zu werben.

Nach Paules Männergespräch mit Horst Schlämmer gingen im DGH die Lichter aus – und zwar geplant. Die „Castle Hill Girls“, die sich zum ersten Mal in dieser Formation zusammengefunden hatten, lieferten eine großartige Tanznummer ab. Unter Schwarzlicht wurde es ziemlich rhythmisch und sehr mysteriös, als die acht Tänzerinnen ihre Michael-Jackson-Reminiszenz ablieferten, mit einer coolen Choreographie und Spaß an Bewegung. Ihre Identität gaben sie erst am Ende ihres Auftrittes preis – sehr zur Freude des begeisterten Publikums.

Tosender Applaus für Königsdisziplin des Tanzes

Ein alter Bekannter in der Altenburger Bütt ist David Tauscher, der hier erstmals nicht als Heinz Becker, sondern als David Tauscher auftrat. Er hatte Impressionen aus seinem FKK-Urlaub auf Sylt mitgebracht (Kopf-Kino an!) und ließ sein Publikum an seinen nicht immer ganz stubenreinen Erfahrungen im Lauterbacher Krankenhaus teilhaben, wo unter der geübten Hand einer rasierenden männlichen Schwester ein „Braunbär zur Nacktschnecke“ wurde (Kopf-Kino immer noch an!). Betrachtungen, mit denen man sich durchaus Optionen auf einen Platz im Kabinett von Frau Merkel schafft, wie diese hoffnungsvoll verkündete.

Adele Placht verschaffte sodann mit einem kleinen Song Einblicke in die Arbeit der Altenburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Dort werden im Übrigen, wie Moderator Horst Schlämmer anerkennend bekanntgab, einige der Requisiten des Faschings hergestellt. Auf die „Königsdisziplin des Tanzes“ freute sich der Moderator anschließend, als er die Damen der Roten Garde des ACC ankündigte. Sie schafften es mit ihrem energiegeladen Auftritt mühelos, den Saal einmal mehr zum Kochen zu bringen – das Publikum dankte es ihnen mit tosendem Applaus.

Sketche und Witz sorgten für Lacher und Applaus

Das Altenburger Programm bot eine sehr gute Mischung aus Tanz, Musik, Klamauk, Reden und Sketchen. Letzteres ist das Metier von Roland Mohr und Kathrin Planz. Als altes Hausmeister-Ehepaar Elsbeth und Aloysius zogen sie vom Leder, wobei sie mit Unliebenswürdigkeiten nicht gerade sparsam waren. Elsbeth berichtete von einer Klogeschichte der besonderen Art, um die man sie nicht beneiden würde, während ihr Ehemann ihr ungläubig lauschte und am Ende doch froh war, dass sie der hochmodernen Anlage mit Drehmotor und Hochdruck-Dusche glücklich entronnen war.

Ein Garant für gutgemachten Witz, gelungene Auftritte und viel Musik und Gesang ist seit Jahren in Altenburg die Formation „Heinz and Friends“. Rund um den ehemaligen Ortsvorsteher tummelt sich eine illustre Runde, die mit viel Spaß meist bekannte Lieder präsentiert und persifliert. In diesem Jahr machte dabei eine spektakuläre Blondine von sich reden. Die Loreley saß – vermutlich am Ufer der Schwalm, am Ende gar an der vielbeschriebenen Brücke – und riss bekanntlich jeden in die Tiefe, der von ihrer Schönheit geblendet war. Ähnlich ging es dem Publikum, denn der Hingucker des Abends war Heinz Heilbronn als meerjungfrauenbeflosste Loreley mit wallendem Haar – ein gelungenes Beispiel dafür, was man, nachdem die Bürde eines politischen Amtes von einem abgefallen ist, alles werden kann. „Loreley“ und „Rasputin“ von Dschingis Khan performten die fünf und natürlich hatten sie Lacher und Applaus auf ihrer Seite.

Natürlich mit dabei: „Ahleburger Lappearsch“ und „Fantastische 6“

Zu den Altenburger Originalen auf der Faschingsbühne zählen auch die „Fantastischen 4“, die sich in diesem Jahr wieder auf „Fantastische 6“ erweitert hatten. In witzigen Kostümen spielten sie ein kleines gestisches Stück von einem Kinoabend in Alsfeld. Kaum ein Klischee ließen sie aus, vom Popcorn am Anfang über das unvermeidliche Aufstehen und Durchlassen der nachfolgenden Gäste bis hin zu der Anmache unbegleiteter Damen und Herren in der Dunkelheit des Kinosaals. Die Quintessenz dieser Szene war, wie es ein durch die Sitzordnung getrenntes, doch vereinigungswilliges Paar am Ende schafft, zusammenzukommen. Ein roter Stringtanga spielte dabei eine wichtige Rolle – mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden.

Als Chronist des Jahres und des Ortes trat wie immer der „Ahleburger Lappearsch“ in Person von Rainer Paul in die Bütt. Akribisch hatte er gesammelt, notiert und gereimt und berichtete dem Publikum vom Flößer von Altenburg, einer auf ihrer Tour eingeschlafenen Postbotin, einem grade noch mal so gutgegangen missglückten Reifenwechsel oder einer Pizza, die in Alsfeld und nicht in Altenburg auf ihre Abholer wartete. Vertauschte Mülltonnen, Diesel im Rasenmäher, Frostschutz in der Weinflasche oder eine Softair-Pistole im Handgepäck – nichts entgeht dem Lappearsch, selbst die Sperrung des Flughafens Hahn aufgrund eines roten Köfferchens von der Altenburg gehörten zu seinem Sammelsurium aus Pleiten, Pech und Pannen.

Männerballett als krönender Abschluss

Das Finale kurz vor Mitternacht gebührte – wie eh und je – dem Männerballett. Harte Jungs betraten in diesem Jahr die Bühne, befreiten sich testosteronsprühend von ihren Jet-Piloten-Overalls, und man fragte sich schon, ob es in diesem Jahr wohl auch in Altenburg keine Frauenrolle mehr im Ballett geben würde. Frauen gab es tatsächlich keine, doch galaktischen Besuch dreier heißer Vulkanetten, die den Männern so richtig einheizten und dem Altenburger Publikum gleich mit. Das ließ sich nun nicht mehr lange bitten und folgte sowohl dem Aufruf zur Polonaise als auch zum Tanz. Und dieser Programmpunkt war frei gestaltbar und dauerte bis in den frühen Morgen.

Am Nachmittag waren dann noch die jungen Altenburger Narren gefragt: Der Kinderfasching lockte mit einem bunten Programm zum Abschluss der Altenburger Faschingszeit ins DGH.

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